Als vor Jahren der Gedanke eines „fairen Salon“ in meinem Kopf entstand, kam dieses nicht von ungefähr. Es war die Entstehungszeit der Billigfriseure, die mit zehn Euro Preisen auch meine Kunden lockten.
Als Unternehmer handelte ich und ein Qualitätsmanagement mit Vorgaben und Salonstandards wurde ins Leben gerufen, um eine Qualitätssteigerung herbeizuführen und den Billigfriseuren Paroli bieten zu können. Das erforderte zusätzlichen Einsatz für Alle, vom Chef bis hin zum Azubi. Es gab Meetings in welchen selbstverständlich auch die Forderung nach Leistungssteigerung und mehr Umsatz auftauchte - und auf massiven Widerstand stieß.
Verblüffender Weise ganz besonders von den leistungsstärkeren Mitarbeitern, die aber längst nicht an der Grenze des realisierbaren angekommen waren. Plötzlich stand ich mit dem Rücken zur Wand und sah mich mit dem Vorwurf konfrontiert: lieber Chef die zehn Euro Salons verdienen ja auch, wie machen die das denn? Ich, der mit dem Willen angetreten war, ein guter und gerechter Chef zu sein, sah mich als Halsabschneider angeprangert.
Meine Selbstständigkeit startete aus privaten Gründen recht spät. So dufte ich als Mitarbeiter über Jahrzehnte Erfahrungen sammeln und mir eine eigene, wertvolle Meinung bilden. Angefangen mit meiner Lehrzeit mit noch einer 48 Stunden Woche, Ohrfeigen vom Meister und Tätigkeiten wie Schaufenster putzen und Küchendienst, führte mich mein Weg bis zur Meisterprüfung mit Auszeichnung und Tätigkeit in einem Exklusiv-Salon. Ein langer Weg, auf welchen ich erkannte, das Tarifverträge (sowie vorgeschrieben) eigentlich nie ausliegen, Tarife unterlaufen, gesetzliche Regelungen nicht eingehalten werden und…. schweigen wir lieber ……
Meine Mitarbeiter sollten es besser haben!
Die Vorstellung: fördere deine Mitarbeiter, behandle und bezahlen Sie gut und alles wird gut… war einer meiner größten Irrtümer.
Nebst Lohn und Provision investierten wir in Seminare, Langhaar und Hochstecken beispielsweise. Auch am Wochenende- zum Unmut der Mitarbeiter die sehr wohl für die verlorene Freizeit wie tariflich vorgesehen entlohnt wurden. Als ich einige Zeit später die entsprechende Werbung schaltete, fegte ein Sturm der Entrüstung durch den Salon: „Chef die paar Seminare… das können wir noch nicht richtig…!!!“ Mein Hinweis, das flaue Sommermonate hinter uns lagen, Leerlauf Zeiten in denen Zeit zum Training war, stieß auf Entsetzen!
„Auch das noch! Modelle! Übungskopf! wir sind doch keine Auszubildenden…!!!“ Auch so ein Irrtum in den Köpfen mancher Mitarbeiter: „mit Erhalt des Gesellen Briefes endet die Verpflichtung zur Weiterbildung“
Irren ist menschlich –
und wir unterliegen solchen Irrtümern Tag für Tag. Weil wir es nicht besser wissen, nicht anders gelernt haben, uns nicht auf andere Meinungen einlassen wollen. Aus zahllosen Mails und Anrufen weiß ich, das genau solche und ähnliche „Irrtümer“ auch heute noch in vielen Salons an der Tagesordnung sind, und den Erfolg verhindern.
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