Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Ist Dein Lohn gerecht?

Mal wieder ein neuer Gehaltsscheck,


 

Mal wieder ein neuer Gehaltsscheck, diesmal vom Portal kaufda.de.
Jede/r Friseur/in kann vergleichen was wir Haarkünstler, im Verhältnis zu anderen Berufen, verdienen. Oder auch nicht. Diesmal ganz neu: hier in Real-Zeit.

Interessant ist das schon, wenn auch nicht sehr aussagekräftig, denn mehreres fällt auf:
Der Stundenlohn im Friseurhandwerk wird hier noch mit 7,92 € angegeben, dabei gilt seit dem 01.08.2015 auch hier der Mindestlohn von 8,50 €.
Trinkgelder fallen hier nicht ins Gewicht, gehören auch nicht fest hinzugerechnet, aber Fakt ist: das Geld hat man (jede Friseurin) zur Verfügung.

Auch im Friseurberuf gibt es Mitarbeiter, die heutzutage sehr gutes Geld verdienen. Andere krebsen ewig an der Untergrenze herum.
Jeder muss sich darüber klar sein, dass dieses auch mit der eigenen Leistung zu tun hat und jeder seinen Arbeitsplatz frei wählen kann.
Ein Unternehmen kann nur das bezahlen, was vorher real eingenommen und erwirtschaftet wurde.

Im Friseurhandwerk wird die erbrachte Leistung (betriebswirtschaftlich) mit dem Lohnfaktor bemessen, (Bruttolohn x Lohnfaktor = Zielumsatz)
Nach dieser Rechnung wird sichtbar, ob ein/e Mitarbeiter/in sich für das Unternehmen trägt.
Der Lohnfaktor ist individuell und wird an Hand der Kostenstruktur des Unternehmens berechnet.
Gängig ist heute der Lohnfaktor 4, bedeutet: um 1.000 € Bruttolohn zahlen zu können, müssen 4.000,- € erzielter Umsatz vorhanden sein.

In der Regel ist dieses eine gut erzielbare Größe, zumindest wenn der Salon mit Normalpreisen arbeitet. Bedenklich wird es bei Discountern, wo dieser Umsatz mit z.B. 13,- € Preisen erzielt werden soll, hier teilweise auch über Lohnfaktor 4 liegt. (Ein Nicht-Erreichen des Zielumsatzes ist rechtlich gesehen übrigens kein Kündigungsgrund)

Mit anderen Worten: dieser Gehaltsvergleich von Kauf.da hinkt ein wenig.
Trotzdem möchte ich dieses als Meldung verbreiten, denn zwei Dinge werden auch sichtbar:

Berufe, die mit und am Menschen arbeiten, sind die schlechter bezahlten. 

Ein Friseur braucht hiernach 7:33 Minuten um einen Euro zu verdienen.
In der gleichen Zeit hat ein DAX Vorstand bereits 348,39 Euro verdient. Dieses betrifft auch Politiker, die hier ihren "Nebenverdienst" generieren.

In keinem Verhältnis zu allen Anderen steht der Verdienst von Mario Götze, der in der gleichen Zeit (in 7:33 Minuten)  1023,- € Euro verdient hat.
Auch wenn er ein talentierter Fußballer ist, letztlich hat er bis auf ein kaufmännisches Praktikum in der BVB-Geschäftsstelle keine Ausbildung und trägt auch keine Verantwortung für irgendwelche Menschen.

Die Stundenverdienste von Tätigkeiten mit Verantwortung für Menschen: Chefärzten (8,33€), Lehrer (3,21€) und Erziehern (1,61€) bleiben abgeschlagen hinten und zeigen: gerechte Löhne bleiben vorerst Utopie.

Streiken? So wie es die Erzieher tun? Zumindest machen Sie sich bemerkbar.
Mehr Lohn hätten sie letztendlich verdient, ebenso die Tätigen im Friseurhandwerk deren Entgelt noch rund 35% darunter liegt.

Auf der einen Seite geht es um die liebevolle Betreuung und Zukunft der Kinder, auf der anderen Seite um das Wohlfühlen und Aussehen der Menschen und ebenfalls liebevolle Tätigkeit an Diesen. Problem bei der Sache: sowohl liebevoll Tätigkeit, noch erbrachter Einsatz sind messbar.
Hingegen Götzes Tore, oder die vom Dax Vorstand erzielten Gewinne sind Fakt und werden so auch honoriert.

Hieraus bedingt sich der zweite Denkansatz:
Wir müssen unser Denken ändern!

Wir Friseure müssen selber lernen, über unsere Arbeit zu reden, diese positiver darstellen und nicht immer die Samariter spielen.
 

Fakt ist: zwei Drittel der deutschen Bundesbürger verdienen deutlich mehr als die, im Friseurhandwerk tätigen.
Sobald sich aber eine Dienstleistung geringfügig verteuert – und sei es nur um gestiegene Kosten aufzufangen, fangen bei Mitarbeitern die Diskussionen und bei Chefs die Gewissensbisse an. 

Friseure/innen schauen (seltsamerweise?) immer erst auf die, welche weniger Geld zur Verfügung haben.
Nein, nicht seltsamerweise: das ist einfach erklärbar und rührt aus der Emotionalität (Einfühlungsvermögen und Mitleidensfähigkeit) her. 
Hier wird das, was Friseure/innen auszeichnet, ihre Nähe zum Menschen, zum Bumerang.

Schließlich müssen wir uns aber immer fragen ,ob unserer Leistung den Preis / die Preiserhöhung gerechtfertigt. Das entscheidet letztlich der Kunde. 
Vielleicht ist es auch Dieses, was vielen ein schlechtes Gewissen macht? 
Beides kann (muss) man ändern, unzureichende Leistung ebenso wie falsches Denken!

Investiere in Deine Leistung und Qualität – rede darüber, dann klappt es auch mit Deinem Verdienst besser.
Was gerecht ist....... das ist ein anderes Thema........

zum Verdienstvergleich
http://www.kaufda.de/info/so-viel-verdient-deutschland/

 

kaufda1

 

 

 

 

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