Manchmal weiß man nicht ob man vor Wut und Enttäuschung heulen oder in die Tischkante beißen soll. Jahrelang wird auf den schlechten Ausbildungsvergütungen im Friseurhandwerk herumgehackt. Die Presse haut drauf, das Image leidet, damit ist auch der Nachwuchs und Personalmangel vorprogrammiert.
Einen vorbildlichen Weg ist jetzt der Landesinnungsverband Bayern gegangen und hat zusammen mit der Gewerkschaft Ver.di. eine tarifliche Regelung für die Ausbildungsvergütung der knapp 4.000 Friseur Auszubildenden in Bayern erarbeitet.
Die Vertreter der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber und die Gewerkschaft waren sich einig, hier etwas Großes auf den Weg gebracht zu haben.
Dieser Tarifvertrag für Auszubildende sollte für Allgemeinverbindlich erklärt werden und damit für alle! Friseur-Auszubildenden in Bayern gültig sein. Dieses muss beim Arbeits-, und Sozialministerium des Landes beantragt werden. Dieser Antrag wurde von den Arbeitgebervertretern abgelehnt.
„Es ist menschenverachtend, dass Vertreter der Wirtschaft Lohndumping und eine Verschlechterung der Ausbildung unterstützen!“ so Kai Winkler Vertreter der Gewerkschaft Ver.di.
Hier spielen sich ähnliche Szenen ab wie im aktuellen Geschehen unseres Landes:
Rhynair gibt Standorte auf - weil die Arbeitnehmer gestreikt haben,
Autokonzerne wollen Stellen abbauen - wenn eine Dieselnachrüstung zur Pflicht werden soll…
Geld und Macht – der Mensch verliert.
So auch im Friseurhandwerk:
der Kodex für Friseure in Europa, unter Mitwirkung der EU vor Jahren entstanden, ist in Deutschland nie richtig publik geworden…. weil einige Groß-Unternehmer dagegen waren.
Warum wohl?
Hier die gesamte Pressemeldung des Landesinnungsverbandes Bayern.
Vereinigung der bayerischen Wirtschaft verhindert verbindliche Ausbildungsvergütungen für Friseure
Mit völligem Unverständnis reagieren die bayerischen Friseure auf eine Entscheidung im Tarifausschuss des bayerischen Arbeits- und Sozialministeriums, bei der die branchenfremden Arbeitgebervertreter eine verbindliche Regelung der Ausbildungsvergütung für die knapp 4.000 Friseurazubis in Bayern abgelehnt haben.
Der Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks und die Gewerkschaft ver.di haben im Frühjahr einen Tarifvertrag über die Ausbildungsvergütungen abgeschlossen. Dieser Tarifvertrag sollte jetzt durch den Tarifausschuss für allgemeinverbindlich erklärt werden und damit für alle Friseurauszubildenden in Bayern gelten. Das ist im Moment vom Tisch. Damit verhindert die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) flächendeckend bessere Ausbildungsvergütungen im Friseurhandwerk.
Die Vertreter der vbw im Tarifausschuss des Arbeitsministeriums ignorierten damit den Willen der Arbeitgeber und Beschäftigten im Friseurhandwerk und stimmten gegen den gemeinsamen Antrag von Landesinnungsverband und Gewerkschaft. Der Tarifausschuss ist paritätisch von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite besetzt. Die Arbeitnehmerseite hat den Antrag auf die Allgemeinverbindlichkeit unterstützt. Die Reaktionen von Landesinnungsverband und Gewerkschaft sind eindeutig.
„Es ist ein Skandal und menschenverachtend, dass die Vertreter der Wirtschaft Dumping und Verschlechterung der Ausbildung unterstützen und rechtlich legitimieren“, so Kai Winkler, Vertreter der Gewerkschaft ver.di.
„Gute Ausbildungsvergütungen, so wie wir sie im Tarifvertrag vereinbart haben, sind auch der Schlüssel für eine hochwertige Ausbildung im Friseurhandwerk. Die Entscheidung des Tarifausschusses ist für uns völlig unverständlich“ betont Christian Kaiser, Landesinnungsmeister des bayerischen Friseurhandwerks.
Jetzt prüfen Landesinnungsverband und Gewerkschaft das weitere Vorgehen.
Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks