Langes Haar galt in vielen Kulturen auch als ein Zeichen der persönlichen Freiheit und Würde. Sklaven und Gefangenen wurde als äußeres Zeichen ihrer Unfreiheit der Kopf kahlgeschoren oder gar- wie bei den Indianerstämmen- skalpiert. Noch während des zweiten Weltkrieges soll es vorgekommen sein, daß Frauen, die sich mit Besatzungssoldaten eingelassen hatten, von ihren Landsleuten durch gewaltsames abschneiden der Haare bloßgestellt und gedemütigt wurden. Ein ′G´scherter′ (Geschorener) genannt zu werden, gilt in Süddeutschland noch heute als eine Beleidigung, weil damit ein ehrloser, rücksichtsloser, zu Gemeinheiten fähiger Mensch gemeint ist.
In manchen Regionen galt oder gilt noch heute das Schneiden der Haare als Zeichen der Unterwerfung. Ein Beispiel dafür ist die Tonsur (eine kreisförmige, ausrasierte Kahlstelle am Kopf) der christlichen Würdenträger im Mittelalter. Noch heute lassen sich Mönche und Priester einiger asiatischen Religionsgemeinschaften aus dem selben Grund den Kopf kahl scheren.
Im Mittelalter sah man sogar einen Zusammenhang zwischen der Haarfarbe und dem Charakter eines Menschen. Besonders unglücklich waren rothaarige Menschen, sie galten als jähzörnig, man mißtraute ihnen und verspottete sie. Es waren nicht selten gerade die roten Haare, die einer Frau den Vorwurf einbrachten, eine Hexe zu sein, was dann meist in der Folterkammer oder gar auf dem Scheiterhaufen ein Ende fand.
Bei fast allen Völkern, in fast allen Kulturen verstanden es die Menschen, mit der Frisur die eigene Erscheinung zu verschönern.
Ob die Haare lang oder kurz, ungeordnet oder kunstvoll frisiert getragen wurden, war allerdings nicht immer vom persönlichen Geschmack allein abhängig. In der Frisur drückte sich oft die Zugehörigkeit zu einem Volk, einem Stamm, einer bestimmten sozialen Schicht oder sogar einer politischen Richtung aus. So trugen beinahe alle deutschen Männer während der Zeit des dritten Reiches den Scheitel auf der rechten Seite, eben wie Adolf Hitler.
Wie in der Zeit der Franz. Revolution galt in den 60er und Anfang der 70er Jahre dieses Jahrhunderts bei uns langes, ungeordnetes Haar als Symbol des Protestes gegen die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen (Zeit der Studentenunruhen). Langes, ungepflegtes erscheinendes Kopf- und Barthaar kann natürlich auch ganz einfach Desinteresse an der Mode ausdrücken.
Noch oder gerade heute ist für die Jugend die Frisur Ausdruck ihrer Persönlichkeit, auch hinsichtlich der politischen oder sozialen Einstellung: Sei es als Punk, Skinhead, Popper oder einfach modeorientierter Teenager.