Oft haben wir das Gefühl, wer ehrlich im Markt agiert, der ist der Dumme.
Zu oft erfahren wir, Unternehmen die in Deutschland Milliardenumsätze generieren, entziehen unserem Land die Steuerzahlungen. Auf legale Art und Weise.
Wir wissen hingegen, das wir als Unternehmer im Friseurhandwerk, fast 50% der gesamten Einnahme für Steuern und Sozialleistungen abführen müssen.
Eine Ungleichbehandlung die nicht nur wirtschaftlich schwer verdaubar ist, sondern auch den Unmut der Marktteilnehmer hervorruft.
Das, mit fatalen Folgen, die mit hansatischem Kaufmannsdenken rein garnichts mehr zu tun haben.
Mir ist es ein Graus, wenn ich sehe, wie sich unsere Politik von den Großen der Wirtschaft einlullen läßt, und Gesetze, Vorgaben, Regelungen für solche Wirtschaftsgiganten schafft.
Das fängt damit an, das sich im Friseurmarkt über 90.000 Unternehmen bewegen, Steuern werden allerdings nur von 53.000 Unternehmen entrichtet.
In der vorgenannten Zahl von 90.000 Unternehmen befinden sich rund 25.000 steuerbefreite Kleinstunternehmer so wie schätzungsweise 15.000 bis 18.000 mobile Friseure. (Jahr 2010) Euro / Monat)
Auf der anderen Seite bewegen sich Discounter und Kettenbetriebe, die zwar nur 18,1% der im Markt befindlichen Unternehmen ausmachen, aber 61% des gesamten Umsatzes der Branche erwirtschaften. Da wir wissen, das Diese fast die gleichen Gewinnspannen erwirtschaften, durch 1a Lagen aber höhere Mietkosten generieren, stellt sich die Frage nach dem Zustandekommen der neidrigen Preise mit denen Kunden gelockt werden.
Die ehrlich agierenden Marktteilnehmer scheinen die Dummen.
Die derzeitige Politik in unserem Land führt in eine sich vergrößernde Kluft zwischen arm und reich. Die derzeitige Politik begünstigt Großkonzerne und legalisiert Wege zur Steuerflucht, die der Mittelstand ausbaden muss. Die derzeitige Politik macht familiengeführten Unternehmen das Überleben fast unmöglich, unlautere Methoden werden zum Überlebenskampf genutzt. Die derzeitige Politik stellt jeden Unternehmer als potentiellen Steuersünder dar, dort wo Umsätze nach unten korrigiert werden, schaut man großzügig weg, hier lohnt keine Prüfung. Geprüft werden Unternehmen die Ihren Umsatz ehrlich versteuern. Unlautere Methoden werden nicht erkannt und zugelassen.
Das kann es nicht sein!!!
Auch aus solchen Überlegungen entstand die von mir gegründete Initiative "DER FAIRE SALON"
Als Initiator dieser Wertegemeinschaft, der aktuell 412 erfolgreiche Unternehmender angehören, stellte ich bereits vor der letzten Bundestagswahl Forderungen an die Politik. Fakt ist: die meisten Politiker haben von Wirtschaft und Handwerk kaum einen blassen Schimmer.
Meine Hoffnung, mit solchen Statemants Gedanken in den Politikerköpfen zu bewegen, gebe ich nicht auf.
Aktuell ist ein mir gut bekannter SPD Politiker, Andreas Rimkus, Vorsitzender der SPD Düsseldorf, in den Bundestag eingezogen.
Mit Andeas Rimkus habe ich sehr oft über Billigpreise, faire Löhne und Unbilligkeiten im Markt dikutiert, Rimkus arbeitet intensiv an diesen Themen, so das ich ihm die von mir vorgebrachten Forderungen, leicht überarbeitet zur weiteren Verwendung überreiche.
Was dabei herauskommt, welches Feedback wir erhalten, darüber werde ich alle Leser weiter informieren. Hier die Liste der Forderungen:
Forderungen an die Politik
- Abschaffung / Begrenzung der Kleinstunternehmerregelung
Betriebe die angeben dauerhaft weniger als 1.450,- € Brutto-Monatsumsatz zu erwirtschaften( jährlich 17.500 €) sind nicht in der Lage, dem Unternehmer eine ausreichende Existenzgrundlage zu sichern, vielfach ist eine Aufstockung zum Lebensunterhalt nötig, an eine Vorsorge zur Alterssicherung kann wegen der unzureichenden Gewinnsituation nicht gedacht werden.Zudem sind diese Unternehmen von der Umsatzsteuer befreit, das ergibt gegenüber den restlichen Marktteilnehmern eine Wettbewerbsverzerrung, da die gesparten 19% des Umsatzes zum Vorteil in die Preiskalkulation eingebracht werden können.
Wir fordern eine Abschaffung oder eine zeitliche, auf die Startphase des Unternehmens begrenzte Regelung. Wer bei solcher Unternehmerischer Tätigkeit seinen Lebensunterhalt staatlich subventionieren lassen muss oder keine Altersvorsorge betreiben kann, sollte besser als Arbeitnehmer tätig sein. Wir fordern deutlich verstärkte Kontrolle dieser Unternehmen durch die Finanzbehörden. Derer gibt es im Friseurhandwerk zur Zeit rund 25.000! - Stärkung des Meistertitels
Die seit Jahren gängige Praxis, die Meisterpflicht aufzuweichen und immer mehr Gesellen zuzulassen, hat zu einer dramatischen Zunahme der Betriebsstätten geführt und einen, teils unfair geführten, Verdrängungswettbewerb ausgelöst.
Es ist unsinnig junge Menschen, direkt nach der Ausbildung, zur Meisterprüfung zuzulassen um Arbeitslosenzahlen zu beschönigen. Auch nach einer Meisterprüfung fehlt diesen Menschen die ausreichende Berufspraxis, sie gelten als kaum vermittelbar, werden so in eine Selbstständigkeit getrieben, die zum Scheitern verurteilt ist.
Wir fordern die Beibehaltung und Stärkung der Meisterpflicht. Die Arbeit am Menschen erfordert hohe Verantwortung und bedarf dieser besonderen Qualitätssicherung.
Gleichzeitig fordern wir Kontrolle über Einhaltung der Meisterpflicht, insbesondere bei Discount und Kettenbetrieben. - Absenkung der Umsatzsteuer
Wir fordern die Absenkung der Umsatzsteuer auf 7 % für Lohn und personalintensive Dienstleistungen. Rund 45 % der gesamten Einnahmen hat ein ehrlich arbeitender Friseurunternehmer direkt als Steuer und Sozialabgaben abzuführen. Im heutigen Verdrängungswettbewerb eine unzumutbare Belastung. Im Vergleich zu den Abschreibungsmöglichkeiten großer Konzerne, ist hier der Mittelstand klar benachteiligt. - Verstärkte Kontrollen
Rund 500.000 ehemalige Mitarbeiter des Friseurhandwerks betätigen sich illegal im Markt und entziehen den Betrieben Kunden und Umsatz. Vielfach wird eine Hartz IV Leistung durch diese Nebentätigkeit aufgebessert.
Trotz anderslautender Meldungen wissen wir, ein Heer von potentiellen Arbeitskräften entzieht sich auf dieser Weise dem Markt, Hartz IV plus Schwarzarbeit ist lohnenswerter. Von Seiten der Agentur für Arbeit passiert hier zu wenig. Obwohl genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, werden hier unglaubliche Summen für Arbeitsunwillige vergeudet. - Mindestlohn
Vollzeittätige Mitarbeiter werden, insbesondere von Billigdiscountern- in die Teilzeit gedrängt um geschäftliche Risiken wie Leerlaufzeiten auf die Schultern der Allgemeinheit auszulagern und Kosten für Löhne zu sparen. Dem Allgemeinwohl wird auf diese Art der Beitrag entzogen.
Dieser Trend wird seit Jahren beobachtet und dürfte sich durch die Einführung des Mindestlohnes deutlich verstärken.
Von der Bundesagentur für Arbeit haben wir für den Zeitraum 2000-2012 folgende Zahlen erhalten: *1)
- versicherungspflichtige Beschäftigte / Vollzeit:
Jahr 2000 152.991
Jahr 2012 106.367 bedeutet – 46.624 - geringfügig und Teilzeitbeschäftigte:
Jahr 2000 25.144
Jahr 2012 43.554 bedeutet + 18.410
Bedeutet dass die Zahl der Vollzeit Tätigen dramatisch abgenommen hat, hingegen ist die Zahl der geringfügig und Teilzeitbeschäftigten gestiegen. Erstaunlich ist auch die Tatsache das von rund 260.000 Beschäftigten im Friseurhandwerk (Jahr 2012, Quelle BGW) lediglich 149.500 versicherungspflichtig beschäftigt sind. Wer den Friseurmarkt kennt, merkt schnell, dass diese Zahlen so nicht stimmen können.
Hier sind deutlich verstärkte Kontrollen und Prüfungsmechanismen erforderlich und notwendig. Die Frage der Finanzierbarkeit solcher Kontrollen ist nicht relevant. Es muss davon ausgegangen werden, dass die hier genannten Teilzeitbeschäftigen staatlich unterstützt werden müssen, während auf der Arbeitgeberseite Zahlungen zur Solidargemeinschaft entzogen werden. Das wiederum wird auch künftig, im Rentenalter, Kosten für die Allgemeinheit nach sich ziehen.
Rene Krombholz
Friseurmeister und Fachautor
Betreiber www.friseur-news.de – Initiator www.der-faire-salon.de
*1) Quelle: Dieter Schneider – MARKTLÜCKE