Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Billig kostet Geld

Billig muss es sein – aber vorsicht, die Zeche zahlen wir Alle!


Wenn es um Arbeitsbedingungen in Indien oder Thailand geht, sind wir hier in Deutschland schnell empört. Zu Hungerlöhnen müssen die Menschen dort schuften, damit bei uns ein T-Shirt nur drei Euro kostet oder eine Jeans zehn Euro.

Doch brauchen wir gar nicht in die Ferne zu schweifen, denn auch hierzulande gibt es immer mehr Menschen, die regelmäßig arbeiten und trotzdem beim Staat um Hilfe betteln müssen, um einigermaßen über die Runden zu kommen.

Die Kosten hierfür sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Zur Aufstockung von Niedriglöhnen und geringen Einkommen haben die Steuerzahler seit dem Start von Hartz IV mehr als 50 Milliarden Euro aufbringen müssen, berichtet die „Frankfurter Rundschau“ unter Berufung auf Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium.

Fragwürdige Angebote

Doch wer nur die Arbeitgeber für diese Situation verantwortlich macht, verschließt die Augen vor der eigentlichen Ursache. Seit Jahren befinden sich die Bundesbürger auf Schnäppchenjagd. Der Haarschnitt für fünf Euro und keiner hinterfragt, wie das sein kann. Beispielsweise die Dauerwelle für 10,- €uro, wenn darin 19% Umsatzsteuer, 1,5 Stunden Arbeitslohn und Kosten für Material, Energie, Miete, Versicherungen plus Gewinn enthalten sein sollen…

Vorwurf gegen Friseurkette: Betrug in 486 Fällen

Fatal: hier helfen auch keine Mindestlöhne oder Lohntarife, die Branche ist kreativ wie der aktuelle Prozess gegen eine Friseurkette in Schwenningen zeigt: die Staatanwaltschaft wirft dem Unternehmen KLIER systematischen Betrug in 486 Fällen vor. Hier wurden zum Teil Jungfriseurinnen mit niedrigem Tariflohn als Salonleiter eingesetzt obwohl hier, laut Handwerksordnung,  zwingend ein Meister vorgeschrieben ist. So spart man Kosten…

Lohntarife werden unterlaufen

Als im Frühjahr 2009 die neuen Tarife in NRW bekannt wurden gab es einen lauten Aufschrei insbesondere bei Billiganbietern und Kettenfriseuren (die sich vehement gegen die Allgemeinverbindlichkeit gesträubt hatten.) Ein verpflichtender Mindestlohn von 7,60 €uro (Brutto) für Jungfriseurinnen schien mit Billigpreisen nicht finanzierbar.

Das war von den Tarifparteien auch so beabsichtigt,  um der Ausbreitung von Geringverdienern Einhalt zu gebieten – doch viele Unternehmen kürzten daraufhin die Arbeitszeiten der Mitarbeiter. Für die Betriebe ist das kein Problem,  die durchschnittliche Auslastung der Salon liegt bei maximal 70%. Für Friseurinnen bedeutet weniger Arbeitszeit aber sofort weniger Gehalt und oft den Gang zum Sozialamt. Die Allgemeinheit zahlt die Zeche…

Der ehrlich und fair arbeitende Friseur
hat das Nachsehen. Von 10,- €uro Einnahme gibt er automatisch 4,30 €uro an die öffentlichen Hände, an die Solidargemeinschaft zurück.

Von 10,- €uro beim herkömmlichen Friseur

gehen sofort an den Staat (bei 19% MWSt auf den Nettoumsatz)

1,60 €uro

Es verbleiben vorerst beim Unternehmen

8,40 €uro

 

Davon sind Lohnaufwand

3,60 €uro

 

- abgeführt werden davon Arbeitgeberanteil & BGW

 

0,70 €uro

- abgeführt werden davon Arbeitnehmeranteil

 

0,60 Euro

- abgeführt werden weiter Lohnsteuer

 

0,40 €uro

- Nettolohn für Mitarbeiter 1,90 €uro

 

 

Material

2,70 €uro

 

Gewerbesteuer

 

0,10 €uro

Es verbleiben dem Unternehmen

2,00 €uro

 

- hiervon werden abgeführt EK Steuer, Kirchensteuer

 

0,60 €uro

- Pflichtversicherung Handwerker

 

0,30 €uro

Nettolohn des Unternehmers

1,10 €uro

 

abgeführt an die öffentliche Hand von 10,- € Einnahme

 

4,30 €uro

 

Während sich Billiganbieter Arbeitskräfte aus der Staatskasse subventionieren lassen, keine oder reduzierte Steuern zahlen, billig Material einkaufen und abgespeckte Dienstleistungen anbieten, gibt jedes fair arbeitende Friseurunternehmen fast die Hälfte seiner Einnahmen an die Solidargemeinschaft zurück.

Rund 30% der Friseurbetriebe zahlen beispielsweise keine Mehrwertsteuer sonder streichen sich diese 19% vom Umsatz direkt als Gewinn ein.

 

 

 

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