PRÜM. Das Friseurhandwerk ist eines der meistbetroffenen Gewerke im Zuge der anhaltend nötigen Hygienemaßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus. Betroffen davon auch die Jahreshauptversammlung, die man aus Sicherheitsgründen Mitte September als Videokonferenz abhielt. Über die Bildschirme mit einander verbunden berichtete Obermeister Guido Wirtz den teilnehmenden Mitgliedern von der Arbeit der Innung und des Landesverbandes Friseure & Kosmetik Rheinland. Ein wahrer Kraftakt wurde von März bis Mai geleistet, um die Friseurbetriebe mit Informationen während des Lockdowns zu versorgen und für den Neustart im Mai mit Arbeitshilfen zu unterstützen. „Das war schon eine besondere Zeit, die sich wohl keiner von uns Friseuren zurückwünscht“, so Wirtz. Besonders hart getroffen hatte es die Friseursalons, die wie seiner in der Nähe zu Luxemburg liegen. „Die Einstufung Luxemburgs als Risikogebiet hat uns einen weiteren Schlag versetzt.“ Die Umsatzeinbußen waren und sind enorm. Denn die Bedienplätze können nur teilweise genutzt werden, um die geltenden Abstandsregeln einzuhalten. Neben finanziellen Einbußen berichten auch viele Friseurkollegen, wie belastend das permanente Tragen der Masken ist, insbesondere an den heißen Sommertagen. „Manche Kunden beschweren sich, weil sie das Tragen der Masken während der Behandlung als unangenehm empfinden. Wir müssen damit komplette Arbeitstage durchstehen“, erzählen die Friseure und hoffen auf mehr Verständnis, auch bei ihrer Kundschaft.
Um einen weiteren Lockdown wie im Frühjahr zu verhindern, laufen aktuell Gespräche von Innung und Landesverband mit der Politik. Man will gerüstet sein für den Fall der Fälle. Aber es geht bei den Gesprächen auch um faire Wettbewerbsbedingungen in ihrem Handwerk, zum Beispiel durch stärkere Kontrollen der Aufsichtsbehörden. Denn nicht jeder Salon hält sich an die Auflagen gleichermaßen und verschafft sich damit Vorteile, indem er mangelnden Abstand in Kauf nimmt, um mehr Kunden gleichzeitig bedienen zu können.
Die Versammlung beschäftigte sich auch mit den aktuellen Zahlen im Ausbildungsbereich.
Wie auch in anderen Branchen haben die Schließungen während des Lockdowns die Jugendlichen verschreckt, wenn es um die Wahl des Ausbildungsberufes geht. Die Ausbildungszahlen sind zum Ausbildungsstart am 1. August um mehr als 60 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei erfuhr das Friseurhandwerk gerade in diesem Jahr ein Öffentlichkeitsinteresse wie kaum zuvor. Fotos der wildesten Frisuren kursierten im Frühjahr durch die sozialen Netzwerke und ein Jeder sehnte die Salonöffnungen herbei. „Das Friseurhandwerk ist ein krisenfester Berufszweig. Auch wenn der Lockdown natürlich hart war, so ist der Bedarf ungebrochen und die Friseurbranche wird sich auch wieder erholen“, weiß Dirk Kleis, Geschäftsführer der Innung. Er appelliert an die kreativen jungen Menschen, die vor der Berufswahl stehen, sich in einem Praktikum von der Vielfalt des Berufes zu überzeugen. „Und ab diesem Jahr gibt es auch eine deutlich höhere Ausbildungsvergütung“, gibt er den jungen Erwachsenen noch mit auf den Weg.
Foto-Autor: Guidos Haarladen, Körperich