„Was, wenn es nicht funktioniert?“, fragt ein Teilnehmer des Business-Seminars von Robert Cromeans. „Was, wenn doch“, ist seine Antwort. „Think big, traut Euch!“ Stundenhonorare abrechnen und weniger Kunden pro Stylisten planen, um besser beraten und interagieren zu können. Der Global Artistic und Business Director von John Paul Mitchell Systems® hatte für seine Europatournee mutige und spannende Tipps im Gepäck.
Was für uns neu ist, sind für Robert und sein Team erprobte und bewährte Thesen: „Wir arbeiten erfolgreich mit Stundenhonoraren, widmen uns dem Kunden und klären mit Zeit und Ruhe seine Wünsche sowie Erwartungen. So werden unschöne Überraschungen an der Kasse vermieden.“ Die Sorge, dass man Kunden verliert, weist er nicht von der Hand: „Es wird immer ein paar Verluste geben, aber es kommen dafür neue Kunden nach.“
Robert Cromeans Business-Tipps
Die Preisgestaltung
„Wir sind es wert! Unsere Arbeit sollte entsprechend honoriert und entlohnt werden.“ 40 Euro für einen Haarschnitt – diesen Preis zahlen Kunden in seinem Salon bei einem jungen Stylisten, der am Anfang seiner Laufbahn steht. Die Preise sind je nach Mitarbeiter gestaffelt: fair und transparent für alle. „Mit einem Preis wird Wertigkeit vermittelt. Ob Du 40 oder 200 Euro bezahlst, wirkt sich auf die Erwartungen an das Produkt aus.“
Die Kundenfrequenz
„Less is more: Weniger Kunden und pro Kunde mehr Zeit.“ Eine Frequenz von bis zu zehn Kunden pro Tag dient weder dem Stylisten noch dem Kunden. „Viele Kollegen überbuchen sich, sind im Stress und arbeiten sich buchstäblich ab. Das spürt der Kunde und es wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit aus.“, sagt Robert. Er plädiert für Qualitätszeit mit den Kunden und ist überzeugt: Weniger Kunden, aber besserer Service bringen mehr Geld. Wichtig für ihn sind die Beratung und folgende sechs Fragen, die jeder Friseur stellen sollte:
1. Wie ist Deine Haarstruktur?
2. Was ist Dein Wunschlook und was ist Dein Limit?
3. Gibt es ein Beispielfoto Deiner Traumfrisur (Instagram, Pinterest ...)?
4. Wann möchtest Du das nächste Mal in den Salon kommen?
5. Wie viel willst Du zuhause in Deine Haar-Routine investieren?
6. Wie hoch ist Dein Budget?
Die Preiserhöhung
„Ob ein Monteur oder ein Büroangestellter: Gehälter werden pro Stunde bezahlt und berechnet. Wieso nicht auch beim Friseurbesuch?“ Mit einer Preisstruktur auf Stundenbasis werden Dienstleistungspreise transparent und fair. Schluss mit dem Schock an der Kasse, wenn die aufwendige Umfärbung von Braun auf Blond „teuer“ wird. Oftmals sind die Kunden mit dem Ergebnis glücklich. Doch das Überraschungsmoment an der Kasse trübt die Freude und hinterlässt ein unschönes Gefühl. Mit Stundenpreisen wird die Abrechnung für beide Seiten leichter und transparenter.
Roberts Formel für die Honorare: > Durchschnittlicher Preis pro Haarschnitt + 20 bis 30 % = Stundenpreis <
Was, wenn Kunden sich über höhere Preise beschweren?
Robert bietet in seinem Salon Preise für jedes Budget. Das Level der Stylisten bestimmt den Preis. Er hat fünf Level: vom Rookie zum Topstylist, wie Robert. „Im Schnitt kann man pro Kunde auf 300 Euro kommen.“ Auch wenn das zunächst nach viel klingt, ist es im Angesicht global steigender Kosten ein Anfang.
„Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es im Leben mehr gibt als Arbeit. Dieses neue Gleichgewicht sollten Friseure nutzen, um ihren Kunden und sich selbst eine bessere Lebensqualität zu geben. Weniger Kunden + mehr Service = eine neue Art des Arbeitens. Eine, die wir dringend brauchen, um den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren. Wir benötigen dieses Gleichgewicht.“