Elisabeth Würz ist Friseurmeisterin in Neumarkt und Obermeisterin der Friseurinnung. Zudem ist Ihr Salon Mitglied in der, von mir initiierten, Wertegemeinschaft für das Friseurhandwerk „Der faire Salon“.
Anfang Dezember übersandte sie mir (wie auch anderen Medien) ein Video, welches auf die Notsituation vieler Friseurunternehmer aufmerksam machen sollte. In einigen Facebookgruppen erntete sie darauf hin Schmäh- und Buhrufe, wurde abgekanzelt, verspottet und beschimpft.
Unverständnis auch mir gegenüber, warum ich überhaupt so etwas verbreiteten würde.
Meine Antwort: wenn Menschen etwas für das Friseurhandwerk bewegen wollen, dann freut es mich zunächst. Eine solche Botschaft, wie die von Elisabeth Würz, hat mit der ästhetischen Schönheit unseres Handwerks zugegebenermaßen nicht viel zu tun. Aber wie gewinnen wir? Wir können vielleicht in Schönheit sterben, das war’s dann aber auch. Werbung muss auffallen! Das hatte vor Jahren schon der Benetton Konzern erkannt und erfolgreich praktiziert. Natürlich auch mit Gegenstimmen - aber genau das ist es ja: es wird darüber geredet! Ziel erreicht!
Was mich mittlerweile dabei traurig stimmt ist die Tatsache, dass nahezu jeder, der etwas beginnt und bewirken will, gnadenlos ausgebuht und heruntergemacht wird.
Vielfach durch Kollegen/innen die sich jeglichem Engagement für eine berufliche Gemeinschaft entzogen und von jeglicher Verantwortung hierzu losgesagt haben.
So wurden in den letzten Jahren Innungen und Verbände geschwächt, sind vielfach nur noch schwer handlungsfähig. Was dort wirklich geleistet wird, dessen sind sich die, in diesem Beruf Tätigen, meist gar nicht bewusst. Sie wollen es auch nicht wissen und genau das ist schade.
Den Menschen in diesen ehrenamtlichen Positionen gehen langsam Motivation und Ideen aus, weil sie neben ihrer tagtäglichen Salonarbeit gegen Windmühlen kämpfen.
Da werden Salons aufgespürt, die es SO nicht geben dürfte! Mühsam werden rechtlich handfeste Wege zur Schließung angegangen - bis dann der/die nächste Kollege/in ihren Meisterbrief gegen Bezahlung für solch ein schwarzes Schaf zur Verfügung stellt. Es werden krasse Vorwürfe und Szenarien vorgebracht um üble Machenschaften - die es nun mal gibt - anzuprangern und zu beenden. Wenn es dann darum geht, diese Vorwürfe zu fixieren um eine Handhabe zu haben, sind Erinnerungslücken angesagt. Überhaupt werden Missstände (zu Recht) angesprochen, sobald die Idee auftaucht diese zu melden oder der Sache nachzugehen, schließt sich ein Schutzwall von Kollegen/innen um diese Person: „wie bei der Stasi – kehrt vor der eigenen Tür – habt ihr nichts besseres zu tun?“
Wenn letztlich, so wie aktuell, Friseure anonym in den Medien berichten das sie pro Tag 10-11 Kunden bedienen - trotz Lockdown - ist das bezeichnend. Leider.
Aktuell fordert der ZV von den Fußballern, die schließlich eine Vorbildfunktion haben, Solidarität mit dem Friseurhandwerk. Zwar ist dieses Thema heute bundesweit in allen Medien – trotzdem muss sich der ZV verspotten und beschimpfen lassen. Und JA! Natürlich gibt es wichtigeres wie die Köpfe der Fußballer, die Existenznot vieler Salons zum Beispiel. Dort wo DAS diskutiert wird, dort sehen sich die Friseure allerdings auch heftiger Kritik ausgesetzt. Schließlich gibt es Branchen die 2020 keinerlei Einkommen hatten und ebenfalls auf Hilfe warten, bis zu Aussagen wie: "Jetzt klagen die, welche ihre Leistung für 30,- € anbieten während Andere sich mit 10,- € eine goldene Nase verdienen...!"
Untätigkeit auf breiter Front - aber massive Forderungen an die Wenigen die überhaupt noch was tun - und ein mächtiges „immer mal drauf“ auf die, welche eine eigene oder andere Meinung haben.
Meint ihr, wir kommen so weiter???
Persönlich denke ich, das wir völlig andere Denkansätze brauchen – die habe ich an anderer Stelle einmal festgehalten….
Nachzulesen hier: Die Ehrlichen bleiben die Dummen
Rene Krombholz
Friseurunternehmer und Fachautor
Initiator der Wertegemeinschaft "Der faire Salon"
Vorstandsmitglied der Friseurinnung Düsseldorf
Betreiber www.friseur-news.de