Die Verunsicherung in dieser Coronazeiten ist gewaltig und trifft jeden, Fake News und Irrtümer sind an der Tagesordnung. Darum hier die wesentlichen Fakten neutral zusammengefasst.
Corona ist eine Pandemie die sich weltweit verbreitet, nicht besonders gefährlich dafür aber hoch infektiös. Die Frage ist nicht OB sondern WANN wir uns anstecken.
Bei dem WANN stellt sich die Frage: besser jetzt (wo die medizinische Versorgung noch gegeben ist) oder in einigen Wochen zum Höhepunkt der Infektionen.
Darüber informiert in verständlicher Form das Bundesministerium für Gesundheit
Unter diesem Gesichtspunkt finde ich die kontrovers geführten Diskussionen pro / kontra Salonschließung als nicht zielführend an. Viele Kollegen/innen fordern dazu auf Friseurtätigkeiten zu untersagen, weil sie dann Entschädigung erwarten. Sie unterliegen einem Irrtum: wird eine Schließung von Bund, Land oder Kommune angeordnet, gibt es KEINE Entschädigung für Umsatzausfall oder entgangenen Gewinn.
Pro Schließung – hierzu gibt es eine Online Petition
Entschädigung gibt es nur wenn der Salon wegen Verdacht auf Infektionen oder Quarantänemaßnahmen durch das Gesundheitsamt geschlossen wird. Solange es diese Situation nicht gegeben ist, steht es jedem Unternehmen frei zu schließen oder eben nicht, in Sachen Entschädigung spielt das keine Rolle.
Entschädigung bei Schließung wegen Tätigkeitsverbot oder Quarantäne muss innerhalb von 3 Monaten beim zuständigen Gesundheitsamt beantragt werden. Zuständigkeit nach Postleitzahl
Das Ihrige finden Sie hier
Ebenso beim Kurzarbeitergeld, welches auch bei freiwilliger Schließung beantragt werden kann, sofern die weiteren Bestimmungen eingehalten werden.
Informationen und Videoanleitungen zu den Voraussetzungen für Kurzarbeitergeld
Die Ängste der Mitarbeiter vor Ansteckung sind groß – aber das wird die Situation nicht ändern, es wird sich nahezu jeder Bundesbürger infizieren. Allerdings ist aus den Foren eine große Demotivation herauszuhören. Schlecht bezahlt, so nah am Menschen und als Einige schutzlos ausgeliefert…
Nun – dem ist nicht so. Viele Berufstätige sind derzeit nah am Menschen und längst nicht alle werden besser bezahlt. Hier ist der Chef als Motivationstrainer gefragt. Zudem herrschen im Friseurhandwerk strenge Hygienevorschriften, die in vielen Salons sogar ausgeweitet worden. Die Entscheidung Friseurbetriebe geöffnet zu lassen, ist wohl auch in Abstimmung mit dem Robert-Koch Institut erfolgt, auch wenn es um nicht wenige Menschen geht, so sieht es auch Unternehmensberater Joe Ritter aus Berlin
"Sehr geehrter Herr Spahn,
diese Entscheidung verstehe ich nicht: Friseur/in und Kunde/in sind für Ihre Behandlung über einen Zeitraum von 30 bis 90 Minuten in direkter körperlicher Nähe, eine Infektion im Fall der Falle also nicht zu vermeiden.
Mit der Entscheidung, rund 82.000 geöffnet zu lassen, gefährden die Länder rund 240.000 Mitarbeiter der Branche, die im Schnitt jeden Tag 8 Kunden bedienen. Die ergibt PRO TAG 1.920.000 Kontakte in unvermeidbar körperlicher Nähe. Ich halte das für unverantwortlich gegenüber Kunden und Mitarbeitern.
Joe Ritter
Den Unternehmern geht es naturgemäß auch nicht gut. Der Verdrängungswettbewerb der letzten Jahre so wie die allgemeine Branchensituation machen Probleme. Ganz besonders hinsichtlich der Liquidität:
Steuerpflichtige Friseurbetriebe (das bedeutet Unternehmen, nicht Salons) gibt es 52.261
Hiervon erzielen 73%, das sind über 38.000 Unternehmen einen Umsatz BIS MAXIMAL 125.000 €.
Bei großzügig geschätzten 25% Gewinn ergeben sich 2.600 € Bruttoeinkommen, wobei KV / Beiträge, EK Steuer und Altersvorsorge abgehen.
Zusätzlich gibt es 25.000 steuerbefreite Salons, deren monatliches Einkommen bezifferte das HANDELSBLATT kürzlich mit 800 € bis 1.000 €.
Bei diesen über 63.000 Betrieben wird es nur wenige geben, die über genügend Rücklagen für die Zeit einer längeren Schließung verfügen. Viele davon dürften froh sein, noch arbeiten zu dürfen.
In den Nachrichten ist die Rede von vielen bereitgestellten Mitteln und Hilfen.
Hierbei ist anzumerken: das sind fast ausschließlich Hilfen in Kreditform, müssen also irgendwann auch zurückgezahlt werden. Fast immer erfolgen Antrag und Kreditbewilligung über die Hausbanken, die wiederum sind mit der angespannten Lage im Friseurhandwerk ebenso vertraut wie mit der Situation Ihres Salons….
Zudem erlebe ich das die „schnellen Hilfen“ längst nicht so schnell sind wie es das Wort vermuten lassen würde. Viele Banken wissen bis heute nicht welche Hilfen es gibt, wie die Antragsverfahren laufen und dergleichen. Es wird also dauern… und auch bei vielen, deren Kreditwürdigkeit wackelt, nicht bewilligt werden.
In solchen Situationen kann eine Bürgschaft hilfreich sein, Bürgschaftsbanken minimieren das Ausfallsrisiko für Ihre Hausbank. Dieses kann relativ einfach online beantragt werden.
Bürgschaften beantragen
In Arbeit sind derzeit Soforthilfen für Einzelunternehmer und Kleinbetriebe, die sind in der Höhe begrenzt, müssen auch nicht zurückgezahlt werden. (so zumindest der momentane Stand) Allerdings müssen die privaten Möglichkeiten hierzu ausgeschöpft sein.
Wir werden Sie hierzu informieren, sobald weitere Informationen vorliegen.
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Eine sehr klare und deutliche Erklärung der derzeitigen Situation kommt vom LIV Bayern. Christian Kaiser, Landesinnungsmeister, fasst zusammen um was es im Moment geht und was zu erwarten ist.
Erklärung von Christian Kaiser LIV Bayern
Halten wir Zusammen – gemeinsam sind wir stark! Schließt der Landesinnungsmeister und dem ist nichts hinzuzufügen. Das Miteinander ist jetzt zielführend, aber leider sieht die Realität völlig anders aus. Was derzeit in den einschlägigen Foren des Internets abgeht, ist alles andere als social und verträglich. Angst essen Seele auf, das bestätigt sich gerade wieder.
Eines bedauere ich:
als systemrelevant ist das Friseurhandwerk eingestuft worden. Eine Wertschätzung und Akzeptanz ohnegleichen. Warum? Das haben viele Menschen gefragt, wir hätten es ihnen erklären können. Weil es ein Handwerk auch mit sozialer Komponenete ist, wir zum Wohlfühlen der Menschen beitragen und manches mehr.
Statt dessen hat die Mehrheit der Kollegen/innen diese Aussage lächerlich und unglaubwürdig gemacht. Eigentlich sehr schade finde ich.
Und das in einer Branche die ständig wegen mangelnder Wertschätzung jammert .....
Kurz über lang wird es zu landesweiten Ausgangssperren kommen, ich rechne fast stündlich damit.
Eine Zeit in der wir – trotz vieler ungelöster Probleme – vielleicht etwas Ruhe finden, vielleicht auch die Besinnung auf ein besseres Miteinander.
Bleiben Sie gesund – mit kollegialen Grüßen
Rene Krombholz