Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 11.12.2024

Weltfrauentag!?

Heute ist Weltfrauentag, aber was macht man da eigentlich? Gratulieren?


Heute ist Weltfrauentag, aber was macht man da eigentlich? Gratulieren? 
Man möge mir diese Frage verzeihen. Auch wenn ich ein absoluter Befürworter der Frauenrechte bin, ich weiß es nicht. 

Als männlichen Wesen älteren Semesters, habe ich die Entwicklung der Frauenrechte live miterlebt. Zur Zeit meiner Geburt mussten Lehrerinnen noch zölibatär (ohne Männer) leben und den Beruf aufgeben, sobald sie heirateten. Lehrerinnen sollten sich in Keuschheit ganz ihrer erzieherischen Aufgabe widmen. Wenn nicht, kostete sie das den Job und auch ihre, bis dahin angesammelte, Altersvorsorge. Gleiches galt bis 1956 für Beamtinnen in Baden-Württemberg. 

Bis 1962 durften Frauen kein eigenes Bankkonto haben, auch keinen Beruf ausüben, wenn es dem Mann nicht gefiel. Dieser konnte sogar den Arbeitsvertrag seiner Frau kündigen. 
Bis in die siebziger Jahre hinein durften Frauen keine größeren Einkäufe tätigen, sondern nur Waren des täglichen Bedarfs erwerben. 
Vieles änderte sich erst mit dem Gleichberechtigungsgesetz 1977.

Persönlich, war ich immer schon der Meinung: würde unsere Welt von Frauen regiert, sähe vieles vollkommen anders aus! Frauen bringen Leben in diese Welt und sind bestrebt, es zu erhalten. Ein wesentlicher Unterschied zu den kampfbetonten, männlichen Wesen. 

Mit Entsetzen verfolge ich die Geschehnisse im Iran und im nahen Osten. 
Wobei mir bewusst ist, auch in unserem Land gibt es noch viel zu tun.
Wie kann es sein, dass pro Woche, drei Frauen in unserem Land durch häusliche Gewalt ums Leben kommen?  
Wie kann es sein, dass Frauen ungleich schlechter bezahlt werden und eigentlich bis zum gestrigen Tag (im Vergleich zur Männerwelt) drei Monate umsonst gearbeitet haben? 

Oder auch bei uns im Friseurhandwerk: 
laut ver.di finden sich im öffentlichen Dienst, die schlecht bezahltesten Berufe in unserem Land.
Darf ich einmal vergleichen?  Ein ungelernter Straßenkehrer erhält tariflich einen Stundenlohn von 18,- € plus Zulagen. Von der gleichen Gewerkschaft, nämlich ver.di, wird einer qualifizierten Friseurmeisterin ein Stundenlohn von 14 € zugebilligt! Das macht mich wütend! 

In Anbetracht meines Wissens darüber, was Frauen – auch in unserem Team oder in diesem Beruf leisten – ist für mich der Weltfrauentag kein Grund zur Gratulation - wohl aber ein Tag voller Wünsche. 

Bitte macht weiter so, es liegt noch viel viel Arbeit vor Euch / vor uns. Meine Wünsche gehen an meine kleine Enkeltochter – möge sie irgendwann – wirklich gleichberechtigt ihren Lebensweg gehen können. Mit dem Kampf pro Mindestlohn und fairer Arbeitsbedingungen im Friseurhandwerk habe ich versucht einen Beitrag zu leisten – und werde dieses Ziel auch weiterverfolgen. In der Hoffnung, das möglichst viele Chefs / Chefinnen diesem Gedanken folgen und mit einer vernünftigen Lohn/Preispolitik die Zukunft der Mitarbeiterinnen vor Altersarmut schützen. Das ist unsere Pflicht als Arbeitgeber!

Rene Krombholz 
Initiator der Wertegemeinschaft “der faire salon” 
www.der-faire-salon.de 

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