Das Friseurhandwerk verzeichnet nicht erst in letzter Zeit einen harten Preiskampf. Die Corona-Krise und verschiedene andere Umstände haben der Branche insgesamt zugesetzt. Der sich immer weiter verschärfende Kampf um Kunden wird von einigen Salons dabei über Dumpingpreise geführt. Eine gefährliche Entwicklung findet auch die Unternehmerin und Haarexpertin Nesrin Obermeier.
Preisdumping und seine Folgen
Kundengewinnung über möglichst niedrige Preise voranzutreiben, ist in vielen Friseursalons an der Tagesordnung. Man schaut nur auf eine kurzfristige Anziehung von mehr Kunden durch immer weiter reduzierte Preise. Dabei werden die möglichen langfristigen Folgen für die gesamte Branche ignoriert.
Viele Friseure sorgen sich um die sich verringernde Wertschätzung der ganzen Branche. Auch wenn sich nur einzelne Friseurunternehmen unter Wert verkaufen, hat das Folgen für alle. Warum das so ist, schauen wir uns an einzelnen Aspekten der Entwicklung genauer an.
Preisdumping und Wertschätzung für das Friseurhandwerk
Wer sich permanent unter Wert verkauft, kann nicht erwarten, dass die eigene Dienstleistung in der Öffentlichkeit wertgeschätzt wird. Allgemein hat das Friseurhandwerk zunehmend mit der eigenen Reputation zu kämpfen. Immer niedrigere Preise erwecken den Eindruck, dass die Dienstleistung tatsächlich nichts mehr wert ist.
Die Kundinnen und Kunden gewöhnen sich an die niedrigen Preise und erwarten diese. Preissteigerungen und angemessene Preise sind in der Folge kaum noch durchzusetzen. Die Reputation des Friseurhandwerks leidet. Die meisten Menschen erkennen nicht mehr, dass hinter der Friseurin/dem Friseur eine Fachkraft steckt, die eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen hat. Auf Dauer kann das die Nachfrage nach der Dienstleistung insgesamt verringern und das Friseurhandwerk weiter in den Niedriglohnsektor verdrängen.
Preisdumping erhöht den Druck auf die Lohnstruktur
Schon jetzt gehört der Lohnstandard im Friseurhandwerk zu den niedrigsten unter den Handwerksberufen. Die qualifizierte Ausbildung, die Kreativität und die Motivation der Friseure und Friseurinnen finden kaum noch Beachtung.
Vor allem spiegeln sich diese Faktoren nicht in der Entlohnung wider. In der Folge entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine Ausbildung in Friseurunternehmen. Auch wer bereits die Ausbildung durchlaufen hat, bringt immer weniger Motivation für den Beruf auf, wenn er/sie nicht angemessen entlohnt wird. Viele Friseure und Friseurinnen flüchten in andere Berufe. Das niedrige Lohnniveau drückt zusammen mit den Dumping-Preisen das Leistungsniveau der gesamten Branche. Immer weniger Friseurinnen und Friseure interessieren sich für die Weiterqualifizierung zum Meister. Das verdünnt auf Dauer das Angebot auf dem Markt.
Fachkräftemangel wird bedrohliche Ausmaße annehmen
Fast in allen Berufen und Branchen nimmt der Fachkräftemangel Fahrt auf. In einem Bereich, in dem niedrige Löhne gezahlt werden, in dem die Motivation schlecht ist und mit Dumping-Preisen gearbeitet wird, vollzieht sich diese Entwicklung noch erheblich schneller. Dem Friseurhandwerk drohen die qualifizierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auszugehen. Das Angebot für Friseurleistungen verringert sich. Zwar kann diese Entwicklung auf Dauer zu einer Preissteigerung für die gesamte Branche führen. Jedoch können diese dann eher angemessenen Preise zu einem Zeitpunkt kommen, in dem viele Unternehmen bereits aufgegeben haben, weil sie keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr gefunden haben. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das Überleben der gesamten Branche auf dem Spiel steht.
Dumpingpreise sorgen für unfairen Wettbewerb
Wer als Friseurunternehmen mit Dumping-Preisen arbeitet, ruiniert auf Dauer nicht nur seine eigene Existenz. Die Wertschätzung für das gesamte Friseurhandwerk leidet und über kurzfristige Vorteile im Wettbewerb werden Unternehmen an die Wand gedrückt, die angemessene Preise verlangen, um ihre Fachkräfte angemessen zu entlohnen. Es ist kurzsichtig, mit niedrigen Preisen Kunden anzulocken, weil diese Strategie angesichts steigender Energiepreise, Fachkräftemangel und anderer Faktoren nicht lange durchzuhalten ist.
Ausblick und Lösungsmöglichkeiten
Friseurunternehmen müssen sich bei allem Wettbewerb untereinander mehr als eine Einheit und als Vertreter des Friseurhandwerks insgesamt begreifen. Mehr Informationen, mehr Zusammenarbeit auf übergeordneten Ebenen und der Kampf um angemessene Entlohnung müssen weiter in den Fokus des einzelnen Friseurunternehmers rücken. Unternehmen müssen mit ihren qualifizierten Handwerksleistungen und ihrer gesamten Kreativität mehr an die Öffentlichkeit treten, um die eigenen Leistungen gezielter zu vermitteln. Auf diese Weise wird sich auch das Verständnis für veränderte Preisstrukturen jenseits von Dumping-Preisen verändern. "Schwarze Schafe" der Branche müssen gezielt angesprochen und benannt werden, um dem unkontrollierten Preisdumping Einhalt zu gebieten.
Fazit: Für das Friseurhandwerk steht viel auf dem Spiel!
Nicht nur Experten wie Nesrin Obermeier sehen die Gefahren für das Friseurhandwerk in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit vermehrt an Boden zu verlieren, wenn Preisdumping unkontrolliert weiter geführt wird. Besonders kleinere und mittelgroße Unternehmen spüren schon heute, wie der Fachkräftemangel und weitere Belastungen wie die hohen Energiepreise sie belasten. Wenn Friseurunternehmen nicht verstärkt dazu übergehen, die Qualität ihres Handwerks auch über die Preise zu vermitteln, können die Aussichten für die gesamte Branche sehr düster sein. Hier sind Bewusstsein und Informationsarbeit auch der Innungen und Fachverbände gefragt, um diesen Unternehmen wieder die Wertschätzung zu verschaffen, die sie verdienen.
Kurzinfos zur Autorin Nesrin Obermeier:
Nesrin Obermeier hat sich als Expertin in der Friseurkunst und im Bereich Haarverlängerungen einen Namen gemacht. Ihr Salon „Nesrin Private Hairlounge“ hat sich erfolgreich etabliert. Sie hat ihr umfangreiches Fachwissen genutzt, um hochwertige Pflegeprodukte und Extensions zu entwickeln, die das Haar gesund und strahlend erhalten.
Kontakt: https://nesrin.de
