Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Politik fragt Friseure

Das dürfte ein Novum gewesen sein, Corona macht es möglich.


Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments Rainer Wieland, hatte Friseure zum digitalen Meinungsaustausch eingeladen, welchem weitere Staatssekretäre, Bundestags- und Landtagsabgeordnete zugeschaltet waren.

300 Teilnehmer diskutierten schließlich zu Themen rund um die Pandemie: Richtlinien zur Wiedereröffnung, Hygienemaßnahmen, finanzielle Hilfen und etliches mehr. 

Rainer Wieland begrüßte die Zuhörer und machte darauf aufmerksam, dass die Politik sich die Situation der Friseure deutlich zu Herzen nimmt, was bei einigen Teilnehmern zu Gelächter und Unmutsäußerungen führte. Der Parlamentarier reagierte prompt und wies darauf hin, dass auch er aus einem Unternehmerhaushalt kommt und die Sorgen der Dienstleister sehr wohl kennt.

Interessant die Darstellung der wirtschaftlichen Situation eines durchschnittlichen Salons, Anfangs der Gesprächsrunde. Anhand des Beispiels, mit Monatsumsatz 20.000 € wurde gezeigt, dass den Unternehmen kaum Gewinn übrigbleibt. Das war in Richtung Politik beeindruckend! 

Allerdings war hier ein grober Fehler versteckt: es ist leider so, dass 73 % der Friseurbetriebe nicht über einen Jahresumsatz von 125.000 € hinauskommen (Quelle: Jahresbericht ZV/2018) 
Somit muss der im Vortrag genannte Umsatz eigentlich halbiert werden, was die Situation noch dramatischer macht.

Es wurde über viele Punkte diskutiert: Roberto Laraia sprach sich für die Öffnung der Salons aus und merkte an, dass Kunden aktuell nicht mehr warten und durch unkontrollierte Schwarzarbeit mehr Schaden entsteht, als es bei einer Öffnung der Fall wäre. Er forderte auch eine Überprüfung der Soforthilfen auf deren Rückzahlbarkeit. 

Viele Teilnehmer sprachen sich gegen Bestimmungen wie in Österreich aus: FFP II Masken ja, Test’s nein. Der Friseurbesuch darf für die Kunden nicht zum Corona Hindernislauf werden.
Schnellere, auch besser zugeschnittene Hilfen wurden diskutiert, ebenso der bisherige unzureichende Zugang zu diesen. 

Nun war dieses eine Diskussion, um Orientierung für die Zukunft zu finden.  Eine Verkündung neuer Beschlüsse stand nicht auf der Tagesordnung. Trotzdem wurde Rainer Wieland von einigen Friseuren immer wieder aufgefordert zu benennen, wie es weitergehen soll. Hierauf konnte er jedoch keine Antwort geben. Diese Diskussion sollte schließlich auch Wege finden und Vorbereitung für weitere Beschlüsse sein. Es wurde deutlich, dass auch die Politik vor Neuland steht. Vor Situationen, die sich täglich und stündlich ändern. Situationen, die es vorher nie gegeben hat und es daher auch keine allgemein gültigen Vorgehensweisen geben kann.  Das wiederum, wollten nicht alle teilnehmenden Berufskollegen/innen hören und taten dies auch deutlich kund. 

Besonders gut gefallen hat mir an dieser Stelle Gabi Stern aus Asperg bei Ludwigsburg. Sie brachte die psychische Situation in der Branche zur Sprache: keine Hilfen wie in der Gastronomie, keine Einkünfte seit Mitte Dezember und die Zahlungen gehen weiter, … daraus resultiert Hilflosigkeit und letztlich dann auch Wut. Sie benannte den Bruch in unserer Gesellschaft, aber auch im Kollegenkreis und bat um Besonnenheit. 

„Wenn sie 20 Kollegen/innen aus verschiedenen Ländern fragen würden, wo sie denn aktuell gerne leben möchten, dann würden mit ziemlicher Sicherheit 16 davon hier in Deutschland leben wollen!“ kommentierte Rainer Wieland die Situation und fuhr fort: „In anderen Ländern werden diese Corona Diskussionen, trotz drastisch anderer Notlagen, auf einer ganz anderen Grundlage diskutiert!“

Persönlich stimme ich dem voll und ganz zu – Auch mich ärgert der Umgang vieler Kollegen/innen untereinander maßlos. Jeder der versucht etwas zu bewegen wird sofort niedergemacht und erntet massive Kritik, meist von denen, die noch nie in einer Innungsversammlung oder dergleichen waren.
Inhaber bisher gutgehender Salons sehen sich dem Vorwurf der Misswirtschaft und Unfähigkeit ausgesetzt, weil die Rücklagen aufgebraucht sind. Die Kritiker indes scheinen das bei max. 125.000 € Jahresumsatz und daraus resultierendem Unternehmerlohn von rund 1.600,- € brutto im Monat (bei max. 15% Gewinn) irgendwie gelöst zu haben. Chapeau! 

Letztlich ein interessanter und auch fruchtbarer Meinungsaustausch. Persönlich frage ich mich aber: wie gehen die Kollegen/innen, die hier derart respektlos agierten, letztlich im Salon mit den Menschen um? 

Rene Krombholz
 

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