Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 15.06.2025

Insolvenz: Das Unternehmen Marlies Möller

Friseure zwischen Premium und Billigangebot


Es scheint paradox: 
während in der Wella Pressekonferenz zur TOP HAIR 2025 ein Zuwachs der Barberszene um satte 44 % genannt wird, schließen Salons im Premiumbereich.
Widersprüchlicher und unübersichtlicher können die aktuellen Meldungen aus dem Friseurhandwerk kaum sein. 
Auf Facebook diskutieren gerade Friseurunternehmer wie sie die Flut der Kundenanfragen bewältigen können. „Ausgebucht in den nächsten 3 Monaten“ schreibt Lisa B. – „wir schicken laufend Neukunden weg!“ bestätigt der Kollege aus Kassel. 

Gleichzeitig müssen renommierte und bekannte Unternehmen im Friseurhandwerk aufgeben. Mitarbeitermangel ist einer der am häufigsten genannten Gründe, gefolgt von Altersgründen und wirtschaftlichen Problemen. 

„Uns geht es bestens!“
so ist die Botschaft der meisten Friseurunternehmer: innen, zumindest in den sozialen Medien. Dabei sind über 30% der deutschen Salons steuerbefreite Kleinstunternehmen, oft Ein-Personen-Betriebe mit einem Monatsumsatz von unter 2083 € – also weniger als 120 € pro Tag.

Umsatz ist nicht Gewinn! 
Selbst wenn man großzügige 40 % des Umsatzes als Gewinn ansieht, so ergibt sich trotzdem daraus ein vollkommen unzureichendes Monatseinkommen von unter 1.000 € pro Monat. 

Die wirtschaftliche Lage des Friseurhandwerks in Deutschland bleibt angespannt, meldet der Zentralverband des Friseurhandwerks. Die anhaltende wirtschaftliche Zurückhaltung wirkt sich spürbar auf das Konsumverhalten aus – viele Kundinnen und Kunden verzichten auf häufige oder kostenintensive Salonbesuche. Dies führt zu geringerer Auslastung und sinkenden Umsätzen in zahlreichen Betrieben. Gleichzeitig belasten steigende Betriebskosten und der zunehmende Personalmangel den Arbeitsalltag. Eine spürbare Entlastung ist kurzfristig kaum in Sicht, schreibt der Zentralverband in seiner aktuellen Pressemitteilung.

Die Realität ist nicht „bestens“ 
Jetzt traf es sogar einen der bekanntesten deutschen Salon:  Marlies Möller mit Salons in Hamburg, Düsseldorf, Hannover und sogar auf Mallorca meldete Mitte Juni 2025 Insolvenz an. Marlies Möller, eine Marke die für Stil, Qualität und Glamour steht. Persönlichkeiten wie Gloria Estefan und Denzel Washington gaben sich hier ein Stelldichein, Fernsehauftritte und gute Presse untermauerten den Erfolg. 

Auch dieses AUS gehört zu den Pandemie-Folgen, auch wenn staatliche Hilfen flossen, haben die Corona-Jahre viele Salons wirtschaftlich geschwächt. Rückläufige Kundenzahlen und hohe Fixkosten in Premiumlagen dürften das Geschäft zusätzlich belastet haben.

Salons im Premiumbereich
Hier sieht die Lage deutlich entspannter aus als im unteren Preissegment – aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. 
Kund:innen im Premiumsegment zahlen oft 80 € bis über 150 € für einen Haarschnitt – und erwarten dafür nicht nur perfekte Ergebnisse, sondern auch ein luxuriöses Erlebnis. Der Fachkräftemangel wirkt auch hier – besonders, weil wirklich gute Mitarbeiter selten und teuer sind.

Die Kostenexplosion kommt hinzu, aber auch die Kundenzurückhaltung hat Folgen. Auch zahlungskräftige Kundschaft überdenkt in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ihre Ausgaben – Luxus wird selektiver konsumiert.

Laut Branchenberichten des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks ist der Umsatz im Premiumsegment stabil bis leicht steigend, während die Zahl der Betriebe insgesamt rückläufig ist. Premiumsalons schneiden bei der „Wertschöpfung pro Kunde“ deutlich besser ab als der Branchendurchschnitt.

Der Premiumbereich bleibt ein Leuchtturm der Branche – aber auch hier braucht es Innovationsgeist, exzellente Führung und ein klares Profil, um sich dauerhaft zu behaupten. Wer nur auf hohe Preise setzt, ohne echten Mehrwert zu liefern, wird es schwer haben.

Das Friseurhandwerk im unteren Preisbereich
Die Entwicklung im unteren Preisbereich des Friseurhandwerks ist seit Jahren von einem Spannungsfeld geprägt: steigende Kosten auf der einen Seite, preissensible Kundschaft auf der anderen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Trends:

Die Preise für Haarschnitte sind aktuell deutlich gestiegen: + 4 % bei Damen, + 4 % bei Herren. Trotz höherer Preise bleibt die Kundenzahl rückläufig – viele Menschen gehen seltener zum Friseur. Schwarzarbeit und mobile Billiganbieter setzen den regulären Betrieben zusätzlich zu. Viele Salons im unteren Preissegment kämpfen mit geringer Wertschöpfung und schwacher Rentabilität. Die Gewinnsituation ist oft prekär – Investitionen in Personal oder Modernisierung sind schwer umzusetzen.

Unfaire Konkurrenz bedroht das Friseurhandwerk

Schwarzarbeit ist im Friseurhandwerk keine Seltenheit. Die "schwarzen Schafe", die unter Mindestlohn zahlen, illegal Ausländer beschäftigen, Sozialmissbrauch begehen oder scheinselbstständig arbeiten, sind eine unfaire Konkurrenz für die ehrlich arbeitenden Salons. 

Warum es so vielen Saloninhaber:innen dann “Bestens!”  geht, wird allerdings ein Rätsel bleiben. 

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