Seit Jahren sinkt die Zahl der Auszubildenden im Friseurhandwerk deutlich und nun schlägt dieser Trend immer massiver auf die Entwicklung der Zahl der Gesellenprüfungen durch.
Markant entwickeln sich aktuell die "Durchfallerquote" und der Anteil der männlichen Prüflinge. Die "Durchfallerquote" erreicht 2024 einen Höchststand und der Anteil männlicher Prüflinge liegt 2024 bei 26,1 %. Bei weiterhin historisch niedriger Zahl von Auszubildenden ist bis auf Weiteres nicht damit zu rechnen, dass sich bei der Entwicklung der Zahl der Gesellenprüfungen etwas ändern wird.
Das Thema: Fachkräftemangel wird zum Dauerthema und das Werben, der Kampf um Facharbeiter dürfte in Zukunft an Schärfe gewinnen. Auch "Einzelkämpfer(innen)" werden verstärkt die Salonstruktur und das Bild der Branche in der Öffentlichkeit prägen.
Mit nur noch 3.154 bestandenen Gesellenprüfungen erreichen diese einen historischen Tiefststand. Nach den vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Berlin, vorgelegten Daten sank die Zahl 2024 im Vergleich zum Vorjahr mit -13,1 % zudem kräftig.
In 25 Jahren über 70 % Rückgang.
Bei einer mittelfristigen Betrachtung der Entwicklung der Zahl der bestandenen Gesellenprüfungen im Friseurhandwerk ergibt sich folgendes Bild:
Jahr Prüfungen männlich:
2001 11.341 -- 18,0%
2010 11.049 8,4% 17,0%
2020 5.233 18,5% 17,5%
2024 3.154 26,1% 26,1%
Blickt man weiter zurück wird noch deutlicher wie die Entwicklung des "Fachkräftemangels" im Friseurhandwerk verlaufen ist.
Im Jahr 1987 wurden 19,548 Gesellenprüfungen bestanden und es waren 50.821 Salons in der Handwerksrolle eingetragen.
Im Jahr 2024 standen 80.363 Salons 3.154 Gesellen/Gesellinnen als Nachwuchskräfte zur Verfügung. 0,04 pro Salon!
Auch bei Gesellen "Vermännlichung".
Seit 2018 nimmt die "Vermännlichung" bei den Nachwuchskräften im Friseurhandwerk deutlich zu und erreicht im Jahr 2024 mit 26,1 % einen Höchststand.
Wird bedacht, dass Mitte des letzten Jahrzehnts eine massive Zuwanderungswelle nach Deutschland in Gang kam und die Ausbildungszeit drei Jahre beträgt, spricht viel dafür, dass sich ein großer Teil der künftigen Fachkräfte aus dieser Gruppe speist. Bekannt ist. dass Migranten eine Ausbildung als Chance sehen sich eine eigene Existenz aufzubauen. "Akademisierung" ist für sie kein großes Thema. Das stützt die aufgestellte These.
Durchfallerquote bricht aus.
Warum die Zahl der nicht bestandenen Prüfungen seit Beginn dieses Jahrzehnts von 17.5 % auf 26.1 % steigt, ist erst einmal nicht klar. Strengere Anforderungen an Prüflinge, Sprachprobleme bei Migranten usw., das ist erst einmal Spekulation. Es wäre gut hier mehr und sichere Erkenntnisse zu haben. Eine höhere Quote bestandener Prüfungen lindert das Fachkräfteproblem im Friseurmarkt zumindest etwas ab. Immerhin dies!
Strukturwandel deutet sich an.
Eine deutliche "Vermännlichung" ist bei den Auszubildenden und bei den bestandenen Gesellenprüfungen zu verzeichnen. Diese Entwicklung gilt es intensiv zu beobachten und zu ergründen. Fest steht, dass markante Entwicklungen die Struktur einer Branche beeinflussen. Das gilt auch für das Friseurhandwerk. Ein Bedeutungsgewinn des "Barbering" wäre zum Beispiel so ein Trend.
Quelle:
Unternehmensberatung Osinski, Inhaber Diplom-Ökonom Ralf Osinski
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