Barber, Schwarzarbeit, Fachkräftemangel, Steuervermeidung, Nachwuchsmangel… !
Nicht wenige Begriffe die, fallen sie ins Friseurhandwerk, sofort hochkochen. Von anderen Problemstellen wie Bürokratie, Rückzahlung der Soforthilfe oder Einkommenssituation, einmal ganz zu schweigen. Bei diesen Diskussionen werden gleichzeitig auch Innungen und Verbände genannt, als unnütz dahingestellt, weil sie nichts tun.
Anzumerken:
Innungen und Verbände dürfen keinerlei Kontrollen durchführen.
Sie sind auch nicht für diese Missstände verantwortlich, sondern müssen das EU-Recht umsetzen und Fehlentscheidungen der Politik ausbaden, haben so gut wie keinerlei Handhabe.
Totschweigen von Missständen ist
(meiner Meinung nach) der vollkommen falsche Weg. Das aber ist in den letzten Jahren das Motto gewesen. Auch aus der Basis der Friseure heraus, wo es immer heißt: Leben und leben lassen oder kehrt doch vor der eigenen Tür.
Als ich vor Jahren gewaltige Missstände bei einigen Discountern, wie Stundenlöhne von 1.- €uro oder 12 Stunden Arbeit ohne Pause, in die Medien brachte, erntete ich Drohungen und Beschimpfungen. Mit der, von mir gegründeten Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ wurde das in die Öffentlichkeit getragen und es hat gewirkt.
Information beeinflusst Kundenströme
Gleiches hätte ich mir beim Thema Barbershops vom ZV auch gewünscht. Vielleicht wären mit der Information, dass vielfach Clan Kriminalität und Geldwäsche bei diesen Billiganbietern im Spiel ist, die Barber nicht das am stärksten gewachsene Marktsegment 2022 im Friseurhandwerk geworden.
(Wachstum Barber +19 % – herkömmlicher Friseurmarkt +3 % . Quelle: Wella)
Auch bei Themen wie Bürgergeld, Fachkräftemangel oder Preisentwicklung würde ich mir eine deutlich lautere Stimme unseres Verbandes wünschen.
Allerdings weiß auch ich: ohne Moos - Nix los!
Welche Erwartungen habe ich an einen Verband, dessen Kassen wegen weggelaufener Mitglieder leerer geworden sind und dem damit Handlungsspielraum entzogen wurde?
Eine Frage, die sich die ganze Branche stellen sollte und endlich verstehen muss, dass es nur zusammen funktionieren kann.
Freudig überrascht
Umso erstaunter war ich, als ich kürzlich die StyleCOM in Erfurt besuchte. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks und der Landesinnungsverband Thüringen/Sachsen-Anhalt hatte zur Podiumsdiskussion mit VertreterInnen aus Handwerk und Politik eingeladen.
Dort diskutierten der Präsident des ZV des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich, die Präsidentin des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks Manuela Härtelt-Dören, der Präsident der Handwerkskammer Erfurt und des Thüringer Handwerkstages Stefan Lobenstein, MdL und FDP-Landesvater Thomas Kemmerich und MdB Gerald Ullrich über die aktuellen Herausforderungen im Friseurhandwerk und führten nochmals klar die kritische Situation vor Augen.
Es wurden all die, am Anfang genannten, Themen klar und deutlich in aller Schärfe angesprochen und diskutiert. Manuela Härtelt-Dören wirkte durchaus glaubwürdig, wenn sie behauptet, diese Dinge vehement angehen zu wollen.
Endlich!
Aber wir wissen auch, dass solche Entwicklungen nicht auf die Schnelle umzusetzen sind. Es wird also noch ein Weilchen dauern, bis sich gewisse Dinge wandeln.
Damit es schneller geht,
dazu sollten wir alle beitragen! Durch nachhaltige Arbeit im Sinne eines ehrbaren Handwerks, im Sinne des Kodex für Friseure in Europa, so wie sie die Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ heute schon beschreibt, durch aufklärende Gespräche mit Mitarbeitern und Kunden oder aber auch der Teilnahme an der Innungsarbeit.
Meinerseits werde ich den Verbänden erneut meine Zusammenarbeit anbieten, sei es friseur-news betreffend oder mit der Wertegemeinschaft.
Die Herausforderungen der Zukunft schaffen wir nur zusammen. Es ist überfällig wieder aufeinander zuzugehen. Das wollte wohl auch Manuela Härtelt-Dören demonstrieren, die sich mit dem Großteil ihrer Mannschaft am späten Samstagabend bei der StyleCOM Party unter die Gäste mischte.
Ein klares Signal – gerne weiter so!
Rene Krombholz