Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Das Friseurhandwerk in der Krise

Aber wie konnte es nur dazu kommen? Eine Zeitreise.....


„Handwerk hat goldenen Boden“ dieser Spruch ist, zumindest für das Friseurhandwerk, nicht mehr zutreffend. 
Dabei gab es schon bessere Zeiten!
Autor und Friseurmeister Rene Krombholz hat im Laufe seines Berufslebens Höhen und Tiefen miterlebt und versucht die Verflechtung von gesellschaftlichen wie politischen Entwicklungen, sowie Fehleinschätzungen und Versäumnisse des Friseurhandwerks zu analysieren.
Aus der Erkenntnis kann man vielleicht für die Zukunft lernen…. 

Die 50er Jahre
In der Aufbauphase nach 1945 stand die Arbeit ganz und gar im Zentrum des Lebens der Menschen. 
Das Wirtschaftswunder war bekanntlich kein Wunder, sondern das Ergebnis eines Arbeitseifers, ja beinahe einer Arbeitsbesessenheit der Deutschen. Natürlich gibt es, so kurz nach Kriegsende, noch keine Modefrisur, aber die Salons arbeiteten recht schnell wieder auf Hochtouren. 
Die weibliche Kundschaft bringt Handtücher mit, andere Holz oder Kohle, um auf einem Öfchen Wasser heiß zu machen. Die Ansprüche waren gering, Geld war keines da und man war froh, die schreckliche Zeit überlebt zu haben. Die Männer trugen die Haare schlicht zurückgekämmt, bei den Damen wurde das Nackenhaar lockig herabgekämmt.

Es kam die Aera mit Swing, Rock'n' Roll und Petticoats: ein völlig neues Lebensgefühl begann.  
Auch diese Zeit hatte Idole und so versuchte man die Frisuren von bekannten Filmschauspielern, Musikern und anderen Prominenten zu kopieren. 
Ein Star dieser Zeit war die Schauspielerin Romy Schneider, die als Kaiserin "Sissy" Millionen Menschen in den Kinos verzauberte. Aber auch die Frau des Schah’s von Persien Soraya, Grace Kelly und später Farah Diba hatten Einfluss auf die Frisurenmode. 
Bei den Männern waren das Elvis Presley, Bil Haley und Peter Kraus. Bei den Männern beliebt: die so genannte Elvistolle.

Was sich so leicht und locker anhört, das war es in Wirklichkeit nicht. Hinter Twist, Rock’n Roll, Jubel um die erste Fußballweltmeisterschaft und endlich wieder vollen Schaufenstern nach Jahren des Hungerns, verbirgt sich eine von prüder Moral geprägte Gesellschaft.
 

Die 60er Jahre
Als Rene Krombholz 1966 seine Friseurausbildung begann, war alles viel konservativer und strenger. Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit und Ordnung waren die vielgepriesenen deutschen Tugenden. Es gab noch ein strenges Rabattgesetz. Das Ladenschlussgesetz wurde streng kontrolliert. Eine strenge Moral beherrschte den Alltag. Auf die  Einhaltung der Normen dieser Zeit wurde stark geachtet.

Passend stand auch das „ordentliche Erscheinungsbild“ im Blickpunkt. Es gehörte zur Normalität, das Lehrer ihre Schüler oder Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zum Friseur schickten, sobald die Haare den Hemdkragen berührten.  So war es nicht weiter verwunderlich, dass trotz einer 48-stündigen Arbeitswoche die Wartestühle im Friseursalon kaum leer wurden. Der Friseurberuf war zu dieser Zeit durchaus angesehen, auch wenn sich das nicht immer in der Einkommensskala spiegelte. 

Die Menschen jener Zeit entdeckten in der Zeit des Wirtschaftswunders sich und ihr Leben neu. 
Durch den hohen Stellenwert der äußeren Erscheinung war ihnen der Zusammenhang zwischen Frisur und Persönlichkeit durchaus bewusst.

Das Hamburger Abendblatt berichtet 1961, das 84% der weiblichen Bevölkerung zur Dauerwelle und Wasserwelle zum Friseur gehen. 
Dafür bezahlt die Mehrheit zwischen 14,- DM und 25.- DM. 
61% der Frauen kommen zum Haare waschen in den Salon, denn nicht jeder Haushalt verfügt über Heißwasser aus der Leitung…

Die 68er Generation war mit Beatles, Stones, mit langen Haaren, Minirock und sexueller Revolution, ein Kulturschock für die Gesellschaft. Die Auflehnung gegen die autoritäre Gesellschaftsordnung spiegelte sich in Mode und Frisur wieder. Sehr zum Entsetzen der Friseure setzte sich bei den jungen Männern der Trend zu längeren Haaren durch.  Viele Friseure schimpften, sahen ihren totalen Ruin vor Augen, blieben stur bei ihrer alten Linie und schnitten den jungen Leuten zu ihrem Entsetzen die Haare viel zu kurz, verloren damit einen großen Kundenkreis.

Die Fachzeitung "Friseurhandwerk" ruft 1964 zur totalen Sabotage auf :
"Wir stehen augenblicklich der modischen Torheit der Beatlesfrisur gegenüber. Sicher taucht eines Tages auch bei Ihnen ein ungepflegter, langhaariger Kunde auf, der den Wunsch äußert, nur so eben aus den Augen sehen zu können. Hier können Sie aus der Not eine Tugend machen: Aus dem natürlichen Fall der Haare gestalten Sie, unter gutem Zureden - es wird nötig sein - eine Modefrisur mit sauberer, eleganter Note. Aus dem Halbstarkentyp entsteht ein anerkennenswerter, junger Mann !"

Aus heutiger Sicht schmunzeln wir darüber, sollten aber auch über die Folgen nachdenken! 
Da gehen junge Menschen mit längeren Haaren zum Friseur: „Einmal Spitzen schneiden bitte!“ und verlassen kurze Zeit später geschoren den Salon – zum Gespött des Freundeskreises. Dieses war auch die erste Generation, die später darauf verzichtete, die eigenen Kinder regelmäßig zum Friseur zu schicken….!

Vidal Sassoon revolutionierte in diesen Jahren die Friseurwelt. Wurden bis dahin Haare ausnahmslos nach Gefühl geschnitten, entwickelte Sassoon die erste lehrbare Technik zum Haareschneiden. 

Ein moderner Haarschnitt musste jetzt nass graduiert werden, auch bei Männern wo es bisher nur den Trockenhaarschnitt gab. So wurden plötzlich „neue Haarschnitte“ verkauft. Inclusiv waschen und fönen, mit neuer Schnitttechnik und vielen Vorteilen für den Kunden - zu einem ganz anderen Preis. Gut geführte Salons schafften es, ihre Kunden überzeugend zu beraten und erbrachten bis zu 70% der Haarschnitte in dieser höherwertigen Art, und mehr Geld in die Kasse!

Die 70er Jahre 
Viele Friseure jammerten, die Geschäfte gehen schlecht, die langen Haare…! Andere Friseure, aber das war der weitaus kleinere Teil, machten es besser. Sie bildeten sich weiter, fuhren nach London zu Vidal Sasson oder lernten vor Ort neue Schneidetechniken kennen und präsentierten diese ihrer Kundschaft.

Für diesen Teil der Branche war es zugleich die Zeit der "Zweitfrisur". Kunsthaar war entwickelt worden, erschwingliche Perücken und Toupets kamen auf den Markt. Es gab Tage, an denen manche Salons 10-12 Perücken und 3-4 Toupets verkauften. Lehrlinge, wie sie damals noch genannt wurden, beschäftigten sich stundenlang (zu ihrem Leidwesen) mit Perücken, drehten auf, toupierten und frisierten. Die Kundinnen kamen meist wöchentlich zum waschen legen. Jetzt brachten sie auch ihr Zweithaar mit. 
Die Männer gingen in dieser Zeit so etwa alle 4 Wochen zum Friseur.

Die 80er Jahre
Innovationen gab es, bis auf den Trend der Dauerwelle in den späten achtziger Jahren, kaum. Dieser Trend wurde dem Friseurhandwerk fast zum Verhängnis. Nicht selten wurden die Wellbehandlungen mit minderwertigen (billigen) Präparaten und unsachgemäß durchgeführt, was dann wiederum zur Haarschädigung führte.  Sünden, die in den Köpfen der Verbraucher heute noch vorhanden sind, wie aber auch im Irrglauben mancher Friseure, die einen guten und fachgerechten Umgang mit diesem Thema nie erlernt haben.

Die 90er Jahre
waren geprägt von Monat für Monat sich steigernden Negativmeldungen. Die Besuchsintervalle in den Salons wuchsen, immer mehr Verbraucher mieden die Salons. 

Mit der Abkehr von der 48 Stunden Woche entstand die Freizeitgesellschaft, mit ihren Ansprüchen und Angeboten, die aber auch Geld kosteten. Die Konkurrenz des Friseurs war jetzt nicht der Kollege wenige Häuser weiter, sondern Disco, Reisen, Tennis, Golf und Freizeitangebote.  
Angebote, die es vorher so nicht gab, standen plötzlich im Focus der Verbraucher, während Friseur und Frisur in der Gunst verloren.

Die Besuchshäufigkeit lag 1993 bei 8,5 Friseur-Besuchen pro Jahr, bei Frauen und ebenso bei Männern. 
Ende 2009 waren es bei den Frauen nur noch 5,7 und bei den Männern 6,1 Friseurbesuche pro Jahr. 
Jede Kundin spart sich also jährlich rund 3 Friseurbesuche, die Männer 2,5. (Quelle: Wella Friseurmarkt 94/95 – GfK)

Diese Entwicklung erreichte ihren unrühmlichen Tiefpunkt zur Jahrtausendwende, als in einer repräsentativen Verbraucherumfrage die Unzufriedenheit der Kunden mit den Leistungen des Friseurhandwerks aufgezeigt wurde.

Die Zeit des Millennium
Die Ergebnisse waren eigentlich eine Ohrfeige für jeden in diesem Handwerk Tätigen.

  • 59% der Kundinnen waren unzufrieden mit dem Frisurenergebnis,
    bemängelt wurde in erster Linie das steife und unnatürliche Styling.
  • 69% der Befragten empfanden die Friseurpreise als zu hoch,
    bemängelt wurde die Preistransparenz, nicht die Höhe des Preises.
  • 62% bemängelten eine unzureichende Beratung. 
  • 26% der Kunden waren mit Wartezeiten nicht einverstanden.

Die darauf folgende, groß angelegte Imagekampagne des ZV. „Friseur in Aktion“ änderte die Entwicklung nicht und wurde zum Flopp. 
Der Großteil der Friseure ließ sich nicht zum Umdenken bewegen.
 

Deutlich auch die Spiegel Dokumentation „Outfit fünf“, welche deutlich aufzeigte, dass sich die Endverbraucher vom Friseur abgewendet hatten und kaum noch Interesse an den Leistungen des Friseurhandwerks bestand.

Die Verbraucher ließen ihr Geld jetzt nicht mehr beim Friseur, sondern in Freizeitaktivitäten, in der Gastronomie, auf Reisen, beim Nageldesign und folgten neuen Statussymbolen. 
Der Stillstand der Branche war die Chance für die Geschäftstüchtigen unter den Friseuren, aber auch einigen Konzernen der Haarkosmetik. 
Der mangelnden und, vom Verbraucher kritisierten, Preistransparenz wurden plakative 10 Euro Preise an den Schaufenstern entgegengestellt. 
Das, vom Endverbraucher bemängelte, Styling wurde vom Angebot gestrichen. 
Es war die Geburtsstunde von Cut & Go Dienstleistungen und Friseurdiscount.

Discounter sind meistens FAST Friseure ( Fast = schnell wie Fast-Food) )

•             Leistung auf den Grundnutzen reduziert – Haare kürzen, fertig!

•             Keine feste Zielgruppe = Ziel ist einzig der Umsatz

•             Ergebnisorientiert – schneller Umsatz, Kosten sparen, kein Service

•             Selten spezielle Dienstleistungen wie Welle, hochstecken usw.

•             Kein Treueverhalten von Kunden erwartet – wer kommt der kommt.

•             Kunden müssen je nach Preissegment gewisse Mängel tolerieren

Discounter oder Fast – Friseure müssen nicht unbedingt negativ gesehen werden. Aber es ist ein anderes, meist abgespecktes Angebot.
Das zu kommunizieren, haben die meisten Friseure bis heute nicht gelernt. 

Das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend
Arbeiten, die zeitaufwändig oder weniger gefragt waren, wurden vom Angebot gestrichen. 
Dieses Geschäftsgebaren mit einem reduzierten Angebot zu Gunsten des Preises, lies Fragen beim Endverbraucher aufkommen. 
Der gerade neue „Geiz ist geil“ Gedanke fand den Weg in die Köpfe der Menschen und begünstigte den Siegeszug der Discounter – nicht nur beim Friseur.

Viele Friseure sahen sich plötzlich mit Fragen und Vorwürfen wegen angeblich überteuerter Preise konfrontiert. Adäquate Antworten gab es kaum. 
Es war noch zu unbekannt, dass viele dieser Billiganbieter ihre Preise auf Kosten der Mitarbeiter staatlich subventionierten und teils unzumutbare Arbeitsbedingungen herrschten. 

  • Diese Entwicklung lies eine fatale Entwicklung für die Zukunft erahnen. Als gedachter Gegenpol entstand die Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ 
  • Ziel war es, Friseure und Verbraucher aufzuklären den vielen hilflosen Unternehmen Hilfestellung zu geben Mitarbeiter vor Ausbeutung und Missständen zu schützen das ehrbare Handwerk in seinem Kern zu bewahren

Den Kunden gefielen die günstigen Preise und die neuen Angebote. 
Im gleichen Maß wie die Zahl der Discounter wuchs, leerten sich die Salons der familiengeführten Friseurbetriebe. 
Die Umsätze sanken, während sich die Energiekosten und andere Faktoren rasant verteuerten. 
Auf Grund der neuen, preiswerteren Konkurrenz wurden notwendige Preiserhöhungen nicht durchgeführt. Viele Betriebe gelangten immer mehr in eine wirtschaftliche Schieflage. 

Mit Einführung des €uro 2002 wurde die längst überfällige Angleichung vorgenommen, aber kaum in Richtung Kunden kommuniziert. 
Die allgemeine Preissteigerung lag 2002 bei 1%, bei den Friseuren waren es im gleichen Zeitraum 4%. 
Die Verbraucher, ohnehin durch den Währungswechsel sensibilisiert, reagierten mit stillem Protest und wechselten vermehrt in Richtung Discountfriseur. 
Mit fatalen Folgen für das Friseurhandwerk.

Das zweite Jahrzehnt
Durch die drastischen Umsatzeinbrüche mussten die Unternehmen notgedrungen reagieren und Stellen abbauen. 
In den Jahren zwischen 2000 und 2009 verloren 22,6 % der Friseure/innen ihren Arbeitsplatz. 
Absolute Werte über die Beschäftigten liegen seit 1996 nicht mehr vor. Die letzte konkrete Angabe stammt aus dem Jahr 1995 mit 256.524 Vollzeitbeschäftigten. 
Seitdem weist die Handwerksberichterstattung nur noch prozentuale Veränderungsraten aus.

Geschätzt dürften, anhand dieser Angaben, fast 50.000 Mitarbeiter im Friseurhandwerk ihren Arbeitsplatz im Zeitraum 2000 bis 2010 verloren haben.

Der Arbeitsmarkt galt zu dieser Zeit als problematisch. 
Einer der Lösungsversuche nannte sich „Ich AG“. Auch die Jugend-Arbeitslosigkeit war besorgniserregend, besonders im Friseurhandwerk wo über Bedarf ausgebildet wurde aber junge Menschen dann nicht ins Arbeitsverhältnis übernommen wurden. 
Die Abhilfe wurde mit dem Wegfall der Gesellenzeit zur Meisterprüfung geschaffen. Direkt nach bestandener Gesellprüfung konnte jetzt der Meistertitel angegangen werden. 

Nach bestandener Meisterprüfung fanden sich diese jungen Menschen – jetzt mit höherer Lohnforderung aber ohne Berufserfahrung – schnell bei der Agentur für Arbeit wieder. Diese bewältigte den Ansturm aus dem Friseurhandwerk mit der subventionierten Gründung von „ICH AGs“. Die Zahl der Betriebe explodierte…. 

 

Ein Teufelskreis, wie auch das WELLA EVA Paneel zeigte: beschäftigte ein durchschnittlicher Salon  im Jahr 2000 noch 4,7 Mitarbeiter, so waren es  im Jahr 2010 nur noch 3,0 Mitarbeiter pro Salon. 

Fakten für den Zeitraum 2000 bis 2009 :
19.5% Umsatzverlust führten zu einem Rückgang von 
22,6 % bei den Beschäftigten. Zeitgleich drängten 
22,5 % neue Salons in den schrumpfenden Markt …. 

Immer mehr Salons und im Gegenzug immer weniger Kundenbesuche – im zweiten Jahrzehnt des 21 Jahrhunderts wirtschaftlich eine Katastrophe. 
Alteingesessene Betriebe hatten noch ein wenig Stammkundenpotential – für die subventionierten Neugründer wurde es schwieriger. 

Auf Grund der Marktsituation war an Wachstum kaum zu denken. 
Die meisten verzeichneten einen Jahresumsatz von WENIGER als 17.500,- €uro im JAHR, sogenannte Kleinstunternehmer, von der Umsatzsteuer befreit. 
Inzwischen liegt die Umsatz-Freigrenze zur Steuerbefreiung bei 22.000 €uro Jahresumsatz. Die Zahl dieser steuerbefreiten Unternehmen ist im Friseurhandwerk stark gewachsen. 

Bedenklich, denn diese Betriebe sind nicht in der Lage auszubilden oder Weiterbildung zu betreiben.
Zudem stellt das Handelsblatt fest: das Einkommen dieser Selbstständigen liegt auf Hartz IV Niveau. An Altersvorsorge ist nicht zu denken. 
Stellt sich die Frage nach dem Sinn dieses Tuns – hier kommt die kreative Kassenführung ins Spiel… ebenfalls ein Problem dieser Branche.

Inzwischen meldet nahezu jeder dritte Salon in Deutschland Umsätze unterhalb dieser Grenze und führt damit eine Wettbewerbsverzerrung herbei. 
Die Steuerbefreiung wird, zwecks Kundenfang,  zur Preisreduzierung eingesetzt und macht eine marktgerechte Entwicklung der Preise nahezu unmöglich.

Auf dem Weg in die 30er Jahre
Diese Entwicklungen betrafen allerdings nicht nur das Friseurhandwerk. Die „Geiz ist geil“ Welle hinterließ nicht nur wirtschaftlich ihre Spuren sondern prägte gleichzeitig die Gesellschaft.

Bei möglichst niedrigen Preisen zahlt immer einer die Zeche! 
Niedrige Preise entstehen durch Einsparungen bei der Herstellung, sei es an Material, Qualität oder Entlohnung. Deutschland wurde in weiten Teilen Niedriglohnland, Minijobs vermehrten sich rasant. Die Arbeitswelt wandelte sich, wurde anstrengender. In Familien müssen Eltern meist beide arbeiten. Es fehlt Zeit für die Erziehung und Entwicklung der Kinder.

So kam es zum oft zitierten Orientierungs-Vacuum  bei der Jugend, die ohne Werte und Leitlinien aufwuchsen. 
Später der Wertewandel, der buchstäblich dargestellt werden kann: „Geiz“ – früher ein Laster, wurde zum Trend. 
Aus „geil“ einst ein anrüchiges Wort, wurde ein freudiges Gefühl. Gutmensch, Spaziergang, viele Begriffe deren Bedeutung plötzlich eine andere wurde.

Der Werteverfall folgte: sparen wurde plötzlich mit Strafzinsen belegt, Hartz IV oder Bürgergeld wurde für Viele zum lohnenswerten Nebeneinkommen neben der Schwarzarbeit. Schwarzgeld, Steuerbetrug, Bestechung oder Korruption alles ist möglich….  bis hin zu der heutigen, von der Politik beschriebenen, Situation der Verrohrung unserer Gesellschaft. 

Das Alles macht nicht vor der Salontür halt, sondern bedingt, das mittlerweile immer öfters genannte Zerwürfnis, zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. 
Eine Situation, welche dem Erfolg eines jeden Unternehmens abträglich ist. 

Die Probleme des Friseurhandwerks sind bekannt und von heute auf morgen nicht lösbar. 
Es mangelt an Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Der Ruf nach Verbänden und Politik bleibt erfolglos, weil die Basis uneins ist. 
Das Friseurhandwerk, mit kaum wahrnehmbarer Lobby, unverstanden bei der Kundschaft, unter stetigem Betrugsverdacht beim Fiskus, skeptisch betrachtet von den eigenen Mitarbeitern….. Quo Vadis, Friseur?

Zurück im Heute bemerken wir, das uns vieles abhanden gekommen ist. 
Bürokratie, wirtschaftliche Enge und Zwänge, Sollumsätze, Effizienz sind beherrschende Themen geworden. 
Auf der Strecke geblieben ist das Miteinander, zu Kunden aber auch Mitarbeitern. 
Der (notwendige) Gewinn steht heute als Orientierungspunkt, aber muss unser Augenmerk nicht in erster Linie den Menschen gelten – damit wir überhaupt diese Ziele erreichen können? Es geht nur Miteinander und um dieses auf den Weg zu bringen, braucht es die Energie und die Gedanken eines jeden Einzelnen. 
Kein Verband, keine Politik kann uns dabei helfen. 

Es fehlt an Ideen und Angeboten! Es fehlt an Qualität in jeglicher Hinsicht, angefangen bei der Ausbildung bis hin zur Ehrlichkeit! 
Es hilft nicht die Verantwortung zu delegieren – wir sind verantwortlich und können in unseren Salons entsprechend handeln. 

Arbeit mit Liebe und Sorgfalt, soziale Nachhaltigkeit – Verstehen und Vertrauen - das brauchen wir wieder.

Der Zusammenhang zwischen eigener Frisur und Persönlichkeit ist jungen Menschen abhandengekommen. 
Wir sehen uns heute mit Fragen wie: „Ich bin 1,72 groß, welche Frisur steht mir?“ konfrontiert. 
Der heutige Stellenwert der Frisur zeigt sich im Alltag: trotz viel gepriesener Individualität und Authentizität erleben wir im Straßenbild einen Einheitsbrei statt Frisurenvielfalt. 

Dieses Wissen und Können, welches zum Friseurberuf dazu gehört, sollten wir neu aktivieren und kommunizieren. Dann sind wir den Kunden auch einen höheren Preis wert…. 
Friseur sein ist nämlich mehr als nur Haare abschneiden.

Die Wertegemeinschaft DER FAIRE SALON
ist ein Kontrapunkt zu den Fast-Friseuren! 
Auf Grundlage des “Kodex für Friseure in Europa” wird ehrbares Handwerk gelebt. Transparenz und Miteinander sind Voraussetzung für gute Teamarbeit in Richtung Erfolg. 
Gute Zusammenarbeit zwischen den Generationen ist mit gemeinsamen Wertevorstellungen effektiver durchführbar - der Kodex bietet das Konzept hierfür.
Nachhaltigkeit ist einer der Megatrends dieser Zeit - gelebt ist dieser Wertegemeinschaft wird Nachhaltigkeit auch nach Außen darstellbar und bietet Nutzen für Salon, Mitarbeiter und Kunden. 

Aktuell werden wir die meisten unserer Probleme NICHT lösen können. Also gilt es, das Beste aus der jetzigen Situation zu machen und den Blick nach vorne zu schärfen. 
Die Wertegemeinschaft DER FAIRE SALON will auch Hilfestellung untereinander geben sowie Lösungswege und Möglichkeiten aufzeigen.
https://der-faire-salon.de/   

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