Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 19.11.2024

Wella Friseurservice

Friseure sind Spitzenreiter in Sachen Weiterbildung heißt es immer wieder.


Zahlen scheinen diese Bildungsfreudigkeit auch zu beweisen. Zum Beispiel beim Industriepartner Wella. DFH sprach mit Alexander Herzberg, Leiter Wella Friseurservice.Friseure sind Spitzenreiter in Sachen Weiterbildung heißt es immer wieder.

In einem beratungsintensiven und modisch orientierten Beruf sollte dies auch eine Selbstverständlichkeit sein:

- Mode die sich ständig wandelt
- Beratung die stets aktualisiertes Fachwissen erfordert.

Zahlen scheinen diese Bildungsfreudigkeit auch zu beweisen.

Zum Beispiel beim Industriepartner Wella. DFH sprach mit Alexander Herzberg, Leiter Wella Friseurservice:

DFH: Wie viele Teilnehmer konnte der Wella Friseurservice im Jahr 1999 verzeichnen?

Alexander Herzberg: Insgesamt konnten die Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen des Wella Friseur Service im Jahr 1999 rund 214.000 Teilnehmer verzeichnen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von + 9,8%.

DFH: Gibt es Nachweise dafür, dass Wella Kunden durch die Nutzung des Friseur Service Vorteile gegenüber denjenigen haben, die diese Weiterbildungsmöglichkeit nicht nutzen?

Alexander Herzberg: Fakt ist, dass ein Friseursalon im allgemeinen auf Grund geringer Kapazitäten in der Lagerhaltung und Bevorratung nur das an Produkt-Kontigent abnimmt, was er tatsächlich im Salon um und absetzen kann. Fakt ist auch, dass Friseur Service User deutlich mehr Ware beziehen, als Wella Kunden die diesen Service nicht nutzen. Infolgedessen lässt sich der Rückschluss ziehen, dass der Friseur der Weiterbildungsmaßnahmen besucht, einen Geschäftsvorteil gegenüber dem Kunden hat, der den Friseur Service nicht in Anspruch nimmt. Wir werden diese Thematik übrigens künftig auch in der EVA Erfolgs Vergleichs Analyse aufgreifen und als Berechnungskriterium berücksichtigen. Diese Daten werden erstmals im Jahr 2001 ausgewiesen sein.

Ein ähnlich eindeutiges Pro Weiterbildung gibt Martin Tenzer der den Aus und Weiterbildungsbereich für L'oreal Deutschland leitet:

In Zeiten rückläufiger Nachfrage wird der Ruf nach neuen Konzepten immer lauter. Ist es die richtige Werbung oder ist es doch die Ausbildung, die Erfolg verspricht? Sind es Imagemaßnahmen oder ist es der Kundenservice, der den Durchbruch schafft? Betrachtet man die Aus und Weiterbildung als einen wesentlichen Faktor, um die handwerkliche Leistung auf einem hohem Niveau zu etablieren, so stellt sich die Frage nach dem WIE. Wie bildet man aus? Welche Mitarbeiter ? Wie häufig? Vorher jedoch stellt sich die Frage: welche Salons stellen die Ausbildung in den Vordergrund? Alle Salons, die in der handwerklichen Leistung den Garanten für Kundenbindung und darüber hinaus Neukundengewinnung sehen.

Martin Tenzer sieht ebenso wie Alexander Herzberg die Aus und Weiterbildung als Grundstein für Erfolg. 2.000 Friseure haben bei L'oreal das Top Seminar „Diplome Coloration“ erfolgreich absolviert und erzielen in ihren Salons einen Colorationsanteil von mehr als 40%.

Ähnlich sieht der Erfolgsbeweis bei Wella aus:

Alexander Herzberg: Wella Kunden welche keine Weiterbildungsangebote nutzen haben eine Warenabnahme bei uns, die kontinuierlich zur Marktentwicklung verläuft, bei Wella Kunden welche Seminarangebote nutzen verzeichnen wir dagegen eine Steigerung der Warenabnahme im zweistelligen Prozentbereich. Da davon auszugehen ist das diese Ware auch verbraucht und nicht nur ins Lager gestellt wird, ist hier der Erfolg deutlich.

Fakt ist also: Weiterbildung gleich Erfolg. Glaubt man den Zahlen, ist Weiterbildung für alle Friseure ein wichtiges Thema mit dem sie sich ständig beschäftigen. Die Umsatzzahlen des Friseurhandwerks widersprechen hier jedoch mehr als deutlich. Wo liegt der Fehler ? Bringt Fortbildung nun eben doch nichts? Oder stimmen die Zahlen der Teilnehmer nicht ? Beim Versuch hier Licht in das Dunkel zu bringen wird es schwierig. Die Teilnehmerzahlen stimmen, davon ist auszugehen.

Nachfrage bei Wella, L'oreal und Schwarzkopf: Wie viele Friseure nutzen das Seminarangebot der Industrie regelmäßig, wie viel % nutzen es überhaupt nicht ? Von keiner Firma erhielten wir hier eine deutliche Antwort. Entweder sind solche Daten nicht bekannt ( Wella und L’oreal ) oder dürfen nicht herausgeben werden. Tatsächlich scheint es so zu sein, das es immer wieder die gleichen Friseure und Salons sind die sich in die Riege der Bildungsfreudigen eintragen. Dies sind auch meist die erfolgreichen Friseursalons, die auch in den vergangenen mageren Jahren zum Teil zweistellige Zuwachsraten erzielten.

Die bestätigt auch Friseurunternehmer Rene Krombholz aus Düsseldorf:

'Wenn ich in den vergangenen Jahren Seminare besuchte und mein Wissen aktualisierte, immer wieder traf ich die gleichen Kollegen und Kolleginnen.'

Das die Zahlen der Weiterbildungsfreudigkeit nicht so schön sind wie es sich immer anhört, kann auch er bestätigen: 'Bei Einstellungsgesprächen stelle ich grundsätzlich die Frage nach erfolgten Weiterbildungsmaßnahmen. Die Trefferquote liegt bei deutlich unter 10%. Kaum ein/e Bewerber/in welche in den letzten Jahren hier etwas getan hat. Da ich ja Nebenberuflich auch als Fachjournalist tätig bin, interessierte mich schon lange diese Differenz in der Aussage: Friseure sind Weltmeister in der Weiterbildung und der Realität im Markt. So habe ich über Jahre immer wieder gefragt und Gespräche geführt, zum Beispiel mit den Außendienstmitarbeitern der Industrie. Über diese werden die meisten Seminare gebucht. Stellt man diesen die Frage, wie viel % der Friseure regelmäßig und aktiv Weiterbildung betreiben so schwankt die Antwort zwischen 5% und 20 %. Dies entspricht auch meiner Erkenntnis.'

Rene Krombholz kann den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen gleich doppelt belegen. Seit Jahren erarbeitet sein Geschäft hervorragende Zahlen ( 1999: mit 37,2% Farbanteil liegt er deutlich über dem Durchschnitt des Wella EVA Paneels (19,7 %) , Dienstleistungsfaktor DS 2,89 ( EVA Paneel Durchschnitt 2,05 ), Verkaufsanteil 22,8% ).

Wem diese Daten nicht viel sagen:

Solche Zahlen wirken sich natürlich auch in Mark und Pfennig aus. So liegt der Umsatz pro Kundin im Damensalon 13,88 DM über dem Durchschnittsumsatz des Wella EVA Paneels. 'Die guten Zahlen dieses Salons resultieren aus kontinuierlicher Beratung der Kunden und Kundinnen. Hier ist stetige Weiterbildung unbedingt erforderlich, nicht nur um das durch die Medien ständig wachsende Wissen der Kunden/innen auszugleichen, ( die weiß heute manchmal mehr als viele Kolleginnen ) sondern auch um dem Wunsch der Kunden nach zeitgemäßen Frisuren, Farb und Strähnenbildern nachzukommen.'

Den hohen Strähnenanteil im Salon (14,38 % - Durchschnitt Wella EVA Paneel 4,75%) oder Farbanteil im Herrensalon (5,11 % zu 1,21 % EVA Paneel) führt er auf Beratung und das anbieten aktueller Techniken (Essential Looks) zurück.

R.Krombholz: 'Die heutige Kundin möchte nicht die Frisur wie vor 20 Jahren, sie möchte keine veralteten Haubensträhnen, sie will modern und aktuell beraten werden! Hier ist ständiges Weiterbilden unerlässlich!'

Eine Aussage die sich auch in den Daten der Marktanalyse des Industrieverbandes wiederspiegelt. 59% der Kundinnen sagen das sie derzeit bei ihrem Friseur nicht immer ihre Wunschfrisur erhalten, 76 % wünschen eine intensivere Beratung.

Im November 99 eröffnete R. Krombholz einen weiteren Salon in Düsseldorf. Hier blieben die Zahlen trotz guter Kundenfrequenz hinter seinen Erwartungen zurück. Der Verkaufsanteil lag nach 5 Monaten bei 7,6 %, der Dienstleistungsfaktor bei 2,1 %. Zu wenig, meinte R. Krombholz und analysierte die Ursachen. 'Zwar hatte ich gute Fachkräfte für meinen neuen Salon gefunden, fleißig und motiviert. Aber als Strähnentechniken kannten sie nur Folien und Haubensträhnen. Auch in der Beratung zeigten sich Schwächen. So wussten sie nicht wie man einen Nass Formschnitt an den Mann bringt statt des einfachen Trockenschnittes, kannten keine weiterführenden Fragen. Der Wille war vorhanden, nur das notwendige Wissen, das WIE fehlte.'

So wurde der Außendienst der Industrie kontaktiert und gab eine Schulungsanfrage in die Schwarzkopfzentrale nach Hamburg weiter. Tage später meldete sich die Schulungsleiterin telefonisch im Salon Krombholz, Termine und Schulungsinhalte wurden abgesprochen.

Als erstes erfolgte eine Schulung über moderne Frisuren, Farb und Strähnentechniken ( Essential Looks ) die Schwarzkopf mit umfangreichem Tools und Hilfsmitteln als Gesamtkonzept anbietet. Diese Schulung war gut und wurde von den Mitarbeitern interessiert aufgenommen. Dies brachte eine leichte Steigerung in den Dienstleistungsfaktor, zufrieden war R.Krombholz jedoch noch nicht. Das Problem war die Beratung, das neu erlernte an den Mann / die Frau zu bringen.

Die Aussage: 'Wir haben hier etwas Neues für Sie', hört die Kundin von morgends im Radio bis Abends im Werbefernsehen. Das bringt nichts.

So wurde eine weitere Schulung abgesprochen die ganztägig Montags im Salon stattfand. Kein Problem für die Mitarbeiter, schließlich waren sie früh genug unterrichtet, der Zeitaufwand wurde wie tariflich vorgeschrieben 1:1 erstattet.

Die Themen hießen diesmal:

- Aktives zuhören
- Wünsche erfragen
- falsches Werten
- eben alles rund um die Kommunikation.

Schon in den nächsten Tagen stieg die Zahl der Verkäufe von Waren und Dienstleistungen sprunghaft an. Auf Grund der vom Saloncomputer gespeicherten Daten lässt sich recht einfach eine Statistik erstellen.

Rene Krombholz: 'Dank an Schwarzkopf, die haben mir hier zwei hervorragende Lehrkräfte geschickt, nicht nur ich war begeistert sondern auch mein ganzes Team'.

Was von diesem ebenfalls bekräftigt wird.

Astrid: 'Nach vielen Jahren habe ich meine Hemmschwelle beim Verkauf abgebaut. Die Informationen zur Wortwahl bei der Beratung waren wichtig.'

Petra, als Jüngste im Team meint: 'Die Thematik war mir zum Teil vorher bekannt. Trotzdem finde ich, dass auch solche Seminare für mich wichtig sind, da man zu schnell in eine gewisse Routine verfallen kann. Durch die Wiederholung wird man motiviert an sich zu arbeiten.'

So wurde ein Anfang gemacht, die Kunden/innen sind zufrieden. Chef und Mitarbeiter auch, jetzt gilt es diesen Trend zu festigen. Weitere Schulungen werden nötig sein um Kenntnisse zu erweitern, neue Trends zu vermitteln und den Vorsprung vor den Mitbewerbern auszubauen.

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