Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Vom Aussterben bedroht?

Wie wird sich der Friseurberuf verändern?


Kein geringerer als Christian KLIER postete in Facebook einen Kommentar, den er bezugnehmend auf das Friseurhandwerk erhalten hatte und zur Diskussion stellt

Der Absender sieht das Friseurhandwerk als aussterbenden Beruf, ähnlich wie Schumacher, Maler, oder Schneider. So schreibt er: „betrachtet man sich mal die Berufsentwicklung in anderen hochindustriellen Ländern wie USA, Kanada – denen man nachsagt sie seien uns einige Jahre voraus -  dort gibt es schon lange in den Schulen Hairdressing Kurse. Mädels und Jungs besuchen diese, nicht um dann später als Hairstylist zu arbeiten (weil man damit ja auch kaum seinen Lebensunterhalt verdient) sondern um derartige Fertigkeiten für seine eigene Familie und Bekanntschaft auszuüben.“ 

Er fährt fort: „ich kenne viele, die sich inzwischen selbst frisieren. Männer sowieso, oder auch von ihren Frauen -  aber auch Frauen von ihren Männern oder anderen Frauen. Die Axt im Haus erspart den Zimmermann!“

So sieht der Kommentator das Friseurhandwerk als leicht erlernbare, handwerkliche Tätigkeit, die mit etwas Geschick und gutem Werkzeug von fast Jedem ausführbar ist. 
„Viele haben sich heute schon eine Haarschneidemaschine zugelegt (weniger als 50 €) und ersparen sich so den Friseur (20 €)“ und stellt zum Schluss eine Vermutung auf: „vielleicht schneidet ja schon der Masseur beim DFB die Haare… „  Allerdings irrt er sich wenn er ausführt: „das muss ja nicht Schwarzarbeit sein – zum Haare schneiden braucht man keine Lizenz (wie zum Beispiel ein Elektriker beim Leitungsverlegen)“   

Nun, das mit der Lizenz lassen wir einmal als Unwissenheit durchgehen und das es ganz so einfach nicht ist, sehen wir an vielen missglückten Selbstversuchen. 


Trotzdem halte ich diesen Beitrag für Nachdenkenswert.

Wir wissen alle, dass unser Friseurhandwerk nicht mit der Qualität und Anzahl von Fachkräften beglückt ist, die wir uns wünschen. Verbraucher haben heute - auch auf Grund guter Informationsmöglichkeiten - deutlich mehr Ansprüche als noch vor Jahren. Vielfach werden diese Wünsche, Ansprüche nicht erfüllt. 
Wirklich gute Mitarbeiter, die solchen Ansprüchen genügen, sind und bleiben eher die Ausnahme. 
Schon in den letzten Jahren konnten wir ohnehin einen massiven Personalnotstand in den Salons verzeichnen. 

Zu viele (ehemalige) Fachkräfte leben aus der Staatskasse und sind nicht vermittelbar, was aber nicht heißen muss, dass sie untätig sind. Viel mehr ist es der Hinzuverdienst zu Hartz IV, der das Dasein nicht nur auskömmlich, sondern auch ertragsreicher macht – was hier kassiert wird steht schließlich netto zur Verfügung. 

Was uns in absehbarer Zeit ganz sicher auf die Füße fallen wird, ist die dramatisch rückläufige Ausbildungsquote. Unsere Personalnot der letzten Jahre wird sich drastisch verschärfen. 
Dem Friseurhandwerk wird gar nichts weiteres übrigbleiben, als mit an-, oder umgelernten Kräften zu arbeiten. Ob das einer Qualitätssteigerung – die wir eigentlich brauchen – zuträglich ist, das wage ich zu bezweifeln.

Da kann ich Christian Klier beglückwünschen, sein Unternehmen hat aktuell genügend Auszubildende zur Verfügung. Wenn sein Unternehmen versteht diese zu halten, hat KLIER  hier einen deutlichen und verdienten Wettbewerbsvorteil.

Hinzu kommt folgende Überlegung: in der jetzigen Coronazeit haben Unternehmen im mittleren und hohen Preissegment, durch Hürden bei der Beantragung von Hilfen, nicht die besten Karten. Clevere (auch steuerbefreite) Kleinstunternehmer hingegen, profitieren von einer vereinfachten Antragstellung. Deren Aussterben ist längst nicht so sicher, wie viele glauben.  

Ausbildung, Qualität, Facharbeit hin und her, letztlich entscheidet der Kunde was er haben will.
Der Discountbereich stellt sich jedenfalls zur Zeit neu auf – und das betrifft nicht nur KLIER! 
Spannend wird die Verbrauchereinstellung NACH Corona! 
Hat Corona so gewütet, das Geldnot den Preis zum Kaufkriterium macht, oder steigt das Bewusstsein nach höherer Qualität zu Gunsten eines höheren Preises? Der Kunde entscheidet! 

In guter Erinnerung und passend hierzu, habe ich noch ein Gespräch meines Lehrherrn mit bekannten Geschäftsleuten. Es war vor 50 Jahren, als IKEA die ersten Häuser in Deutschland eröffnete. Mein Chef und alle anderen waren sich vollkommen klar darüber, dass dieses Unternehmen nur von ganz kurzer Lebensdauer sein könnte. „Das sind keine Möbel, sondern Apfelsinenkisten! Das braucht und kauft kein Mensch!“

Unsere Verbraucher haben das vollkommen anders gesehen und entschieden, was nicht wenigen Möbelhäusern das Leben kostete.

Nicht dass es uns Friseuren ähnlich geht!

 

 

     

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