Als Initiator der Wertegemeinschaft „der faire Salon“ stehe ich mit unserem Salon vermehrt im Blickpunkt und es gibt Fragen. Beispielsweise, warum unser Salon Preisaktionen bietet, für manche Friseure/innen unverständlich oder unvereinbar.
So auch zum aktuellen Angebot: der Cut und Go Schnitt in Verbindung mit Farbe oder Tönung und einer Instantpflege ist an eine jüngere Klientel gerichtet und wird über Facebook publiziert. Das Ganze beschränkt auf Dienstags, Mittwochs und Donnerstags zum Preis von 48.- Euro. Günstig, zweifelsohne, noch günstiger ist das ModsHair Angebot aus meiner Stadt: dort ist diese Leistung für 49,- €uro erhältlich aber mit Fönfrisur. Aber ist das wirklich ein Niedrigpreis? Billig???
Die Antwort liegt natürlich meist im Auge des Betrachters, auch im Vergleich zu den Mitbewerbern. Im Umkreis von 1,5 km hat unser Salon 27 Friseurbetriebe unterschiedlichster Preiskategorie die ebenfalls um die Gunst der Kunden werben.
Dieses Angebot, welches wir jetzt zum Aktionspreis für 48,- €uro bieten, findet sich auch für 26,- €uro in unserer Nähe, das ist billig! In den Augen der Kundschaft dieses Salons gelten wir als teuer.
Wir selber berechnen normalerweise Cut+ Go 29,- €uro, Coloration 30,- €uro, und Instantpflege 4,50 €uro, so dass ein Preis von 63,50 €uro dabei herauskommt. Damit liegen wir in der Preisskala unseres Viertels deutlich im oberen Drittel.
Die Kunden sparen mit diesem Aktion Angebot 15,50 € entspricht 25 % .
Aber warum überhaupt solche Aktionen?
Auch wir haben Auslastungsschwächere Zeiten, auch wir brauchen Neukunden. Zum Beispiel jetzt nach dem Sommerferien, wenn ein großer Teil unserer Kunden Urlaub macht. Auch haben wir neue Mitarbeiter, die so Stammkunden für sich gewinnen können. Nicht unbedingt die Billigheimer, aber sehr wohl die Kunden, die auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Wert legen, gilt es zu erreichen und mit guter Leistung zu überzeugen.
Und weiter: Leerlauf Zeiten kosten Geld. Somit haben diese Preisaktionen auch das Ziel, einen Deckungsbeitrag zu erreichen. Mir sind doch fünf mal 48,- €uro in der Kasse lieber als ungedeckte Kosten durch Leerlaufzeiten.
Friseure/innen fällt dieses Denken schwer: siehe Trinkgeld. Da werden Arbeitsverhältnisse aufgegeben weil woanders 300,- Euro (brutto) mehr auf dem Lohnstreifen stehen. Da werden dann aus den mickrigen 1.500,- €uro Tariflohn als Friseurin plötzlich stolze 1.800,- €uro in einem anderen Job. Die Ernüchterung kommt: denn brutto 300,- mehr sind schließlich keine 300,- €uro verfügbares Einkommen…. Und plötzlich fehlen dann auch noch die 400,- €uro Trinkgeld von denen man als Friseurin immer behauptet die zählen nicht zum Lohn…. Aber man hat sie!!!
Wenn wir einmal über den Tellerrand des Friseurhandwerks hinwegwegschauen, (auch das passiert im Friseurhandwerk zu wenig) merken wir: Aktionspreise sind ein gängiges und viel genutztes Marketinginstrument, nicht nur bei Discountern!
So beispielsweise selbst in Nobelhotels die ebenfalls Leerlaufzeiten preisreduziert anbieten oder auch der Gastronomie: auch dort werden wegen geringerer Auslastung zur Mittagszeit oder zum Lunch ganz andere Preise geboten.
Die Initiative „Der faire Salon“ ist nicht gegen Preisaktionen! Diese müssen und sollen sein. Etwas ganz anderes sind Niedrigpreise, die auf Kosten der Mitarbeiter und / oder durch Subvention aus dem Allgemeinwohl finanziert werden.
Das ist der kleine – aber ganz entscheidende Unterschied!
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