Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Gesund-geschrumpft

DER FAIRE SALON - Mitglieder verloren aber Qualität gewonnen!


Rückblick
War das eine Freude, als wir 2008 zusammen mit Kooperationspartner TOP HAIR International die Initiative „Der faire Salon“  starteten.
Unglaublich viel positives Feedback erreichte und beflügelte uns.
Mit dem  Portal www.der-faire-salon.de wollten wir einen Kontrapunkt setzen gegen 10.- €uro Friseure, Billigdiscounter, Lohndumpings und anderen Missstände in der Branche.
In diesem Portal stellen wir Unternehmen vor, die durch ihren Eintrag bekundeten, den unter Mitwirkung der EU  entstandenen Kodex für Friseure in Europa und die Gedanken der Nachhaltigkeit und Fairness in diesem Beruf mitzutragen.
 
Rasantes Wachstum aber auch Probleme
Über 300 Unternehmen  hatten sich bis Anfang 2012 eingetragen und damit eine kostenlose Mitgliedschaft als Unterstützter bestätigt  ( §2.1  AGB).
Für jedes dieser Unternehmen erstellten wir eine eigene Webseite und präsentierten den jeweiligen Salon. Dieser (von mir erbrachte) Arbeitsaufwand war irgendwann nicht mehr aufrecht zu erhalten.
 
Veränderungen waren von Nöten
Das selbst erstellte Design der Portalseite wirkte altbacken und musste modernisiert werden.
Viele Mitglieder (auch potentielle und  Interessenten) forderten eine Prüfung, der sich zur Mitgliedschaft bewerbenden Friseurunternehmen oder eine Klassifizierung.
Ein (noch studierender) Webdesigner wurde arrangiert. Ab sofort mussten neue Mitglieder eine Prüfungsroutine durchlaufen, wurden klassifiziert, die Salons detailliert vorgestellt und in den sozialen Netzwerken beworben.

Angebote, Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten konnten ebenso eingefügt werden, wie Bilder und Videos. Ein Bewertungsinstrument für Kunden und Beratungstools wurden installiert und über die integrierte Stellenausschreibung haben schon etliche faire Salons neue Mitarbeiter finden können.
Diese Entwicklung kostete Geld. Es waren Gegenwert und Nutzen vorhanden  und so wurde für die klassifizierten Mitglieder ein Beitrag eingeführt.     
 
Ein faires Angebot – aber kein Erfolg
Was sollte aber mit den Unterstützern passieren, die bisher kostenlos präsentiert und beworben wurden?   Wenigstens fragen und anbieten, so mein Gedanke.
Es folgten zwei postalische Anschreiben, mehrere Informationen und Angebote per Mail.
Ergebnis der Aktion:
450 € Portokosten, Druckkosten, viel Zeitaufwand und ZWEI Antworten!
Wie vorher angekündigt wurden daraufhin, die als Unterstützer geführten, Salons nicht mehr mit eigener Seite präsentiert, sondern erschienen nur noch in Listenform in der Sparte „Unterstützende Mitglieder“.
 
In den Medien stark vertreten
In der Zwischenzeit blieben wir nicht untätig. Viele Beiträge und Serien in TOP HAIR International unterstützen unsere neuen und nachhaltigen Wege zu Kunden und Mitarbeitern. Petitionen beim Deutschen Bundestag gegen die Kleinstunternehmer Regelung, Diskussionen mit Ministerien und Gewerkschaften, Themen zum Mindestlohn und viele Publikationen in der Presse, von Öko-Test über Verbandszeitung bis hin zur Kundenzeitung  der Volksbanken. Bereits vorher berichteten große Reportagen in Stern, Stern TV,  N-TV, die Welt über „Der faire Salon“.  
 
Schweigen und Unbeweglichkeit bei den Friseuren
Rund 5000 Arbeitsstunden und einige 10.000 € hatte ich bis Ende 2015 in das Projekt für Fairness und Nachhaltigkeit investiert. Plakate, Flyer, Broschüren, zwischenzeitlich eine Zeitung, bis hin in neuerer Zeit Videospots  für soziale Netze oder die Salon- Homepage. Dieses alles wurde geschaffen und den Mitgliedern KOSTENLOS zur Verfügung gestellt. (auch den beitragsfreien Mitgliedern).
 
Trotzdem gab es (bis auf privaten Schriftwechsel und einigen Foren) kaum Aufleben dieses Gedankens,  der nach außen getragen werden sollte.
 
Ritterschlag 2016
Unserem Antrag  auf eine Mitgliedschaft im „Wirtschaftsbund HANSE“  wurde im März 2016 stattgegeben. Diese legendäre Organisation „ehrbarer Kaufleute“ lebt seit 3 Jahren wieder auf und gewinnt rasant an Zuwachs (Kaufleute und ehrbarer Handwerker).

Solche Sachen sind ebenso mit Kosten verbunden wie viele Dinge, die wir im Moment planen und umsetzen, um Wertegemeinschaft und Mitglieder weiter nach vorne zu bringen.
Inzwischen beschäftigen wir einen eigenen EDV Techniker für Datentechnik und Webdesign.   
 
Fairness ist Geben und Nehmen im Einklang
Warum nicht die - bisher beitragsfreien -  Mitglieder mit einem kleinen Obolus beteiligen? Schließlich bieten wir auch einiges dafür!  So mein Gedanke, der mich dazu bewog, die AGB’S zu ändern und  einen Solidarbeitrag von 2,50 € per Monat einzuführen.
 
Noch die Resonanz meines Angebotes aus 2012 im Hinterkopf, wollte ich es besser machen. Die AGBs sagen:  „§ 1.2 Änderungen dieser Geschäftsbedingungen werden dem Mitglied schriftlich bekannt gegeben. Sie gelten als genehmigt, wenn nicht schriftlich Widerspruch erhoben wird.“    

So ließ ich mich juristisch beraten und verfasste ein Schreiben an die Mitglieder, welches den Anforderungen des § 305 Abs. 2 BGB (Änderungen der AGB’s) entspricht, versehen mit einer Antwortkarte. Ich war neugierig, was passieren würde.
 
Rund 30 Mitglieder bekundeten ihr Des-Interesse.
Alle anderen meldeten sich nicht, auch nicht nach zwei Erinnerungsmails.
 
Entsetzen und Empörung
So erfolgte dann Anfang September die Rechnungsstellung über den Jahresbeitrag von 30 €.
Ein Sturm der Entrüstung brach los: „Wie können Sie nur? - Das ist unmoralisch! -  Betrug! - Bis hin zu: „Sie haben jetzt so viele Jahre kostenlos für mich gearbeitet, dann können Sie das auch gefälligst weiter tun!“
Auch das Telefon lief heiß! Beschimpfungen unter (hörbaren) Alkoholeinfluss, regelmäßig die Aussage „Nicht wenn das was kostet!“ „Unverschämt – erst kostenlos und jetzt sollen wir zahlen!!!“
 
 
Hier spiegelt sich was…
Für mich erstaunlich und erschreckend zugleich: gerade Friseure, die immer behaupten es mangelt an Wertschätzung,  die ständig jammern „Kunden wollen immer alles umsonst!“ machen ist hier genauso.  Wenn diese Friseure mit ihren Kunden in gleicher Weise verfahren (wie mit meiner erbrachten Leistung)  so ist hier das Wechselspiel vorprogrammiert.
 
Uninteressiert – Unbeweglich - Unehrlich
Viele Mitglieder die sich nie gekümmert hatten, nicht wussten, braucht man nicht, ja da war mal was – bis hin zu „Ihre Post? Dachte wäre Reklame“ oder „E-Mails? Lese ich grundsätzlich nicht. Bin 35 Jahre Unternehmer, solchen Quatsch brauche ich nicht..!“
Auch OK – jedem das seine. Wer das nicht möchte, soll das sagen und gut ist!
 
Unschön jedoch die vielfach gehörte Behauptung, sich nie angemeldet zu haben.  
Der Hinweis, dass man dieses evtl. durch  Feststellung der IP Adresse nachverfolgen könne brachte dann so gut wie immer die Erkenntnis „ach ja, aber das ist lange her..!“

Ebenso unschön: drei (angedrohte) Anzeigen bei der Polizei oder gebührenpflichte Schreiben diverser Anwälte. Diese wiederum werden die Kollegen selber zahlen müssen und das ist dreifach so teuer wie der Jahresbeitrag. Dabei hätte ein Anruf oder Mail mit „Ich will das nicht!“ vollkommen gereicht.
 
Aufschlussreich:
Unsere Mitgliederentwicklung spiegelt so einiges aus der Branche wieder.
Das betrifft auch den vorgenannten Punkt der Ehrlichkeit… ich denke da so an die rund 25.000 Kleinstunternehmer. Umsatz unter 1.450,- €uro im Monat???
Solche Unternehmen gehören NICHT in diese Wertegemeinschaft, aber ich bin mir sicher: es waren einige (bisher) dabei!
 
202  Unternehmen wurden zwischen 2008 und 2016 ausgeschlossen oder nicht zugelassen.
Sie hatten die Kriterien nicht erfüllt oder gegen Prinzipien verstoßen.
176  Briefe kamen als unzustellbar zurück, fast alle hatten schließen müssen, trotz wohlklingender Namen wir Traumhaar, Weltfriseur, Luxushaar oder Haarwelten.
Indiz dafür, dass sich Verbraucher heute für Leistung entscheiden aber nicht für Namen.

 
 
Wenig Solidarität
Rund 10 Salons, die ich gerne weiterhin in dieser Gemeinschaft gesehen hätte, haben sich ebenfalls gegen den Solidarbeitrag entschieden. Das sind bundesweit bekannte Friseure mit guten Namen und Engagement, mit guten Denkweisen und hoher Qualität. Die bedürfen keiner Unterstützung dieser Wertegemeinschaft mehr, im Solidarpakt für mehr Fairness und besseres Image hätte ich mir diese Mitglieder gewünscht.

Erfreulich ist die Tatsache, dass etliche Mitglieder unserer Wertegemeinschaft zu den deutschen TOP Salons zählen. Hier schließt sich der Kreis zwischen Fairness, Image, Qualität und kundenorientiertem Marketing. Hier kann die Mehrzahl der deutschen Friseure nicht mithalten, ignoriert aber jegliche Hilfestellung.
 
„Dummheit und Stolz, wachsen auf einem Holz“
sagte mir Branchenkenner Dieter Schneider in einem Interview genau zu diesem Thema.
Er gab mir zu „der faire Salon“ aber auch den Rat: „Trennen Sie sich vom Gedanken des Branchenwohls und professionalisieren Sie das Ganze!“
 
Licht und Zukunft
So möchte ich mich bei den drei Menschen bedanken die mir für diese geleistete Arbeit auch DANKE gesagt haben. Katrin Cannington, Claudia Brenneisen und Saskia Lobjinski.
Erfreulich auch, das sich einige bisher beitragsfreie Mitglieder klassifiziert haben und jetzt das GÜTESIEGEL des fairen Salon tragen dürfen.
Und DANKE an die Friseurunternehmer die gerne meine Arbeit für das Friseurhandwerk und den Gedanken der Fairness mit 2.50 € pro Monat unterstützen.
Das wird helfen den Gedanken der Nachhaltigkeit im Friseurhandwerk weiter zu forcieren, aber auch Unfairness und Unehrlichkeit zu bekämpfen.
Diese Wertegemeinschaft ist in den letzten 4 Wochen um 60% kleiner geworden, gesund-geschrumpft.
Nicht wenige Unternehmen waren hier fehl am Platze, die Verbliebenen und Hinzukommenden können sich sehen lassen. Das hat was!!!
 
Für diese Unternehmen wollen wir da sein, werden unser Angebot ausweiten um unsere Mitglieder noch mehr zu bewerben und unterstützen.
Die beginnende Kooperation mit anderen passenden Portalen gehört ebenso dazu, wie die Möglichkeit der Online-Terminierung direkt aus der Präsentation heraus oder Vergünstigen  bei Industriepartnern und Firmen.

Wir arbeiten dran und werden Sie informieren. Schön das Sie dabei sind!

Rene Krombholz

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