Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Geld wird verschenkt

Andere Berufe haben andere Anforderungen, aber sehr wohl auch Vorgaben! Unternehmensberater Karl Wilhelm Goebel brachte es einmal auf den Punkt, als er feststellte:


„Friseure haben im Gegensatz zu der Mehrheit der arbeitenden Menschen keine arbeitsteiligen Industriesysteme kennengelernt, sondern erbringen fast immer in einer Art von Autonomie ihre Leistungen. Sie suchen Feedback vornehmlich bei Kunden/Kundinnen, das Lob des Kunden ist ihnen wichtig. Das Trinkgeld natürlich auch. Dabei gilt: Viel Trinkgeld = Ich habe es gut gemacht, und umgekehrt. Deswegen leisten viele Friseure nicht das, was für das Unternehmen gut ist, sondern verbünden sich mit dem Kunden zum Nachteil der Kasseneinnahme.“

Das bestätigt auch Peter Lehmann. Noch während seiner Tätigkeit im Servicebereich Friseur bei Wella stellte er die EVA Panel Auswertung vor und stellte fest: Alle Preise wurden im Rahmen einer Mehrwertsteuer-Erhöhung in allen, am Betriebsvergleich teilnehmenden Salons angehoben. In den Kassen wurde aber so gut wie keine Umsatzsteigerung verzeichnet – trotz gleichbleibender Kundenzahlen. Klartext: Die Friseurinnen haben weniger kassiert ... Das war dann mal kein Neuschnitt, sondern nur Korrektur, oder es wurde auf Leistungen verzichtet.

Sie kennen die Umsatzzahlen Ihrer Verkaufsprodukte im Salon? Andere Branchen geben sich nicht mit weniger als 5% Umsatz bei Zusatzverkäufen zufrieden! Friseurunternehmer tolerieren aber gerne die Feststellung ihrer Mitarbeiter, sie seien schließlich keine Verkäufer. Warum?

Dazu erzähle ich Ihnen eine Geschichte aus unserem eigenen Salon: „Wir beraten jeden Kunden und empfehlen auch …“, hörte ich bei der Teambesprechung, als ich die Verkaufszahlen bemängelte. Auch das war eine Märchenstunde, stellte ich Monate später an Hand einer Kundenbefragung fest. Die Antworten der Kunden ergaben ein anderes Bild - und nach der folgenden Teamsitzung andere Umsätze.

Ein ähnliches Phänomen spielt sich seit Jahren in den Herrensalons ab, hier werden sogar große Summen verschenkt. Männer geben heute deutlich mehr Geld für Körperpflege aus als vor Jahren, der Markt für Herrenkosmetik boomt. Nur bei den Friseuren nicht: Im Jahr 1993 ließ Mann bei 8,5 Besuchen pro Jahr jeweils 11,86 € (23,20 DM) im Salon. 20 Jahre später (2012) sind es 15,80 €.
Das zeugt weder von Fleiß noch von Beratungskompetenz, um sich den veränderten Wünschen anzupassen.
Mehr noch: Männer waschen sich meist täglich die Haare und so wird die Frage „Waschen wir auch?“ im Salon oftmals mit „Habe ich gerade erst“, beantwortet. Fatal: Der Kunde hat nichts von einem Trockenschnitt gesagt – aber meist bekommt er ihn. Verschenktes Geld!

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