ich hatte selbst solch eine Prinzessin im Salon. Sie war über ein Jahrzehnt bei mir beschäftigt, hatte einen großen Kundenstamm und trotzdem wurden nicht immer die notwendigen Umsätze erreicht. Problematisch, denn über Jahre hinweg waren Lohnerhöhungen als Motivationsschub realisiert worden, die Umsätze folgten dieser Entwicklung leider nicht. Meine Wünsche nach mehr Beratung, mögliche Zusatzdienstleistungen und Mehrumsatz, hatten ein Echo: „Meine Kunden wollen das nicht!“
Als Chef sah ich natürlich potenzielle Umsätze, beispielsweise in Form von Haarkuren, die meiner Meinung nach, als Abschlussbehandlung zu jeder Chemiearbeit daz gehören. „Meine Kunden wollen das nicht, macht die Haare zu weich!“, argumentierte meine Top-Friseurin seit Jahren. Dabei war sie als betriebsälteste Mitarbeiterin Vorbild für alle anderen. Aber ich duldete es!
Als sie dann wegen einer notwendigen Operation für Monate ausfiel, passierte es. Gerade die neu hinzugekommene Mitarbeiterin verkaufte Pflegebehandlungen genau bei diesen Kundinnen. Und zwar für ziemlich genau 20 Euro pro Tag. Das war der Punkt, an dem ich anfing, zu überlegen: Jeden Tag 20 Euro sind im Monat bereits 400 Euro und im Jahr über 4.000 Euro, die vorher gar nicht in der Kasse waren. Ähnlich verhält es sich mit anderen Dienstleistungen. Meine beste Mitarbeiterin trug plötzlich keine Krone mehr! Friseurinnen haben es vielfach nicht gelernt, produktiv zu denken und zu arbeiten.
Noch einmal Unternehmensberater Goebel: „Im Friseurhandwerk ist heute sehr oft eine zu geringe Wertschöpfung zu beobachten. Das gilt vor allem dann, wenn einerseits die Angebotspreise niedrig sind, die Mitarbeiter aber in ihren Arbeitsabläufen alten Schemata folgen, weil sie die modernen Arbeitsschritte nicht gelernt haben, und wenn seitens der Führung des Unternehmens wenig bis kein Steuerungs-, kein Führungs- und kein Controllingverständnis vorhanden ist.“