Es war am 29. April 2019 bei einer Audienz für 450 italienische Friseure, als der Papst Worte sprach, die durch die Presse gingen und bei den (deutschen) Friseuren durchweg Empörung hervorriefen. Naturgemäß wie üblich hauptsächlich in den Facebook Foren.
"Behandelt die Kunden höflich und freundlich, bietet ihnen immer ein gutes Wort der Ermutigung und vermeidet es, der Versuchung der Geschwätzigkeit zu erliegen, die leicht mit eurem Arbeitsbereich verbunden wird", so Franziskus.
Nun habe ich zu Beginn meiner Lehrzeit erfahren, welche soziale Komponente dieser Beruf auch hat und welche Verantwortung sich daraus ergibt. Ehrlich, vernünftig und liebevoll mit Menschen umzugehen, das entspricht althergebrachten Werten die im „fairen Salon“ ebenso verankert sind wie in hanseatischen Denkweisen.
Werteorientiert…. Das allerdings passt nicht mehr in die Philosophie des schnell verdienten Euro. „Werte“ haben auch im Arbeitsleben deutlich an Wert verloren, ihre Herkunft liegt meist in der christlichen Kultur und es ist bezeichnend, wenn es in einem Post heißt: „… ich weiß nicht wer das ist, dieser Papst“ Das sagt eigentlich schon alles.
Papst Franziskus wollte mit dieser Aussage den Friseuren anraten, Vorurteilen über ihren Beruf etwas entgegenzusetzen, das sehe ich persönlich ähnlich. Ihm wegen der Probleme der Kirche den Mund verbieten zu wollen, halte ich für fragwürdig, die Friseurbranche hat eigene schwarze Flecken.
Das mit dem Tratsch ist auch so eine Sache. Es gibt Salons, wo über andere Kunden übel hergezogen wird, das ist wieder anständig noch empfehlenswert, oft sogar verkehrt. Firmengründer Nixdorf war Kunde in meinem Lehrbetrieb und schwärmte von diesen elektronischen Kisten, die eines Tages überall stehen würden. Gemeint waren die ersten elektronischen Kassen, Nixdorf begründete damit später ein Firmenimperium. „Der ist verkalkt, total bescheuert, für solche Kunden muss man sich ja schämen!“ so das Urteil meines Lehrherrn, das er öffentlich äußerte.
Persönlich empfinde ich so etwas als unanständig den Menschen gegenüber, der mir sein Geld bringt. So etwas gehört sich einfach nicht, um das zu verstehen muss man weder Katholik noch ständiger Kirchgänger sein.
Rene Krombholz
für SPC Report 5/2019
Bereits 2005 verfasste ich für die MARKTLÜCKE nachfolgenden Beitrag der zu dieser Thematik passt