Für viele kleinere Unternehmen ist nachhaltiges Handeln gegenüber der Belegschaft, Umwelt und Gemeinwesen oft eine gelebte Selbstverständlichkeit. Die Einbindung solcher Handlungsweisen in die Geschäftsstrategie steigert z. B. die Attraktivität der Unternehmen für qualifizierte Fachkräfte, steigert die Motivation der Mitarbeiter, bindet Kunden.
In Zusammenarbeit mit dem Branchenportal www.friseur-news.de und der Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ fand die Initiative VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. den Weg in die Friseurbranche und befragte über Monate hinweg einzelne Unternehmen zu diesem Thema.
Leicht betrüblich wird am Ende festgestellt:
„Es gibt eine Reihe von ökologischen und sozialen Maßnahmen, die Friseursalons umsetzen können. Aber außer einigen Vorreitern in der Branche, gibt es noch zu wenige Betriebe, die dies tun. Um der Branche insgesamt zu einem Imagegewinn zu verhelfen, auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bedarf es jedoch mehr Engagement auch auf freiwilliger Basis.
Aus Nachhaltigkeitsperspektive ist in der Friseurbranche noch nicht ausreichend bekannt, dass nachhaltiges Engagement nicht nur einen gesellschaftlichen Mehrwert schafft, sondern betriebswirtschaftliche Vorteile bedeuten kann, den Kundenwünschen entgegenkommt und nicht zuletzt einen Beitrag zu einem besseren Image der gesamten Branche leistet.“
Gute Beispiele aus dem Friseurhandwerk:
Im Zuge der Recherchen nach guten Beispielen aus dem Friseurhandwerk, konnten zwei bundesweite Initiativen ausfindig gemacht werden, die sich für mehr Nachhaltigkeit (sozial und ökologisch) in Friseursalons engagieren: „Der faire Salon“ und das „Forum impulsgebender Friseure“.
Der „faire Salon“ ist eine Initiative, die im Jahr 2009 von dem Unternehmer und Friseurmeister René Krombholz gegründet wurde. Kooperationspartner ist das europäische Fachmagazin TOPHAIR, das auch die Leitmesse für das Friseurhandwerk „TOPHAIR Trend & Fashion Days“ in Düsseldorf ausrichtet.
Ziel der Initiative ist es, gegen Lohndumping und unseriöse Praktiken bei Friseurbetrieben vorzugehen. Dabei bietet das Portal http://der-faire-salon.de eine Plattform für den Meinungsaustausch zwischen Friseurbetrieben, Mitarbeitern und Kunden. Darüber hinaus sind auf dem Portal über 400 Friseursalons bundesweit gelistet, die sich selbst verpflichtet haben, festgelegte Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten. Rund 100 Salons wurden in der Zwischenzeit aus dem Portal ausgeschlossen, da sie die geforderten Kriterien nicht eingehalten hatten.
Als Werte-Richtlinie für die Initiative gilt der Verhaltenskodex „Leitlinien für europäische Friseure“ von 2001. „Der faire Salon“ will die Leitlinien bekannt machen. Friseure können der Initiative beitreten, indem sie sich dem „Ehrenkodex für das Friseurhandwerk in Europa“ anschließen. Der „faire Salon“ präsentiert sich darüber hinaus als Gütesiegel.
Wer in die Initiative aufgenommen werden will, muss vorab definierte Kriterien erfüllen: v. a. die Zahlung von Tariflöhnen, die regelmäßige Weiterbildung der Mitarbeiter, ein gutes Betriebsklima schaffen, ausreichend Zeit für Kunden bereitstellen, hochwertige Produkte anbieten, Mitarbeiter motivieren und Schwarzarbeit ausschließen.
Unternehmen, die in das Portal aufgenommen werden wollen, müssen einen Fragebogen ausfüllen, anschließend werden sie klassifiziert. Die Überprüfung der Kriterien erfolgt u. a. durch die Rückmeldungen von Mitarbeitern und Kunden, die die Salons bewerten können. Ergeben sich Unstimmigkeiten, werden die Betriebe von der Plattform genommen. Besonders gute Beispiele werden aufgrund des Fragebogens höher klassifiziert. Die Darstellung der aufgenommenen Salons erfolgt nach einem (selbstkreierten) Gütesiegel „Der faire Salon“.
Das Siegel soll u. a. auf geschulte Mitarbeiter, qualitativ höherwertige Produkte und gute Beratung und Behandlung hinweisen. Das Gütesiegel will darüber hinaus garantieren, dass Mitarbeiter mindestens nach Tarif bezahlt und regelmäßig weitergebildet werden.
Über öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, wie Briefe an Fachverbände und Podiumsdiskussionen, wird auf die Initiative aufmerksam gemacht. Print- und TV-Medien (z. B. das Magazin Stern, BILD, Welt am Sonntag, ÖkoTest sowie NDR und N24) wurden in der Vergangenheit bereits auf die Problematik aufmerksam gemacht. Außerdem wurde eine Kundenzeitung „Der faire Salon“ herausgegeben. Auch die Politik wurde angesprochen, u. a. durch einen Beitrag im Rahmen des Zukunftsdialogs der Bundeskanzlerin und eine Petition.
Ziel der Initiative „Der faire Salon“ ist es, Bewusstsein für die Anliegen des Friseurhandwerks zu schaffen sowie ein Netzwerk auf- und auszubauen, das sich für faire Praktiken, gute Bezahlung und mehr Qualität im Friseurhandwerk einsetzt.
Während sich „Der faire Salon“ vor allem für verbesserte Sozialkriterien einsetzt, stehen für das „Forum impulsgebender Friseure“ insbesondere die ökologischen Kriterien im Mittelpunkt. Das Forum, ein eingetragener Verein, ist eine Gemeinschaft von rund 100 freien Salons, für die das Thema Nachhaltigkeit zentral ist. Bei dem ganzheitlichen Ansatz des Forums steht der Kunde im Zentrum, d. h. eine ausführliche Beratung, die Betrachtung von gesundheitlichen Aspekten der Kunden, die Unterstützung der natürlichen Schönheit (u. a. Angebot von Naturprodukten). Darüber hinaus gehört auch die Gestaltung der Salons zum ganzheitlichen Verständnis des Forums,