Die Zukunft lässt hoffen. Der bereits angelaufene Megatrend von Gesundheit – Wellness – Wohlfühlen, dürfte auch das Friseurhandwerk ergreifen und viele Chancen bieten.
Zumindest für einige, die bis dahin überlebt haben.
Aktuell ist der Friseurmarkt alles andere als rosig….
Wenn Ausnahmen zur Regel werden…
In wenigen Jahren hat sich die Zahl der Friseurbetriebe in der BRD nahezu verdoppelt.
Trotzdem werden immer mehr Friseurunternehmen mit Ausnahmebewilligungen eröffnet.
Die Liste der möglichen Ausnahmen ist groß. So kann beispielsweise schon eine bestehende und unverschuldete Arbeitslosigkeit oder ein fortgeschrittenes Lebensalter als Grund einer Bewilligung dienen. Man denke auch an die Ich-AGs vor einigen Jahren oder die Altgesellenregelung.
… sind Probleme vorprogrammiert!
Die stetig wachsende Zahl der Friseurbetriebe führen zum Verdrängungswettbewerb.
Weniger Kunden für den einzelnen Salon, bedeutet weniger Umsatz und Sparzwang.
Oft übersehen:
Kaufmännisches Wissen, so wie es ein Unternehmer benötigt, wird erst in der Meisterprüfung gelehrt. Unternehmer/innen ohne Meisterprüfung haben hier deutliche Defizite, dieses aber auch bei rechtlich/organisatorischen Fragen.
Das betrifft dann auch die, mit Ausnahmebewilligung, Tätigen.
Über diese Entwicklung sind viele Kleinstunternehmer entstanden.
Mit Folgen:
mit Sicherheit trägt auch dieses fehlende Wissen dazu bei, dass zu viele Betriebe wirtschaftlich hinterherhinken und 66 % der Friseurunternehmen nicht über einen Umsatz von 100.000 € / Jahr hinauskommen. Bei großzügig gerechneten 20 % Gewinn liegen diese Unternehmer/innen dann, nach Abzug von privaten Steuern und Versicherungen, teilweise unter dem Lohnniveau ihrer Mitarbeiter. Auf diesem Weg sind viele Kleinstunternehmen entstanden.
Vorteile, die zum Nachteil gereichen.
Kleinstunternehmer sind umsatzsteuerbefreit und können 19% ihres Umsatzes als Direktgewinn verbuchen. Im Friseurhandwerk betrifft das jeden vierten Salon und ist eine gravierende Wettbewerbsverzerrung.
Preise können sich nicht marktgerecht entwickeln, eine Situation, welche alle anderen Marktteilnehmer ausbremst. Selbst dringend erwünschte höhere Löhne (zur Verbesserung des Images und zur Nachwuchsgewinnung) sind so nicht finanzierbar.
Mehr als bedenklich
Eine Beispielsrechnung zeigt das Dilemma! Unternehmer die mit Energie, Mut und Verantwortung das volle Risiko eines größeren Betriebes tragen, sind oft die Dummen. Zumindest finanziell
Der Bericht hier
Imageprobleme und fehlender Nachwuchs
Die Diskussion um Löhne im FH reißt nicht ab obwohl es auch Monatsentgelte um und über 3.000 € gibt. Die Mehrheit der Betriebe kann so etwas nicht finanzieren. Um höhere Preise durchzusetzen bedarf es auch besserer Qualität, das erfordert Weiterbildung, zu welcher meist das Geld fehlt.
Überlebenskampf
Zu viele Betriebe, die sich im Überlebenskampf befinden. So erklärt sich auch das durchaus bekannte Schwarzgeldszenario. Geld, was offiziell nicht vorhanden ist, kann aber auch nicht zur Entwicklung eingesetzt werden.
Unfairness
Wir erleben immer mehr Friseurbetriebe, in denen Regelungen unterlaufen werden. Sei es in den zahlreichen Barbershops, in welchen nur klar begrenzte Arbeiten ausführt werden dürften, bis hin zur Meisterpflicht im Salon. Nichts wird kontrolliert, geschweige denn geahndet.
Mitarbeitermangel
Die Zahl der Auszubildenden im Friseurhandwerk ist in den letzten Jahren stark rückläufig. Zudem verliert das Friseurhandwerk bereits während der Ausbildung rund 40 % der jungen Menschen. Salons schließen, weil Mitarbeiter fehlen oder nicht entlohnt werden können.
Sinkende Qualität:
die Qualität der Ausbildung (zumindest hinsichtlich der Prüfungsnoten) ist rapide gesunken.
Die Durchfallquoten bei den Gesellenprüfungen haben sich teils deutlich erhöht. (zumindest in NRW)
Ursächlich hierfür ist unter anderem der Lehrermangel an den Berufsschulen. Lehrinhalte werden durch Unterrichtsausfall nicht vermittelt, wohl aber geprüft.
Die leidtragenden sind die jungen Prüflinge und das Friseurhandwerk.
Wachsende Bürokratie
Hinzu kommen ständig neue Gesetze und Anforderungen, Bürokratie im Überfluss. Völlig aufgeweichte Regelungen und Vorschriften, die ohnehin nicht kontrolliert werden, führen zu anarchistisch anmutenden Szenarien.
Die Zukunft lässt hoffen,
Chancen gibt es genügend, … wenn sie genutzt werden. Zeit, das was passiert!
ZV Präsident Horst Esser forderte kürzlich während einer Obermeistertagung den Zusammenhalt der Branche, zu Recht!
Wenn 95% der Kollegen/innen wie bisher weitermachen und auf Hilfe von außen hoffen, wird sich die Branchensituation eher verschlechtern. Verbände sind meist zu starr, oft auch gebunden und gute Vorhaben unterliegen bei der Abstimmung.
Die Politik hat die globale Weltwirtschaft im Visier – nicht das Handwerk. Politiker, die nie in einem Unternehmen gearbeitet haben, können nicht wissen was Betriebe im Mittelstand brauchen. Zudem sind die großen Volksparteien mit ihrem eigenen Überlebenskampf beschäftigt.
Selbst ist der Mann / die Frau!
Es ist überlebenswichtig im Kleinen mit Veränderungen anzufangen, denn viele kleine Steine ergeben ein großes Bild. Wenn JEDER irgendwo mit kleinen Veränderungen beginnt, wird sich mehr für die Branche verändern als wir glauben.
Es ist wie es ist!
Den Status Q anzuerkennen ist der erste wichtige Schritt.
Jeder in diesem Markt hat seine Berechtigung – Keiner ist „schlecht“ – Zusammenhalt!
Und: Hilfe von Außen kommt nicht!
Wohin???
Sucht Ziele und Orientierung! Zum Beispiel das, unter Mitwirkung der EU entstandene Konzept „für Friseure in Europa“. Keiner hat diesen tollen Beruf gewählt um von Trink- oder Schwarzgeldern zu leben. Der Kodex gibt eine gute Richtung vor.
Redet darüber! mit Mitarbeitern, Chefs, Kolleginnen, Kunden. Tauscht Euch aus, lasst neue Ideen entstehen.
Handelt! Betrachtet Euch, Eueren Salon mit den Augen des Kunden. Wo können Qualität und Service verbessert werden?
Macht Euch schlau!
wo könnt Ihr Euch kostengünstig weiterbilden? Wie mehr Umsatz erwirtschaften? Nutzt die neuen Medien (kostenlose Webinare) Überprüft Preise und Leistungen, seit mutig!
Seit es Euch wert!
Leistung hat ihren Preis. Qualität erst recht. Schaut nicht immer dorthin wo Armut herrscht, sondern wo Menschen Geld ausgeben. Geht mit offenen Augen durch Euere Stadt! Schaut Euch Lokale und Geschäfte an…. Die Menschen haben mehr Geld als sie immer sagen!
Ihr könnt nicht die Preise anheben? Aha.. der Kollege nebenan… > Ja, er müsste auch teurer werden … und wartet auf Euch…. !
Fangt an – bevor es zu spät ist!
Nachtrag
Jetzt, nur 12 Stunden nach Veröffentlichung des Beitrages, sehe ich in den Foren eine Meinungsentwicklung, die mir SO NICHT gefällt.
Alle sehen jetzt plötzlich die Kammern als Verursacher der ganzen Misere.
In der Tat – da wurde vieles zu großzügig gehandhabt. Vielleicht ist der Bericht auch dazu geeignet, hier einen Richtungswechsel anzudenken. Ja, wir brauchen auch DRINGEND mehr und intensive Kontrollen um wieder Ordnung und Verlässlichkeit herzustellen.
Kammern sollten sich als SCHUTZGEBER der Unternehmen sehen und diese Interessen vertreten.
ABER
In den Jahren zwischen 2000 und 2009 verloren 22,6 % der Friseure/innen ihren Arbeitsplatz. Das waren über 30.000 Friseure/innen die uns heute fehlen. Die sind „gegangen worden“ Daraus wurden tausende Ich AG’s.
Es kommt auch keine Kammer in die Betriebe um zu fragen: „Willst Du eine Ausnahmebewilligung?“
Es sind Mitarbeiter die aus den Salons flüchten und wir müssen uns auch fragen: „WARUM?“
Letztlich haben Mitarbeiter bekannterweise eine andere Sicht der Gewinnsituation und Einschätzung ihrer eigenen Leistung. Hier ist es Aufgabe der Unternehmer, Transparenz zu schaffen, einen Konsens zu finden und Fluchtwillige zu motivieren.
Dieser Beitrag stammt von Rene Krombholz, Initiator der Wertegemeinschaft „der faire Salon“, die im November 2018 den 10. Geburtstag feiert. Rene Krombholz ist selbst Friseurunternehmer, Fachautor und Betreiber des Branchenportal www.friseur-news.de und /.at, außerdem Vorstandsmitglied der Friseurinnung Düsseldorf.
Ziel der Gemeinschaft ist es, ehrlich und fair agierenden Unternehmen Wissen und Rückhalt zu vermitteln, dem Niedrigpreis Qualität und Werteorientierung entgegenzusetzen.
Inzwischen folgen über 200 erfolgreiche Friseurunternehmen aus ganz Deutschland dem „Kodex für das Friseurhandwerk in Europa“ und nutzen diese Mitgliedschaft als Alleinstellungsmerkmal in einem hart umkämpften Markt. Immer mehr Verbraucher suchen nach werteorientierten Unternehmen, auch für Mitarbeiter ist dieses Kriterium bei der Stellenauswahl immer wichtiger geworden.
Der faire Salon > Verbraucherportal „Der faire Salon“
Der faire Salon > Zugang für Friseure im Friseurportal friseur-news.de