Gute Mitarbeiter zu finden, ist schwer. Wurde man fündig, interessiert sich aber nicht für ihre Belange, demotiviert das jeden noch so engagierten Mitarbeiter, und er wird Ihnen und damit dem Salon ebenfalls Desinteresse entgegenbringen. Chef und Mitarbeiter sollten an einem Strang ziehen – so sieht es auch der Verhaltenskodex für Friseure vor, der Erfolg durch Fairness verspricht.
Hier betrachtet Initiator René Krombholz die Situation der Mitarbeiter.
Ein Wunsch der Mitarbeiter ist es, Geld zu verdienen, möglichst viel sogar. Dem gegenüber steht, dass der Friseurberuf derzeit der schlecht bezahlteste Lehrberuf in Deutschland ist. Viele stehen deshalb vor der Entscheidung, Ansprüche zurückschrauben, Geld hinzuverdienen (sprich Schwarzarbeit) oder den Beruf aufzugeben. Aber auch Spaß an der Arbeit steht ganz oben auf der Wunschliste der Mitarbeiter. Sie wollen eigene Ideen verwirklichen, Verantwortung tragen, kreativ sein und Erfolg haben.
Wunsch und Wirklichkeit
Die Realität sieht häufig anders aus: Unternehmer klagen zunehmend über die innere Kündigung oder den heimlichen Ausstieg ihrer Angestellten. Die Motivation fehlt, Frust macht sich breit – auch beim Unternehmer. Als Hauptursache für die Unzufriedenheit gilt die Kluft zwischen Arbeitnehmer-Wunsch und Arbeitswelt-Wirklichkeit. Tribut fordert auch das Kundenverhalten: Lange Anmeldezeiten sind out, Stoßzeiten gibt es meist in den Abendstunden. Wer einen Kunden auf den nächsten Tag vertröstet, wird ihn verlieren.
Immer auf dem neuesten Stand
Für den Friseur sind ständige Fort- und Weiterbildung von existenzieller Bedeutung. Um gut beraten zu können, sind Schulungen, Seminare und Training unumgänglich. Im Tagesgeschäft ist das kaum unterzubringen, sondern es verlagert sich auf das Wochenende und in die Abendstunden. Wenn Friseure klagen, dass von ihnen verlangt wird, die neuesten Techniken und Trends zu kennen und auch selbst zu verkörpern, dann sind das Selbstverständlichkeiten, die das Berufsbild eines Friseurs beschreiben. Eine Modeboutique, die veraltete Mode verkauft, wird nicht sehr erfolgreich sein. Gleiches gilt für den Friseursalon. Man muss dem Kunden nichts andrehen, aber ihn typgerecht beraten und Trends alltagstauglich umsetzen. Verbraucher haben heute klare Vorstellungen und sind anspruchsvoller als noch vor einigen Jahren. Traurig ist deshalb die Tatsache, dass viele von ihnen heute besser informiert sind als mancher Friseur.
Eigenverantwortung gefragt
In Vorstellungsgesprächen erlebt man häufig, dass Bewerber nur drei Strähnentechniken vorweisen können. Auch Sätze wie: „Das hat mein Chef nicht verlangt“ oder „Seminare wurden bei uns nicht angeboten“, tauchen in solchen Gesprächen immer wieder auf. So ein Bewerber fällt ganz klar durch! Denn das zeigt nur, dass er nicht genug Interesse an seinem Beruf hat. Denn nicht der Chef alleine ist für die Weiterbildung der Mitarbeiter verantwortlich, sondern auch jeder für sich selbst. Ein Chef sollte Angebote schaffen, um Mitarbeiter zu fördern, das ist richtig. Tut er es nicht, ist Eigenverantwortung gefragt. Teure Seminare sind nicht finanzierbar? Das zählt als Ausrede nicht. Heute gibt es andere Möglichkeiten, um das Wissen auf dem neuesten Stand zu halten: Fachzeitschriften, CDs, DVDs. Und wer Zeit für Chaträume findet, sollte vielleicht auch mal eines der zahlreichen Friseurportale nutzen.
Überangebot an Fachkräften
Für viele ist Friseur immer noch ein Traumberuf, sodass es ein Überangebot an jungen Fachkräften gibt. Nur wenige werden nach der Ausbildung übernommen und sind in der Lage, sich einen eigenen Kundenstamm aufzubauen. Der allerdings ist nötig, um für das Unternehmen den eigenen Lohn überhaupt zu erwirtschaften (siehe Aufstellung rechts). Wer nicht übernommen wird, steht der Agentur für Arbeit zur Verfügung. Eines ist dabei aber auch sicher: Nicht alle werden die Hände in den Schoß legen, sondern sich ein Zubrot verdienen. Auch ein Teil der berufstätigen Friseure praktiziert das nach Feierabend. Den Betrieben wird damit Potenzial entzogen. Fachleute schätzen den Umsatzverlust auf 20 bis 30 Prozent.
Viele der arbeitssuchenden Friseure schickt die Agentur für Arbeit dann auf die Meisterschule. Haben Sie den Meisterbrief in der Tasche, stehen sie dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung. Gelöst wird das Problem dann häufig mit Gründungsdarlehen vom Staat. Die Folge: Immer mehr Betriebe bei gleichzeitig weniger Umsatz in der Branche bedeuten für jeden Einzelnen weniger Umsatz, weniger Gewinn und führen somit zu weniger Geld für Löhne.
Fazit
Ein gutes Basiswissen ist Pflicht und Sache jedes Einzelnen. Über die Entwicklung des Betriebes zu informieren und Zielvorgaben zu formulieren, ist Aufgabe des Chefs. Hier ist auch wieder die Transparenz vonnöten, die der Kodex fordert, um publik zu machen, dass von 40 Euro nicht 30 Euro Gewinn bleiben. Das Wissen um neue Produkte und Trends sind Angelegenheit aller, menschliche und emotionale Kompetenz sind Teamarbeit.
Eine Musterrechnung:
Diese Musterrechnung zeigt, dass 3.500 Euro Umsatz im Monat nicht ausreichen, um den eigenen
Lohn (Jungfriseur NRW) zu erwirtschaften:
Umsatz: 3.500 Euro
Tariflohn Brutto NRW: 1.300 Euro
Jahresgehalt: 15.600 Euro
Lohnnebenkosten 25 Prozent: 3.900 Euro
Lohnkosten pro Jahr: 19.500 Euro
Aktiv tätig ist ein Mitarbeiter aber nur zehn Monate (Abzug Urlaub, Feiertage) und kostet somit im Monat 1.950 Euro.
Von den 3.500 Euro Umsatz geht Folgendes weg:
559 Euro Umsatzsteuer
385 Euro Materialkosten
700 Euro 20 Prozent aktive Ge-
meinkosten
245 Euro 7 Prozent passive Ge-
meinkosten
700 Euro sonstige Kosten, Betriebsgewinn, Rücklagen.
Am Ende bleiben noch 911 Euro. Für den Lohn muss der Chef also noch 1.039 Euro drauflegen.
Deshalb ist es wichtig, dass Mitarbeiter ihre Fach- und Beratungskompetenz nutzen, um einen hohen Umsatz zu erzielen, der ihnen einen angemessenen Lohn sichert.
Mehr zur Initiative und zum Kodex gibt es unter www.friseur-news.de und unter www.der-faire-salon.de