Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Schattenwirtschaft

Spricht man von Schwarzarbeit darf  das Thema Schattenwirtschaft nicht unerwähnt bleiben


Spricht man von Schwarzarbeit darf fairer- weise das Thema Schattenwirtschaft nicht unerwähnt bleiben. Ein heikles Thema, aber es gehört dazu.

SCHATTENWIRTSCHAFT

Mit Schwarzarbeit wird den Unternehmen Umsatz und Arbeitskraft entzogen, mit der Schattenwirtschaft Kapital das anderweitig sinnvoll investiert werden könnte, beispielsweise in eine sinnvolle Lohnpolitik.

Woher will diese Branche denn noch qualifizierte Mitarbeiter bekommen und motivieren, wenn der Friseurberuf der schlechtbezahlteste Lehrberuf in der BRD bleibt!? Welches Image will sie sich denn selber auferlegen, wenn sie weiterhin behauptet ihr gehe es nur noch schlecht..?! Wenn es offiziell heißt: '...wie schon in früheren Jahren hat sich der Einsatz von Kapital und Arbeitskraft der Unternehmer nicht gelohnt..' Kunden kaufen bekanntlich viel lieber bei Siegern! Wem nutzt also dieses Negativimage?

Der LGH Betriebsvergleich 2000 berichtet von einem durchschnittlichen Brutto-Jahreslohn von Euro 58.859 für den Friseurunternehmer. Das sind 4.900.- Euro Brutto. Was sich im ersten Moment noch ganz passabel anhören mag, wird beim weiterem nachdenken eher fragwürdig.

Schließlich hat der Unternehmer durch die fehlenden Arbeitgeberanteile die doppelten Beiträge zur Sozialversicherung zu zahlen. So verbleiben nach Abzug der Sozialabgaben bei Steuerklasse III (verheiratet, 1Kind) netto rund 2950,-Euro zum Lebensunterhalt. Rechnet man die Kosten für Wohnung, Nahrung, Kleidung und Sonstiges für 2 Erwachsene und 1 Kind zusammen, wird deutlich, dass die Friseure großartige Lebenskünstler sein müssen....!

Diesen Eindruck haben mittlerweile auch Banken und stufen die Friseure in die höchste Risikogruppe ein . Es fehlt vielfach kaufmännisches Wissen, welches selbst zur Meisterprüfung nicht vermittelt wird. Dies kann ich aus eigener Erfahrung behaupten: trotz Meisterprüfung mit Auszeichnung habe ich zum Anfang meiner Selbstständigkeit sehr viel Lehrgeld bezahlt. Lediglich, weil kaufmännische Wissensdefizite vorlagen, die ich mir nachträglich aneignen musste. Vielen Kollegen geht und erging es ebenso. Wird die Liquidität zu eng, ist der Schritt zum 'Umsatz am Finanzamt vorbei' für manch einen leicht getan, eine Lösung ist es nicht! Mit diesem Verhalten oder auch Lohnzahlungen am Finanzamt vorbei machen Sie die Mitarbeiterin zur Mitwisserin und legalisieren die Tätigkeit der Schwarzarbeit, in dieser Situation können diese nicht einmal untersagen, Sie werden erpressbar!

Zur Schattenwirtschaft gehört auch die Scheinselbstständigkeit. Stühle mieten, freiberufliche Tätigkeit – das Kind hat viele Namen. Hier werden vielfach Verträge eingegangen die mehr als bedenklich sind. Dem Vertragsgeber sichern sie in der Regel eine kontinuierliche Einnahme und ersparen die Lohn-, und Lohnnebenkosten. Der plötzlich 'frei ! berufliche' ist aber alles andere als dieses. Oftmals verbleibt ihm durch die erhöhte Sozialabgabe weniger als der ursprüngliche Nettolohn auf Tarifbasis. Der Urlaub ist für Jahre gestrichen weil sonst kein Verdienst, der Bourn Out schon in Sichtweite ! Die unversteuerte Einnahme unter der Salontheke verhilft zum überleben.

Dies sind keine Worte aus der Retorte, keine Spinnerei. Dies schreibe ich, als selber Friseur und Unternehmer. Und muss leider! hierzu bemerken das mir in vielen Jahren meiner nicht- selbstständigen Tätigkeit vieles begegnet ist. Nur zwei Unternehmer die mich direkt ordnungsgemäß anmeldeten und nicht über teilweise Netto -Netto Zahlungen verhandeln wollten.

Da gab es den Nobelsalon der pünktlich den Lohn zahlte, nebst selbstgekritzelter Lohnbescheinigung. Als nach 1 Jahr plötzlich ein Arztbesuch nötig war, verweigerte die IKK den Krankenschein, weil nicht gemeldet. Trotz Titel fehlen mir bis heute 12 Monate zur Rentenversicherung! Es gab Salons die den Lohn in Teilbeträgen zahlten, - oder überhaupt nicht. Einige Tausend Euro die ich in den Wind schrieb, Urlaubstage die aus betrieblichen Gründen nicht genommen werden konnten und irgendwann verjährt waren. Nein, nicht zwei oder drei, sondern über 50 an der Zahl.

Erlebt: Statt Registrierkasse nur Bonbücher. In einem Salon mit über 30 Mitarbeitern! Jeder 4-5 Bon landete im Papierkorb, der Unternehmer Jahre später im Gefängnis, weil alle davon wussten.

Mir persönlich bekannt: Der Unternehmer dessen Geschäft immer sooo schlecht ging, obwohl der Salon in erster Lage immer voll war. Lohnerhöhungen waren nie möglich: 'die Kosten, die Kosten!' Die Lohnzahlung immer verspätet, um jeden Pfennig gefeilscht. Heute als Rentner lediglich 1200.- Euro Rente....... Aber woher kommen das Mehrfamilienhaus, die Ferienvilla nebst Luxuspool und Segelyacht in Spanien???

Das soll keine moralische Wertung sein. Mir steht es nicht zu, über das Verhalten anderer zu urteilen. Aber ich denke: soll sich in der Branche etwas zum besseren bewegen, muss sich überall etwas ändern. Auch beim Verhalten der Arbeitgeber.

Bei dem heutigen Verhalten von Politikern und anderen Größen, verbunden mit dem stetig sinkenden Unrechtsbewusstsein der Bürger, mag die Forderung nach ein wenig mehr Ehrlichkeit lächerlich klingen. Trotzdem wage ich es. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht was für ein Vorbild Sie Ihrer Mitarbeiterin sind? Ob Sie es vielleicht bei Ihrer Bank mit einem rentableren Betrieb nicht leichter haben? Ob es nicht für die gesamte Branche besser wäre, wenn bekannt würde das sich hier gutes Geld verdienen lässt...? Denken Sie mal darüber nach ! 

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