In den vergangenen Monaten erreichten uns zahlreiche Anfragen und teils zornige Berichte über das Softwareunternehmen Treatwell, das sich auf Online-Terminlösungen für den Beautysektor spezialisiert hat. Als zentrale Informationsplattform zum Thema Branchensoftware sah sich Friseur-News in der Verantwortung, diesen Hinweisen nachzugehen.
Hintergrund: Beschwerden über Telefonakquise
Mehrere Saloninhaber berichteten, dass Treatwell wiederholt telefonisch Kontakt zu Nutzern anderer Softwarelösungen aufgenommen habe – mit dem Ziel, sie zum Wechsel zu Treatwell zu bewegen. Dabei seien auch Preisargumente genutzt worden, um bestehende Anbieter zu unterbieten. Die Häufigkeit und Art dieser Anrufe stieß nicht überall auf Zustimmung.
Wir führten ein Gespräch mit:
Maximilian Schwahn, Geschäftsführer Treatwell DACH
Simon Rechenauer, Head of Product Marketing Treatwell
Beide bestätigten die Telefonkontakte. Schwahn betonte, dass es sich häufig um frühere Interessenten handle, die ihre Kontaktdaten bereits bei Treatwell hinterlassen hätten. Rechenauer ergänzte: „Vielleicht fehlten früher bei unserer Software einige Features – jetzt haben wir sie. Dann ist es doch auch im Interesse der Angerufenen, wenn sie auf solche Neuerungen hingewiesen werden.“
Schwahn fügte hinzu: „Wir profitieren natürlich auch von neuen Kunden, die wir brauchen. Treatwell ist die größte Online-Plattform in diesem Bereich, die wir ständig weiterentwickeln wollen – dafür benötigen wir Wachstum.“
Hinweis:
Treatwell betreut nach eigenen Angaben rund 70.000 Unternehmen im Beautybereich und sieht sich als Marktführer. Die Unternehmensphilosophie betont langfristige Partnerschaften. Ziel sei es, dass Salons mit Treatwell im Schnitt 50 % mehr Umsatz erzielen als ohne die Plattform, betont Schwahn.
Kritik am Provisionsmodell
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Provisionsmodell: Salons zahlen keine feste Gebühr, jedoch 35 % des Umsatzes von Neukunden beim Erstbesuch. Ursprünglich konnten Termine, die nicht wahrgenommen wurden, storniert werden – ohne Provisionszahlung. Laut Hinweisen sollte diese Möglichkeit abgeschafft werden.
Treatwell stellte klar:
„Es gab bei einigen Salons eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Stornierungen. Diese wurden gezielt angeschrieben. Sollte keine Verbesserung eintreten, behalten wir uns individuelle Maßnahmen vor.“
Schwahn betonte, dass dies nicht flächendeckend, sondern punktuell erfolge. Die meisten Salons hätten bereits reagiert, das Thema sei somit erledigt.
Testlauf im Produktverkauf
Zudem wurde uns zugetragen, dass Treatwell in den Produktverkauf einsteigen wolle. Laut Rechenauer handelte es sich um einen Testlauf, bei dem Friseursalons sich gegenseitig mit Produkten unterstützen sollten.
„Das war nicht erfolgreich – dieses Thema ist bereits vom Tisch.“ So Rechenbauer.
Wir danken dem Treatwell-Team für das offene Gespräch und hoffen, mit diesem Beitrag zur sachlichen Einordnung beigetragen zu haben.