Reichen nicht auch ein paar Bedienungsplätze, schön dekoriert um Erfolg zu haben ? Sowieso alles viel zu teuer ! Das sind Fragen und Sätze die in Verbindung mit dem Begriff „Wellness“ fallen.
Stagnierende, sogar rückläufige Zahlen in der Friseurbranche !? Eigentlich kein Wunder, haben zu viele Friseure/innen überhaupt noch nicht begriffen, wohin sich die Bedürfnisse der Kunden/innen entwickelt haben!
Die Nachkriegszeit: Grundbedürfnisse im Vordergrund
In der Aufbauphase der Industriegesellschaft nach 1945 stand die Arbeit ganz und gar im Zentrum des Lebens der Menschen, weil Arbeit zunächst zum Überleben und dann zum Besserleben unbedingt notwendig war.
Nachdem Führer, Partei und Staat keinen Lebenssinn mehr liefern konnten und Millionen dafür mit ihrem Leben bezahlt hatten, konnte nichts besseren Lebenssinn bieten, als die Arbeit, unermüdliche Arbeit. Freizeit war zweitrangig in dieser Arbeitsgesellschaft. Der Friseurbesuch in dieser Zeit war reine Zweckmäßigkeit. Die Frauen gingen regelmäßig zum waschen - legen oder zum kämmen, die Männer alle 10 bis 14 Tage zum Herrenfriseur um sich für 3 Mark fünfzig innerhalb von 5 Minuten den kurzen Facon schneiden zu lassen.
Diese, aus heutiger Sicht – häufigen Friseurbesuche begründeten sich in dem Ordnungssinn und den Frisuren dieser Zeit.
Das Bild wandelt sich...
Das Wirtschaftswunder war bekanntlich kein Wunder, sondern das Ergebnis eines Arbeitseifers, ja beinahe einer Arbeitsbesessenheit der Deutschen. Dieses brachte nicht nur Lebenssicherung und steigenden Lebensstandard sondern begründete auch die Aussage „Ich will es zu etwas bringen“ - dem neuen Lebenssinn dieser Jahre.
Das gesellschaftliche Bild wandelte sich von der Arbeits-, zur Konsumgesellschaft.
im Konsumrausch...
Die jugendliche Gegenkultur der 60er Jahre mit Beat- und Rockmusik, mit Expressivität, Erotik und Verausgabung gipfelte schließlich in der Kulturrevolution der 68 er Generation. Plötzlich standen nicht mehr Arbeit, Leistung und Einkommen im Vordergrund sondern Aktion, Gesellschaftskritik, Zwanglosigkeit, Autonomie und Selbstverwirklichung. Es ging es nicht mehr um das Über-leben sondern um ein neues Er-leben. Was Spaß macht muß erlaubt sein, hieß die Devise – die sich auch im Friseurhandwerk widerspiegelte. Lange Haare bei den Männern, Plower Power und Hippies bei der Jugend, der Perückenboom bei der „normalen“ Frau. Gab es überhaupt Frauen die nicht wenigsten eine davon zu Hause hatte? Manche Friseure verkauften 20 bis 30 Perücken pro Tag. Die Folgebehandlungen der künstlichen Mähnen ließen die Kassen klingeln. Konsum, Konsum...
Kaufen reicht nicht - erleben ist "In"
Heute leben wir in der dritten Phase der Nachkriegsentwicklung welche als „Erlebnissgesellschaft“ zu bezeichnen ist.
Es ist eine Gesellschaft in der nicht mehr die Arbeit, auch nicht mehr der unbedingte Konsum, vielmehr das immer neues Erleben im Zentrum steht. Nicht nur ein neues Auto kaufen,- es erleben. Einkaufen, shoppen? Ja, aber wenn möglich mit angenehmen Ambiente. Nicht umsonst entstehen seit Jahren „Erlebnis-Kaufhäuser, Themenzonen und Wohlfühl-Oasen. Nicht nur ein nötiger Besuch beim Friseur , -nein- diese neue Frisur und den Besuch will die Kundin heute erleben ! Wohlfühlen , entspannen , erleben, genießen – darum geht es bei dem Begriff Wellness.
Dieses, vielfach noch fehlende Verständnis für die veränderten Bedürfnisse der Kunden, ist eine der Hauptursachen der Branchenmiesere im Friseurhandwerk
Gerade in Zeiten, wo das Geld nicht mehr so locker sitzt ,geht es darum dem Kunden einfach "mehr" zu bieten.....