Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 11.12.2024

Das verlorene Ich.

Wie uns der Konsum uns zu identitätslosen Geschöpfen werden lässt.


Eine große deutsche Illustrierte publizierte kürzlich im Internet einen Beitrag unter dem Titel: „Männer - Frisuren und Persönlichkeit“ 
In diesem Beitrag wurde aufgezeigt, welche individuellen Temperamente  und Charaktereigenschaften sich unter Diesen oder Jenen Haarschopf verbergen können -  Rückschluss von der Frisur auf die Persönlichkeit.

Was mich verblüffte war nicht dieser Beitrag, sondern die Resonanz darauf. 
In fast 100 Statements beschimpften die Leser dieses Blatt, wie man solch einen Schwachsinn verbreiten könne. 
Fakt: die Sache war gut recherchiert und hatte sehr wohl Hand und Fuß. 

Jeder gute Friseur weiß um die Symbiose von Frisur und Persönlichkeit. 
Meine Ausbildung mag zwar ein paar Jahrzehnte her sein, aber ich entsinne mich noch sehr gut daran, wie wir in der Ausbildung die verschiedenen Temperamente und Eigenarten unserer potentiellen Kundschaft erlernen und kennenlernen durften. 
Immer in Verbindung mit der Frage zur typgerechten Frisur. 

Der Friseur, auch als „psychologischer Typberater“ in Sachen Haare und Frisur.

Natürlich ist jede Frisur ein lebendiges Abbild der jeweiligen Lebenseinstellung ihres Trägers! 
In früheren Zeiten auch der politischen oder sozialen Kultur. 
Man denke an den streng gezogenen Adolf-Scheitel in Zeiten des NS Regimes oder die wallenden Haare  der Beatles Aera. 
Auch die Punkfrisur ist Ausdruck einer Lebenseinstellung.

Der Konsum hat den Menschen beigebracht das Statussymbole wichtig, fast unverzichtbar  und käuflich sind. 
Inzwischen legen viele Menschen mehr Wert auf Label, Markenklamotten, Smartphones und andere Dinge, als auf sich selbst, bzw. ihre Haartracht. 
Typisch hierzu das Konsumverhalten der Kandidaten bei Shopping Queen. 400.- €uro die schnell verbraten sind, für den Friseur bleibt immer der klägliche Rest. 

Moderne junge Menschen leiten den Wert Ihrer Persönlichkeit inzwischen vielfach einzig von solchen Statussymbolen ab. 
Den Bezug zum eigenen Ich haben immer mehr Menschen inzwischen verloren. 
So  erklären sich dann auch die Anfragen junger Menschen an unsere Hair-Hotline: ohne Bild oder weitere Angaben wollen sie wissen: „Ich bin 17 Jahre alt, blond. Welche Frisur steht mir denn besonders gut?“ 

Die Ansprüche unserer Kunden  sind vorhanden, die Menschen welche diese erfüllen könnten auch, die Friseure nämlich. 
Nur die Verbindung zwischen Mensch und Frisur, als Ausdruck der Persönlichkeit, als Wert und Statussymbol …. das fehlt! 

Wir Friseure sollten in der Lage sein, unseren Kunden wieder zu einem besseren Ich-Gefühl   zu verhelfen. 
Die verlorene Wertschätzung zur eigenen Haartracht wieder in die Köpfe und Herzen der Menschen zu bringen, auch das ist Aufgabe und Ziel der Friseure in der Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ 

Rene Krombholz im Februar 2016

 

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