Schönen Dank Herr Rohany, dass Sie uns die Chance geben, wieder einmal mit Ihnen über den digitalen Wandel im Friseurwandwerk sprechen zu können.
Viele behaupten, der digitale Wandel würde durch die Pandemie stark vorangetrieben. Können Sie das für das Friseurhandwerk bestätigen, wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach aus?
Die Friseurbranche ist im Vergleich zu anderen Branchen noch eher unterdigitalisiert. Zwar haben sich schon einige Betriebe digital transformiert, aber bei weitem noch nicht alle. Die Pandemie beschleunigt nun allerdings das digitale Denken der Salon-Betreiber. Online-Terminbuchungen spielten zwar schon vor der Covid-19-Krise eine große Rolle – so wurden bereits zu Beginn des letzten Jahres 52 Prozent aller Termine unserer Kunden online und außerhalb der Öffnungszeiten gebucht. In Corona-Zeiten sind die Online-Buchungen aber nochmal um 50 Prozent gestiegen. Friseure müssen also zwingend umdenken, wenn sie auch in Zukunft ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen wollen. Darüber hinaus sehen wir einen starken Anstieg an Terminbuchungen, die über die Google- und Instagram-Buchungsfunktion vereinbart werden.
Die Online-Terminplanung Shore ist unter anderem für die Vielzahl von Auswertungsmöglichkeiten bekannt. Ihr Unternehmen wertet die Daten ja auch zentral anonym aus. Können Sie uns was zu der Kundenfrequenz vor und nach dem ersten Lockdown sagen? Wie hat sich die Zahl der Kundenbesuche verändert?
Friseure beklagen Corona-bedingt die nachlassenden Kunden- und Buchungszahlen. Dies spiegelt sich auch in unseren internen Zahlen wider: So hat sich zwar die Gesamtzahl der in die Systeme eingetragenen Termine aufgrund der Dokumentationspflicht verdreifacht und die Anzahl an Online-Terminbuchungen seitens der Kunden ist um ganze 50 Prozent gestiegen. Nach Ende des ersten Lockdowns besuchten Neu- wie auch Bestandskunden aber insgesamt seltener die Salons als dies noch vor dem Lockdown der Fall war. Die Kundenfrequenz ist insgesamt signifikant gesunken. So wurde vor dem Lockdown pro Monat rund 0,86 mal ein Termin gebucht, nach dem Lockdown hingegen nur noch 0,31 mal – gleichwohl die Buchungszahlen nach dem ersten Lockdown wieder deutlich angestiegen sind.
Haben sich nur die Zahlen der Kundenbesuche verändert oder auch die Wünsche der Kunden, beispielsweise, um die Aufenthaltsdauer in den Salons zu reduzieren?
Die Anforderungen an die Salons haben sich geändert und damit geht auch eine veränderte Erwartungshaltung der Kunden einher. Sei es das Tragen von Schutzkleidung und Masken, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln, die Verwendung von Einmalumhängen oder die Einhaltung des Mindestabstands – all das (und mehr) müssen Friseursalons durch die Verordnungen beachten. Kunden, die einen Termin buchen, erwarten dementsprechend auch, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden, denn nur so können sie entspannen und den Termin trotz Corona genießen.
Nicht wenige Friseure, besonders diejenigen, die Sicherheit in Zeiten der Pandemie als Marketingmerkmal nutzten, berichteten über eine überdurchschnittliche Zunahme von Neukunden. Können Sie das bestätigen?
Daten oder dezidiertes Feedback liegen uns hierzu nicht vor. Allerdings haben wir zu Ende des letzten Lockdowns in 2020 eine Kooperation mit dem Münchner Friseur Meininghaus gestartet. Gemeinsam haben wir den Pop-up-Store WeDo eröffnet, der unter strengen Hygienerichtlinien lief und sehr regen Zulauf verzeichnete.
Können Sie uns jetzt schon etwas über die (voraussichtlichen) Auswirkungen des II Lockdowns sagen?
Es ist zu vermuten, dass auch nach diesem Lockdown die Buchungszahlen direkt nach der Wiedereröffnung signifikant ansteigen und es einen kleinen Ansturm geben wird. Doch wie bereits erwähnt, ist fraglich, ob die durchschnittlichen Buchungszahlen pro Monat konstant hoch bleiben. Wahrscheinlich wird es auch nach diesem Lockdown verhältnismäßig weniger sein als dies noch vor Corona der Fall war. Umso wichtiger ist es für Friseursalons, die digitale Transformation anzugehen und beispielsweise mit Marketingmaßnahmen via Newsletter und einer allgemein starken Online-Präsenz den entscheidenden Unterschied zu machen.
Wie sehen Sie die digitale Entwicklung im Friseurhandwerk für die nächsten Jahre?
Nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft wird immer digitaler. In den kommenden Jahren werden Online-Buchungen immer selbstverständlicher und von einem Großteil der Kunden erwartet. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nochmal beschleunigt. Die Digitalisierung von Dienstleistern ist essentiell, um auf dem Markt weiter bestehen zu können. Die Automatisierung von Prozessen geht damit ganz klar einher und wird sich etablieren. In diesem Zuge wäre nicht nur denkbar, dass Buchungen beispielsweise ganz automatisch durch einen Kalenderabgleich via Chatbots ablaufen – Stichwort Alexa, Google Home und Co. Auch die digitalen Zahlungsweisen werden immer diverser. Zahlungen über Handy, online oder direkt vom Platz aus werden schon bald zum “new normal” gehören. Von derartigen Entwicklungen bleibt auch die Friseurbranche nicht verschont: (Potentielle) Kunden wollen aber schon heute da abgeholt werden, wo sie stehen: Digital. Zusätzlich können Prozesse effizienter gestaltet und Kosten gespart werden. Entsprechende Software-Lösungen, wie Shore, helfen dabei.
Stehen bei Shore interessante Neuigkeiten an?
Wir haben Mitte 2020 das Kassensystem-Start-up Inventorum übernommen, das nun in unser System integriert wird. Für uns steht 2021 ganz im Zeichen der digitalen und zertifizierten Kasse, die nicht nur für Dienstleister, sondern auch für den Einzelhandel immer wichtiger wird. Aber auch Themen wie Mobile Payment stehen auf unserer Agenda. Darüber hinaus werden wir weitere Marketing-Funktionalitäten zur Verfügung stellen, um unsere Kunden bei der Umsatzsteigerung auch weiterhin bestmöglich zu unterstützen. Es bleibt spannend.