Wer es noch nicht gemerkt haben sollte:
In der Friseurbranche stimmt was nicht. Sinkende Umsatzzahlen, rückläufige Kundenbesuche nicht erst seit gestern. Monat für Monat neue Horrorzahlen, Jahr für Jahr schlechtere Ergebnisse. Die groß angelegte Verbraucherbefragung des Industrieverbandes soll aufzeigen, warum die Verbraucher die Salons meiden, warum sie unzufrieden sind.
Einige Fakten sind als Anhaltspunkt veröffentlicht worden.
Der Friseur ist zu teuer:
Was Verbraucher sich heute wünschen, auf was sie reagieren, sich ansprechen lassen zeigt sich nirgendwo deutlicher wie in der Werbung, besonders im Fernsehen. Hier finden sich Luxus, Ambiente und Wohlfühl-Atmosphäre. Friseurgeschäfte präsentieren sich oftmals im krassen Gegensatz hierzu. Ein bis zwei Plakate im Fenster, vielleicht noch ein paar Produkte dazu, das soll Verbraucher locken !? Wenn das Mädel auf dem Plakat nicht so toll lächeln würde, könnte man das Fenster mit dem eines Beerdigungsinstitutes verwechseln. Kunden können Sie locken, wenn Sie auf den Lifestyle Ihrer Zielgruppe eingehen, sich dahingehend präsentieren und Angebote auch nach außen werbewirksam gestalten. Schauen Sie sich einmal mit offenen Augen um, Sie werden staunen ,was in der Friseurbranche alles möglich ist !
Zwischen Kundenwünschen und deren Erfüllung beim Friseur scheinen manchmal Welten zu liegen. Die Kundenzeitschriften wie Hair & Beauty oder Haarscharf ,die sich fast ausschließlich mit Haaren und Frisuren befassen, erscheinen mittlerweile in einer Auflage um die 5 Millionen ! Exemplare. Dies beweist, wie groß das Interesse der Verbraucher ist, läßt leider aber nicht darauf schließen ,das eine ausreichende Beratung beim, oder vom Fachmann für's Haar erfolgt.
Beratung erfordert Wissen, ein beratungsintensiver Beruf Weiterbildung. Das arbeiten in einem Modeberuf verlangt ständige Aktualisierung und Verbesserung auch der handwerklichen Tätigkeiten. Möglichkeiten hierzu sind genügend gegeben. Rund 76.000 Friseure/innen besuchten 1996 zur Weiterbildung ein Wella Studio ( Angabe Wella). L'oreal, ebenfalls sehr schulungsaktiv, konnte keine Zahlen nennen. Wenn man davon ausgeht ,das die restliche Industrie zusammen, ebenfalls diese Zahl der Weiterbildungen erreicht und die privaten Schulen nochmals, kommt man auf etwa 228.000 Weiterbildungsmaßnahmen im Jahr 1996.
Da die Zahl der Beschäftigten im Friseurhandwerk hierzu fast identisch ist, (1996 = 215 645 Beschäftigte + 53 267 Unternehmer ergibt 268 912 Friseure/innen ) hat also jeder Friseur oder jede Friseurin noch nicht einmal eine rechnerisch ganze Fortbildungsmaßnahme im Jahr besucht. Die einen vielleicht derer drei oder vier, viele andere überhaupt keine. Vielleicht noch mal eine Show oder Trendveranstaltung dazwischen, (didaktisch gesehen Information aber keine Weiterbildung) das muss dann reichen!? Ist dies wirklich ausreichend? Wenn Sie Mode- Erfolgs und Kundenorientiert arbeiten wollen - absolut nicht!
In allen ,mir bekannten erfolgreichen Salons, gibt es regelmäßige Trainings- und Schulungszeiten, oftmals im wöchentlichen Rhythmus. Dies ist mit Sicherheit auch ein Beitrag zum Erfolg, der viel zu wenig genutzt wird. Stattdessen wird vielfach das praktiziert was vor vielen Jahren erlernt wurde, oder es wird versucht eine Arbeit so zu gestalten, wie die Kundin sie im Modejournal entdeckt hat. Da aber das hierzu erforderliche Basiswissen nicht vorhanden ist, kann das Ergebnis nicht überzeugen. So ähnlich.. oder ...mal eben so...., das ist eben nicht gut genug um Erfolg zu haben .
Über die Qualität der Friseurdienstleistung wird momentan viel geschrieben und geredet. Die Qualität im Salon setzt sich zusammen aus vielen Einzelkomponenten:
Die Güte der Sauberkeit, der Beratung, Service usw. Vieles was zum Erfolg oder Mißerfolg beiträgt.
Aber stimmt die Qualität unserer Dienstleistung als solches?
Begeben Sie sich mal an einen Ort, wo sich ein breites gemischtes Publikum aufhält, Straßenfest oder Sportveranstaltung zum Beispiel. Schauen Sie sich diese Menschen einmal genauer an. Streichen Sie hiervon gedanklich die 50%, Glatzen, Kinder oder die welche offensichtlich nicht zum Friseur gehen.
Die restlichen 50 % können Sie sich als Spiegel der Qualität unseres Berufes, bzw. dessen, was täglich in unseren Salons praktiziert wird, ansehen. Wenn Sie genau schauen sind es oft weniger als 10% der Frisuren die chic, modern und vor allen Dingen typgerecht sind. Dies entspricht auch nicht dem Modewissen, wie es sich Millionen Leserinnen von beispielsweise Hair (oder anderen Journalen) angeeignet haben. Dieses Straßenbild ist weder Qualität noch Fachkompetenz, sondern bestenfalls Mittelmaß. Die Antwort hierauf bekommen wir von unseren Kunden/innen. Umsatz und Besucherzahlen beweisen es.
Auch die Ausrede unsere Kundinnen wollen so etwas nicht kann nicht als Entschuldigung dienen. Die Kundinnen von heute sind aufgeschlossen, modebewußt und wünschen Abwechslung. Aber mit der Frage 'So wie immer , Frau Meier ?' erfolgt keine Empfehlung.
Nehmen Sie einmal die Gastronomie als Beispiel:
Vor Jahren war die Bundesrepublik eine kulinarische Wüste. Zerkochtes Gemüse, Mehlsoßen und wenig Abwechslung waren der Standard. Mit einem besseren Qualitätsbewußtsein bei den Köchen hat sich (auch durch Beratung und Empfehlung) ein höheres Qualitätsbewußtsein beim Publikum durchgesetzt. Exotische Früchte und Gourmettempel sind heute ebenso gefragt wie ausgefallene Speisen. Hier boomt das Geschäft ! Hätten die Gastronomen sich hinter dem Standpunkt verschanzt "Die deutschen mögen so etwas nicht," wäre diese Leistung nicht möglich gewesen.
Natürlich ist es bequemer, alles so zu machen wie es immer war oder sich hinter Entschuldigungen zu verstecken. Aber es ist eben nicht erfolgreicher .
Fragen Sie sich und Ihre Mitarbeiter einmal ,wann die letzten Schulungen erfolgten, wieviel neue Strähnen, Dauerwell oder Schnittechniken sie perfekt beherrschen damit sie diese anbieten und Ihren Kundenkreis auf ein modisch höheres Niveau bringen können.
Nur so führt der Weg zum Erfolg !