... oder warum die Friseurbranche Zukunft hat.
Zwischen Luxussalons und 10.- €uro Konzepten sucht die Friseurbranche Ihren Weg. Die Talsohle des Konjunkturtiefs scheint durchschritten. Was aber kommt danach? Hat der Handwerksberuf mit Qualität noch Zukunft oder siegt die Geiz ist geil Mentalität?
So ungewiss ist die Zukunft nicht, vieles lässt sich vorhersagen wenn man weiß, wie und warum sich in unserer Gesellschaft ein Wandel vollzieht.
Entwicklungen in Wirtschaft und Technik bewirken auch immer gesellschaftliche Veränderungen. Die Erfindung der Dampfmaschine begründete die Entwicklung von der Agrarwirtschaft zur Industriegesellschaft, es entstanden Fabriken und Städte mit gänzlich anderen Lebensformen. Mit der Erfindungen von Elektrizität und Chemie begründet sich unsere heutige Technik, die Nacht ist seitdem nicht mehr nur zum Ruhen da. Viele Produkte, Medikamente (Pille) haben das Weltbild verändert.
Heute stehen wir an der Schwelle zum nächsten Zyklus:
Am Beginn des Informationszeitalters. Experten erwarten eine ähnliche Veränderung des Weltbildes wie durch die Erfindung der Dampfmaschine.
Das produzierende Gewerbe hat nur noch wenig Entwicklungschancen, Fabriken werden demnächst vielleicht in der Antarktis stehen, per Computer gesteuert. Konstruktive Gedanken und neue Ideen sind in der Welt von Morgen gefragt, Kreativität heißt die Anforderung der Zukunft. Diese kann sich aber nur produktiv entwickeln wenn das Umfeld stimmt, Mobbing, Hierarchie-, und Autoritätsdenken stehen im Widerspruch dazu.
Das Ende der Ellenbogengesellschaft sagen die Zukunftsforscher, der Mensch steht wieder im Vordergrund.
Was auch verständlich ist:
Unternehmen der Vergangenheit mußten sich nach Maschinen, Inventar und Grundstücken bemessen lassen. Morgen ist es möglich, daß fünf kluge Köpfe in einer Wellblechbude vor den PC's sitzen und ein weltweites Unternehmen gründen, ohne zählbares Vermögen. Die Unternehmen der Zukunft werden sich an ihren Mitarbeitern messen lassen müssen, - und wie sie mit diesen Menschen umgehen.
Dieser Wandel ist bereits im vollem Gange.
Alte Werte wie Ehrlichkeit, Kameradschaft, Hilfsbereitschaft - die während der 60er Jahre mit Kulturrevolution und antiautoritärer Erziehung ersatzlos über Bord geworfen wurden werden wieder neu installiert, sind auch bei der Jugend hoch gefragt. Der viel zitierte Wertewandel im Endstadium.
Das Immaterielle steigt im Wertebewußtsein der Menschen.
Wenn wir einen Blick auf unsere Gesellschaft der letzten Jahrzehnte werfen wird vieles noch verständlicher:
Die Arbeitsgesellschaft
In der Aufbauphase und während der Restauration der Industriegesellschaft nach 1945 stand die Arbeit ganz und gar im Zentrum des Lebens der Menschen.
Arbeit war zum Überleben und dann zum Besserleben unbedingt notwendig.
Das Wirtschaftswunder war bekanntlich kein Wunder, sondern das Ergebnis eines Arbeitseifers, ja beinahe einer Arbeitsbesessenheit der Deutschen. Dieses brachte nicht nur Lebenssicherung und steigenden Lebensstandard, sondern begründete auch die Aussage: Ich will es zu etwas bringen -dem neuen Lebenssinn dieser Jahre.
Die jugendliche Gegenkultur der 60er Jahre mit Beat- und Rockmusik, mit Expressivität ,Erotik und Verausgabung gipfelte schließlich in der Kulturrevolution der 68 er Generation. Sie erschütterte die Leistungs-, und Arbeitsgesellschaft, die heile Welt der gescholtenen Spießer.
Die Spaßgesellschaft
Plötzlich standen nicht mehr Arbeit ,Leistung und Einkommen im Vordergrund sondern Aktion, Gesellschaftskritik, Zwanglosigkeit, Autonomie und Selbstverwirklichung. Es ging nicht mehr um das Über-leben sondern um ein neues Erleben. Was Spaß macht muß erlaubt sein, hieß die Devise.
Die Erlebnisgesellschaft
Heute erleben wir die dritte Phase der Nachkriegsentwicklung welche als Erlebnisgesellschaft zu bezeichnen ist in ihrem Endstadium. Es ist eine Gesellschaft in der nicht mehr die Arbeit, vielmehr das immer neues Erleben im Zentrum steht. Arbeiten um zu erleben heißt die Devise.
Der Wandel
Der im Industriezeitalter erzielte Wohlstand führt zur Marktsättigung, Die Menschen sind mit den Dingen des Alltags versorgt. Die Produktion nimmt ab, Computer ersetzen Menschen bei der Fertigung, Märkte ändern sich.
Seit der Zeit des Milleniums und danach denken die Menschen um. Terror verunsichert die Welt, Arbeitslosigkeit wird Normalität. Katastrophen ungeahnten Außmasses beherrschen die Nachrichten.
Passend zu dieser Entwicklung verändert sich die Gesellschaft. Menschen rücken wieder in den Vordergrund, Emotionen werden wieder wichtig. Man spricht nicht nur vom bekannten IQ sondern mittlerweile auch vom EQ. (Emotionaler Quotient) Bücher mit dem Titel Emotionale Intelligenz oder Aufstand des Individuums sind in den Hitlisten ganz oben zu finden. Harry Potters Romane sind Märchen voller Emotionen, große und kleine Menschen reißen die Bücher aus den Regalen und bescheren Rekordauflagen. Bezeichnenderweise sind Produktionen wie Der Herr der Ringe riesiger Erfolg.
Die Gesellschaft wird wieder emotionaler, was für den Friseur bedeutet das er seine Dienstleistung noch emotionaler an den Mann / die Frau bringen sollte!
Von der Erlebnisgesellschaft zur Dream Society:
Besonders unsere jüngeren Generationen, leben in virtuellen Welten. Die Menschen verbringen immer mehr Zeit vor dem Bildschirm, TV, oder im Kino um sich in die virtuellen Traumwelten von Filmen, Videos oder Computerspielen entführen zu lassen. Sich Ihrer Freiheit und Möglichkeiten voll bewußt, werden immer mehr Menschen alles versuchen Ihre Träume auch zu leben.
Menschen, Emotionen und Träume, nach Meinung der Trendforscher steht uns als nächstes eine Dream Society bevor. Von der Erlebnis-, zur Traumgesellschaft, die ihre Wünsche und Ansprüche aber eher einfordern als verträumen wird!
Die Anforderungen an Dienstleister werden wachsen, bieten gleichzeitig aber riesige Chancen für die Unternehmen und Mitarbeiter die sich darauf einstellen können.
Die Kunden von Morgen werden ein weit höheres Körperbewußtsein an den Tag legen und Ihre Wünsche und Ansprüche deutlicher erkennen und danach handeln.
Frisuren und Styling werden wesentlich wichtiger werden, Emotionen werden an Wert gewinnen, damit werden sich Kleidung und Frisuren ändern. Das Ende der kurzgeschorenen Männerköpfe und wild zerzausten Frisuren ist absehbar, was kommt wird sich zeigen. Eines ist sicher, gepflegt sein und gesund wirken von Kopf bis Fuß wird Priorität besitzen.
Und noch eines ist sicher:
Das Berufsbild des (erfolgreichen) Friseurs wird sich ändern.
Der nur Handwerker hat ausgedient. Die Emotionen der Kunden erkennen und darauf mit Rat und Tat eingehen, der Friseur als Schönheitsberater und Therapeut auf dem wechselnden Lebensweg der Kundin, dorthin führt der Erfolgsweg.
Bedeutet aber auch: Eine deutlich höhere Qualifikation der in dieser Branche Tätigen, nicht nur fachlich,- sondern auch psycho-sozial.