Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 08.10.2024

Überqualifiziert???

Wohl jeder Friseurunternehmer kann ein Lied davon singen,


wie schwer es ist, gute Mitarbeiter zu finden.

 

Wir suchten seit Monaten, bis uns jetzt eine interessante Bewerbung ins Haus flatterte. Friseurin Mitte 20, erfolgreicher Lehrabschluss weiterer Werdegang: diverse Weiterbildungen, tätig für TV Casting Shows, beschäftigt in bekannten Salons. Diese allerdings jeweils nur kurzzeitig und das machte stutzig.

Beim Vorstellungsgespräch kam die plausible Erklärung „.. möchte möglichst viel lernen, darum der häufige Wechsel!“ und weiter erfahre ich, dass es Differenzen gegeben hatte zwischen der Mitarbeiterin und den jeweiligen Unternehmen. Das Top Salons nicht immer die besten Löhne zahlen, weil solche Adressen gute Sprungbretter sind, ist mir bekannt. Auf diese Hinweise und Beschwerden bin ich nicht weiter eingegangen.
Schon bei der Vorstellung über den /die letzten Arbeitgeber zu meckern, das wirft Fragen nach der Person auf – nicht nach dem Arbeitgeber.

Perfektionistin ist sie, erklärt sie weiter. Die Aussage „wenn jemand „anders arbeitet“ würde ich ihm am liebsten die Schere aus der Hand schlagen“ bestätigt die Frage nach der persönlichen Qualifikation. Teamarbeit und respektvoller Umgang gehen anders!
Rundgang durch den Salon und die erstaunte Frage, als die Bewerberin unser derzeit 36 Nuancen umfassendes Farbregal entdeckt: „Mehr Farben haben Sie nicht? Können Sie denn damit färben?“ Meine klärende Antwort, dass unser Team gute Fachkenntnisse hat, mischen kann und alle damit zurechtkommen, findet kein Echo.

Umso umfassender dann aber die Erklärung der eigenen Berufsauffassung: sie habe nicht umsonst in Topsalons gelernt und will was aus Ihrem Beruf machen. Hervorragend, so soll es eigentlich sein! Ihre Stärke sieht sie in ihrer Beratungskompetenz, auch das höre ich als Unternehmer besonders gerne. Die nachfolgenden Sätze treiben mir allerdings die Schweißperlen auf die Stirn. Ihre bisherigen Chefs haben sich allesamt ihrem Leistungsgedanken verweigert, erfahre ich. Und weiter: Kunden haben keine eigene Meinung zu haben, sie als Fachfrau weiß, was gut für die Kundin ist!
Reinreden lässt sie sich weder von Kunden, noch von Chefs, dazu hat sie nicht drei Jahre Blut und Wasser geschwitzt!
Diese Ansichten zu Kunden und Beruf teile ich indes leider nicht und so haben wir dann auf eine Einstellung verzichtet

Es mag Kunden geben, die sich gerne in den Friseurstuhl begeben und einfach überraschen lassen, das ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Bei uns im Team arbeiten wir typoptimierend, bedeutet :das Beste aus der Kundin und ihren Typ zu machen. Dazu gehört neben der fachlichen Kompetenz auch eine große Portion Einfühlungsvermögen um überhaupt zu erspüren: wer ist dieser Mensch? Künstlerische Selbstverwirklichung indes überlassen wir gerne Anderen.

Auch weil wir wissen, dass Mitarbeiter die zu einer guten fachlichen auch eine große Portion sozialer Kompetenz in ihr Berufsleben einfließen lassen bei weitem die erfolgreicheren sind….

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