Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.03.2024

Trinkgelder

Trinkgelder, immer wieder ein Thema.


 

Sehr gut erinnere ich mich, dass Trinkgelder zu meiner Zeit als junger Friseur, sehr wohl in die Gehaltsverhandlungen einflossen. Fixiert wurde ein Tariflohn, dazu dann die Prophezeiung des zu erwartenden Obolus, das ergab dann den voraussichtlichen Monatslohn.

Von allen Seiten wurde das akzeptiert, wohlwissend dass Trinkgelder weder in die Sozialversicherungsbeiträge einfließen, noch (wie damals verlangt) dem Finanzamt in voller Höhe gemeldet werden.

Fakt ist aber auch, dass viele tüchtige Friseurinnen hier sehr wohl über ein ansehnliches Zusatzeinkommen verfügen.

Die oft gehörte Erwiderung „das gehört nicht zum Lohn“ ist Farce! Schließlich hat man dieses Geld (und sogar netto) zur Verfügung! Jedem sollte bewusst sein, dass dieses in anderen Berufen erst einmal mit mehr Leistung brutto erwirtschaftet werden muss.

In der heutigen Zeit sind Trinkgelder deutlich weniger geworden. So höre ich es immer wieder, kann das durch meine Mitarbeiter aber keineswegs bestätigen. Bei uns sind die Kunden nach wie vor gewillt, eine gute Leistung zusätzlich zu honorieren.

Als problematisch sehe ich den Discountbereich an, wo Mitarbeiter aus Umsatz und Zeitgründen ihre Leistungen fast wie am Fließband erbringen müssen. Keine Zeit für Kunden, Stress und Druck wenig Pausen, davon kommt auch einiges bei Kunden an - die hier nicht bereit sind in die Tasche zu greifen.
Zumal da es sich hier vorwiegend um „preisorientierte“ Kunden handelt.

Mindestlohn hin oder her: Friseure sind in erster Linie Handwerker!
Die Preise für die Behandlungen beim Friseur entsprechen allerdings keineswegs den üblichen Handwerkssätzen, insbesondere wenn (anders wie in anderen Berufen) noch Leeraufzeiten und Terminausfälle aufgefangen werden müssen.

Auch wenn es heute gut verdienende Friseurinnen gibt, so ist deren Leistung doch oft mehr wert, als der an der Kasse entrichtete Preis. Dieser bezieht sich nämlich auf die erbrachte Zeit und einem vernünftigen Ergebnis.

Zu einer optimalen Behandlung (so wir das in „Der faire Salon“ publizieren) gehört mehr:
das Einfühlungsvermögen für eine gute Beratung,
das Zuhören und Verstehen des Gegenüber,
das Einfühlen um zu erkennen welcher Mensch sitzt vor mir und welche Frisur passt zu ihm,
ein aufmerksamer und guter Service
aber auch der Wille stets das Beste zu geben um die Kunden zu verwöhnen.

Das ist weder im Preis kalkuliert und auch nicht bezahlbar.
Und hier ist sehr wohl ein kleines Dankeschön auch in Form eines Trinkgeldes angebracht.

Rene Krombholz

Hier ein aktueller Beitrag zum Thema Trinkgelder vom DEUTSCHLANDRADIO

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