Zugegeben: unsere Regierung versucht in der Krisenbewältigung einiges um das Schlimmste zu vermeiden und die Konjunktur am Leben zu halten. Die Frage was richtig ist oder falsch, gleicht dem Blick in eine Glaskugel. Hinterher ist man immer schlauer, Kritiker wird es immer geben.
Dementsprechend gespalten sind die Meinungen auch in diesem Punkt und schnell wird es kontrovers. In den friseurigen Foren des Internets finden sich aktuell zahllose Diskussionen zu diesem Thema, wobei: mir ist da einiges unverständlich.
Lohnt sich dieser große Aufwand überhaupt?
Gemeint sind damit die Umstellung des Kassensystems und Neuauszeichnung der Preise.
a) Kassenprogramm im Salon
die Umstellung der Kassensoftware im PC ist eine kleine Änderung in der Konfiguration einer Software. Meist eine Sache weniger Minuten, eigentlich in jedem Handbuch beschrieben. Trotzdem haben fast alle Anbieter mittels Extraservice ihre Kunden informiert wie das zu handhaben ist.
b) Kassenprogramm in der Cloud
Nutzer von Cloudlösungen (hier liegt das eigentliche Kassenprogramm in einer Cloud und nicht auf der Festplatte im Salon) brauchen nichts zu tun. Die Software wird automatisch angepasst.
c) offene Kasse
Hier müsste der jeweilige Rabatt händisch mittels Taschenrechner ermittelt und abgezogen werden
d) Preisänderungen
Die Änderung von Preisen und Preislisten ist nicht erforderlich. Auch wenn sich der Steuersatz ändert, kann der Endpreis bleiben. Die Frage ist ob Sie die Steuersenkung weitergeben oder für Ihren Salon nutzen möchten.
e) In der Praxis:
Möchten Sie das Ihre Kunden diesen Rabatt bekommen, dann reduzieren sie an der Kasse den jeweiligen Kassenbon um den Rabattbetrag. Tun Sie das nicht, bleibt die Ersparnis im Salon.
Vorsicht bei der Eingabe des Rabatts
Auf keinen Fall dürfen Sie Kassenbons wegen des neuen Mehrwertsteuersatzes pauschal um 3 Prozent kürzen! Der Mehrwertsteuersatz fällt zwar von 19 auf 16 Prozent – mathematisch entspricht das aber nicht einem Rabatt von 3 Prozent, sondern nur von 2,53 Prozent.
Für die Unternehmen selbst ist es ein durchlaufender Posten, kein Unternehmen ist verpflichtet, die Steuersenkung an Kunden weiterzugeben.
Ich denke es gehört zum Unternehmertum eigene Entscheidungen zu treffen, die müssen zum eigenen Unternehmen, wie aber auch der Kundschaft, dem Konzept und der wirtschaftlichen Situation passen. Danach sind Entscheidungen auszurichten und darum können Entscheidungen auch nicht für einen Berufsstand einheitlich sein.
Anreiz für Kunden?
Wie groß ist der Anreiz für Kunden bei einer Einsparung von 3 %?
40 %, 50 % aber auch 70 % Rabatt ist für unsere schnäppchenorientierte Shoppinggesellschaft mittlerweile Realität. Was sollen dann läppische 3 %, wird sich mancher Fragen.
Indes kann diese Ersparnis beim Kauf eines Autos oder einer Immobilie schnell in die Tausende gehen. Gesparte drei Euro auf dem 100 € Kassenbon beim Friseur hingegen werden kaum als lohnenswert erachtet werden.
Vielleicht landet dieser ersparte Betrag auch im Trinkgeldschwein der Mitarbeiter.
Ersparnis für den Salon
Wie groß die Ersparnis für den jeweiligen Salon ist, hängt natürlich vom Umsatz ab.
Da lt Umsatzsteuerstatistik fast 70% der deutschen Salons über einen Umsatz von 125.000 €uro im Jahr nicht hinauskommen, nehme ich dieses einmal als Beispiel.
125.000 €uro Jahresumsatz sind gleich 10.416 €uro Monatsumsatz.
Die abzuführende hieraus Umsatzsteuer beträgt bei 19 % Zahllast 1.663 €uro
Die abzuführende hieraus Umsatzsteuer beträgt bei 16 % Zahllast 1.436 €uro
Wir reden hier von einer Ersparnis in Höhe von 227,- €uro, meist jedoch noch weniger, die mindernde Vorsteuer ist hier nicht in Anrechnung gebracht, daher dürfte die tatsächliche Zahllast in der Regel niedriger sein.
Im Friseurhandwerk vermisse ich derzeit eine Art hanseatisches Denken. Natürlich weiß ich um die wirtschaftliche Notwendigkeit einer Preiskorrektur bei einem Großteil der Kollegen/innen.
„Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“
so ein altes Sprichwort. Das verlangt nicht zwingend Billigstpreise, aber jeder Salon muss sich seine Preis-Akzeptanz beim Verbraucher erarbeiten.
Das Friseurhandwerk leidet derzeit wieder unter Medienberichten, die daraus resultieren, das etliche Kollegen/innen eben Preisangleichungen nicht kommuniziert, sondern teils bis 100% draufgehauen haben – ohne jeglichen Mehrwert. Auch Corona Zuschläge wegen Hygienemehraufwand mit 20.- €uro und mehr, das wird in den Medien diskutiert. Nicht aber die im Vorfeld erfolgten Fehler bei der Preiskalkulation, sofern überhaupt eine vorhanden ist.
Jeder von uns, der beim Besuch im Stammlokal plötzlich das Doppelte für sein Lieblingsessen bezahlen müsste, würde sich ebenso verärgert wie verwundert die Augen reiben.
Entscheidungen und Handlungen mit mehr Weitsicht, Nachhaltigkeit, mit gesunden Egoismus aber auch Blick auf Kunden und Mitarbeiter sind jetzt gefragt.
Zurück zum Thema:
Eine Ersparnis von 200,- Euro im Monat, eine Summe, die mich nicht reich macht, aber auf die ich auch nicht gerne verzichte.
In meinem Salon werde ich diesen Betrag an die Kunden weitergeben und trotzdem Nutzen daraus ziehen. Nach gründlicher Kalkulation und Preisangleichung zu Beginn des Jahres konnten wir uns auf eine geringe Coronapauschale festlegen, im Mai war es uns sogar möglich den Mitarbeitern eine Coronaprämie zukommen zu lassen.
Genauso machen wir das jetzt mit der Umsatzsteuerersparnis und kommunizieren das Ganze zusammen mit den umgesetzten Maßgaben als Gesamtpaket.
Tue Gutes und rede darüber
Das passt zu uns, zu unserem Konzept und schafft auch Vertrauen und Sicherheit beim Verbraucher. Meiner Meinung nach ein entscheidender Faktor und ich hoffe, das wir damit werbewirksam von Mitbewerbern abheben und auch neue Kunden erreichen.