Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

Die „pack‘s an Lethargie“

Wir fordern Veränderungen, aber keiner geht’s an


Eine, manchmal widersprüchliche,  Zeit in der wir leben. Wir fordern Veränderungen, aber keiner geht’s an.
Allerorten wird gemeckert und kritisiert über Dinge, die nicht wie erwartet laufen. Die Verantwortung es besser zu machen, will keiner auf sich nehmen. Egal ob in Unternehmen oder Vereinen, eine Art innere Kündigung zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gesellschaft.  

Die Geschäfte laufen in den wenigsten Salons so richtig gut. Verbraucher haben sich vom Friseur abgewendet, Mitarbeiter sind zur Rarität geworden, zudem schwer zu motivieren. Auf die angeblich Schuldigen, in diesem Fall sind das Verbände, Kammern und Industrie, wird geschimpft ohne Ende. Nur wenige Unternehmer unternehmen wirklich etwas, um aus der Misere zu kommen, die Mehrheit duldet, leidet … und meckert.
Fast könnte man von Resignation sprechen…

Genau das ist typisch für die heutige Zeit, ein Verhalten welches sich quer durch unsere Gesellschaft zieht und alle Bereiche des täglichen Lebens betrifft.  Diese Entwicklung wird auch von Soziologen bestätigt, die den Begriff „Müdigkeitsgesellschaft“ geprägt haben. Die moderne Informations- und Leistungsgesellschaft mit ihren endlosen Reizen und Möglichkeiten sorgt für eine kollektive Ermüdung. Unlust ist die Reaktion auf den täglichen Leistungszwang, sagt der anerkannte Philosoph Byung-Chul Han.

Eine weitere Ursache liegt in der Vergangenheit: unsere jüngeren Generationen sind durchweg im Wohlstand aufgewachsen. Ihnen ist das Erreichen von Zielen und Wünschen vielfach zu leicht gemacht worden, so die Experten. Die Antiautoritäre Erziehung hat zu dieser Entwicklung ebenso beigetragen wie eine mangelnde Werteorientierung.
 

Viele insbesondere jüngere, Menschen wissen mit dem Begriff „Allgemeinwohl“  letztlich nichts anzufangen. Sie leben in Netzwerken und virtuellen Welten, aber  kennen den Sinn und Zweck einer Teamarbeit oder Gemeinschaft  nicht.  Das ICH steht an allererster Stelle, das WIR ist unbekannt. Das was nicht passt wird als persönlicher Angriff gewertet, die innere Kündigung vollzogen.  Dieses steht auch im Zusammenhang mit einer  wachsenden Vereinsamung der Menschen (BRD 2014:  41% Prozent Single Haushalte). 

Wie kommen wir raus aus dem Dilemma? 
„Das ist schwer“ sagt Byung-Chul Han in seinem Buch ‚die Transparenzgesellschaft‘  „In unserem Wohlstand sind wir bequem geworden, haben uns zurückgelehnt und die Welt glatt werden lassen!“ Er schließt vom Trend der glatten enthaarten Haut, zu glatten makellosen Skulpturen der Kunst und bringt diese in Einklang mit den glatten Oberflächen unserer Smartphones mit welchen wir so gerne weich und geschmeidig scrollen. 
Wir liken, geben „gefällt mir“, wir schweigen wo es nötig wäre, die Stimme zu erheben. Hingegen meckern wir dort, wo wir Veränderungen herbeiführen könnten. Das tun wir nicht, der Wohlfühlatmosphäre wegen oder weil wir die Verantwortung abgegeben haben.

Unsere Politik ist ebenso geschmeidig geworden, so Han. Er bemängelt die Aalglattheit der Politiker, vermisst Visionen, ebenso wie Charaktere und Auseinandersetzungen die wehtun.  Das kann die glatte Politik von heute nicht.  „Nicht nur Angela Merkel, sondern die meisten Politiker von heute sind dazu nicht fähig. Sie reparieren da, wo das System ausfällt, und zwar im schönen Schein der Alternativlosigkeit. Die Politik muss aber eine Alternative anbieten.“ so der Wissenschaftler. 

Das was für die Politik Gültigkeit besitzt, gilt auch für Führungskräfte in Unternehmen und Vereinen. Mir fällt dazu eine Rede des letzten Kaisers der Ungarn – Österreich Monarchie ein: „Gibt den Menschen Ziele und Visionen und ihr werdet sehen, mit welcher Freude sie schaffen und große Leistungen vollbringen werden!“ so Erzherzog Otto von Habsburg. 

Es ist wird heute immer wichtiger, im Unternehmen auch eine Leitkultur und Firmenphilosophie zu vermitteln. Mitarbeiter hinterfragen  immer mehr den Sinn ihrer Tätigkeit, dort wo nur Geld dahintersteht drohen Unlust, Bourn Out und innere Kündigung. Das Konzept „Der faire Salon“ ist beispielsweise solch eine Ideologie mit welcher ein Konsens zwischen Unternehmer, Kunden und Mitarbeiter erarbeitet werden kann. 

Rene Krombholz im Oktober 2015

 

  

 

Hauptmenü