Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Der Blick über den Tellerrand

die Zukunft unseres Handwerks gestalten wir heute


Beim Blick über den Tellerrand, damit ist der zeitliche Horizont gemeint, wird es mir angst und bange für unser Friseurhandwerk. Mit über fünf Jahrzehnten Berufserfahrung und dem Blick auf das aktuelle Geschehen, muss man kein Hellseher sein, um zu ahnen, was da kommt oder kommen könnte.

Mitarbeiter Mangel 
bereits in den letzten Jahren erlebten wir im Friseurhandwerk einen dramatischen Mitarbeitermangel an guten Fachkräften. 
a) qualitativer Mangel, weil mittlerweile um die 80 % der Gesellenprüfungen mit Note vier abschließen. Dieses entspricht nicht der Qualität die notwendig ist, um Kunden zu begeistern und das Preisniveau auf ein Limit zu heben, womit bessere Löhne finanzierbar wären. 

b) Quantität:  es gibt deutlich zu wenig wirklich arbeitswillige Bewerber. 

c) 50 % weniger Auszubildende:  Die Zahl der Auszubildenden im Friseurhandwerk ist aktuell um rund 50 % gesunken.

 

Die drohende Apokalypse 
bereits in absehbarer Zeit, ich denke in 3-5 Jahren wird das Friseurhandwerk einen nie dagewesenen Mitarbeiter Notstand erleben. 

Türe und Tore geöffnet
Diese Situation wird schlichtweg dazu führen, dass die Gegner der dualen Ausbildung Oberhand bekommen. Gesellenbrief, wie auch großer Befähigungsnachweis, werden fallen. Das Friseurhandwerk wird sich personell mit an- und ungelernten Mitarbeitern über Wasser halten müssen.

Digitale Fehlanzeige 

der viel zitierte digitale Wandel ist im Friseurhandwerk nicht angekommen. Das auch die Entwicklung neuester Technologien, die mit Millionen Aufwand von großen Konzernen geschaffen wurden.  Haaranalyse durch Nahinfrarotmessung, Farbberatung per Augmented Reality und perfekt auf den Kunden abgestimmte Haarpflegeprodukte, die auf Knopfdruck hergestellt werden.

Am Friseur vorbei

die großen Konzerne der Haarkosmetik Industrie sind den Anlegern und der Börse verpflichtet, auf Millionen Beträge, die in die Entwicklung dieser Geräte geflossen sind, werden sie nicht verzichten können. Mittlerweile liegen handfeste Konzepte vor aus denen hervorgeht, wie diese Geräte im Verbrauchermarkt eingesetzt werden können. Am Friseur vorbei – der will dieses ja nicht.

Gefährliche Symbiose 

Auf der anderen Seite warten Globalplayer wie Amazon. Hier wurde kürzlich der erste Friseursalon in London eröffnet. Diese Tatsache wird ebenso bespottet wie belächelt, persönlich sehe ich das allerdings vollkommen anders. Amazon und Co. haben längst schon die Fühler zum Friseurhandwerk (Industrie) ausgestreckt und werben um Partner.

Den Tod vor Augen 

wenn sich Amazon (oder Andere) mit den Großkonzernen der Haarkosmetik Industrie vereinen und die Gunst der Stunde nutzen, nämlich den Moment, wenn Gesellen und Meisterbrief im Friseurhandwerk nicht mehr erforderlich werden. Spätestens dann wird so gut wie allen Friseuren in diesem Land das Lachen vergehen. 

Das Spotten, über angeblich fachlich unzureichende Arbeiten, wie wir es in der Entstehungszeit der Discounter erlebt haben, wird wieder aufleben. Für die Kunden aber werden ein guter Preis in Verbindung mit vielen Innovationen zum Publikumsmagnet werden. Wir werden einen nie zuvor dagewesenen Boom an Discount ähnlichen Betrieben mit ansprechendem Ambiente und neuester Technologie erleben. Die Preise werden im Bereich des normalen liegen (keine Discountpreise)

Umsatz bleibt immer noch Menge mal Preis. 

Durch effiziente Arbeitsgeschwindigkeit und gute Nachfrage werden diese Salons Umsätze generieren, mit denen durchaus auch höhere Löhne möglich werden. 

Dieses wiederum wird Mitarbeiter aus herkömmlichen Salons anlocken, die hier ein neues zu Hause in leitenden Positionen finden. 

Grund genug 
heute schon auf beste Qualität, Kundenbindung und ein vernünftiges Miteinander im Team zu setzen und persönliche Bindungen aufzubauen. Platz nach Oben ist immer …. 

Viel Erfolg 

Rene Krombholz im September 2021 
 


 

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