Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Arbeitsqualität am Scheideweg

Wer faire Preise zahlt, hat 100% Gegenleistung verdient!


Eine Rückzahlung hatten uns die Stadtwerke angekündigt, erfreulich - besonders vor Weihnachten. Aber nach Wochen fragten wir uns, wo bleibt das Geld? Bei Nachzahlungen geht es jedenfalls schneller, dachten wir und griffen zum Hörer. 

„Das Geld ist zu uns zurückgekommen“ erklärte die Sachbearbeiterin am anderen Ende der Leitung. Der Fehler fand sich schnell. Der Betrag war auf ein Konto überwiesen worden, welches seit über zehn Jahren nicht mehr existent ist.   „Nun ja, Fehler passieren“ so die Entschuldigung. „Zudem wurden Sie schon vor 10 Tagen schriftlich benachrichtigt.“ 

Das wiederum ist ein ganz anderes Thema, schließlich hatten wir über eine Woche hinweg keine Post mehr bekommen. Unser Zusteller hat sich in der Vorweihnachtszeit in den Urlaub verabschiedet. Die Aushilfen waren sichtlich überfordert, die Post für einen Abschnitt unserer Straße blieb liegen. 
Die Nachfrage bei der Beschwerdestelle der Post kostete pro Minute 1,60 €, allein das ist schon ein Witz. Lakonisch auch die Antwort: da könne man nichts machen. Wir geben die Beschwerde weiter….

Eine ähnliche Antwort bekam ich vom Störungsdienst der Stadtwerke als bei uns zu Hause das vierte Mal hintereinander der Strom für mehrere Stunden weg blieb. Ärgerlich, arbeite ich doch auch als Fachjournalist und bin auf Internet und PC angewiesen. Ebenso meine Nachbarn, allesamt Geschäftsleute die ihren Betrieb einstellen mussten. „Höhere Gewalt!“ so die Entschuldigung die ich eher als Ausrede sehe, Hochwasser, Blitzschlag oder Feuer mögen höhere Gewalt sein, nicht aber mangels Wartung verrotteter Leitungen.  

Also widme ich mich dem Weihnachtseinkauf. Im Kaufhaus suchend, brauche ich Rat und werfe den drei herumstehenden Verkäuferinnen hilfesuchende Blicke zu.  Ergebnislos, die Damen sind offensichtlich der Meinung, ihren Lohn allein schon durch Anwesenheit zu verdienen. Das ärgert mich, denn ich bin Kunde und letztlich bring ich das Geld ins Geschäft, von welchem die Mitarbeiter dann bezahlt werden können. 

Eine Tatsache, die leider Gottes zu oft übersehen wird.  Auch die Löhne bei den Stadtwerken oder bei der Post werden von Kunden – sprich somit auch von mir – finanziert. Als ich die mangelnde Zustellung der Post öffentlich im Netz kritisierte bekam ich zu hören: für einen Appel und ein Ei arbeitet heute niemand mehr! 

Nun, nicht Jeder kann in seinem Job ein Traumgehalt verdienen. Immer schon hat es besser und schlechter bezahlte Berufe gegeben. Davon abgesehen: Briefzusteller (ein angelernter Job) verdienen so ziemlich den gleichen Stundenlohn wie eine Friseurmeisterin! Es ist an dieser Stelle müßig über faire Löhne zu diskutieren, aber trotzdem ist es Pflicht eines jeden Arbeitnehmers vernünftig zu arbeiten und 100 % Leistung zu bringen. Das was unsere Väter noch praktizierten, scheint aus der Mode gekommen.

Die Arbeitsqualität in unserem Land ärgert mich immer wieder. 
Auch im Friseurhandwerk, wo inzwischen deutlich mehr als die Hälfte der Lehrabgänger mit Note 4 und schlechter abschneiden.
In Salons der unteren Preiskategorie schnibbeln sie dann lieblos Haare, meckern über schlechte Bezahlung. 
Manchen Kunden reicht das. 
Sie freuen über 50% Preisersparnis und merken überhaupt nicht, dass sie auch nur 50%ige Qualität bekommen haben. Nicht nur im Friseurhandwerk
 
Wer faire Preise zahlt, hat aber 100% Gegenleistung verdient! 
Immer wieder weise ich auch unser Team darauf hin. Eigentlich unnötig, denn ich weiß wie kundenorientiert und liebevoll sie arbeiten.  Aber das „darüber reden“ liegt mir am Herzen, das ist unglaublich wichtig!  Arbeiten, Hintergründe und Tätigkeiten mit Worten zu begleiten, das bedeutet auch, den Kunden mitzunehmen. So werden Unterschiede in Sachen Qualität deutlich, wie oft hören wir Sätze wie:“ Das hat mir meine frühere Friseurin nie erklärt!“ 

DAS ist gelebte Fachkompetenz, SO wird man zur Marke. Wichtig ist, das alle Mitarbeiter mitziehen. Wiederum Frage der vorhandenen Fachkompetenz (an der man arbeiten kann) und dem Willen zur Leistung > in diesem Fall gelebter Arbeitsqualität. 

Nachfolgende Tabelle zeigt die Noten einer Friseur-Gesellenprüfung im Rheinland 2017. Ein Endergebnis bei welchem 87,5 % der Prüflinge den praktischen Teil mit Note 4 und schlechter bestehen, ist meiner Meinung nach indiskutabel. 

Junge Menschen zu fördern, sie trotz „anderer Denke“ mitzunehmen und einzubinden, auch das gehört zum Konzept des fairen Salon, genau wie eine gelebte Arbeitsqualität. 

Rene Krombholz im Januar 2018

 

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