Das letzte Jahrzehnt war für die Friseure „nicht Ohne“
Immer mehr Betriebe, Verdrängungswettbewerb, Mitarbeitermangel, dann Corona, Lockdowns und jetzt noch Inflation, Ukrainekrieg. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher und gesunkene Umsatzzahlen stehen im Widerspruch zu den Erfordernissen: deutlich steigende Preise allerorten, steigende Lohnkosten durch den neuen Mindestlohn – keine rosigen Aussichten.
„Wie soll das alles weitergehen?“ fragen sich Viele und manch eine/r denkt schon daran aufzugeben. Rene Krombholz nutzte die Chance, um auf der TOP HAIR Messe 2022 einmal denen diese Frage zu stellen, die mit etwas Abstand auf die Friseursalons schauen.
Mit erstaunlichem Ergebnis, die meisten sehen die Zukunft deutlich positiver ….
Noah Wild, Wild Beauty AG, Vertrieb Paul Mitchell®
„Ja, wo ist die Branche in fünf Jahren? Die Welt um uns herum dreht und verändert sich und man muss alles infrage stellen, sowohl Firmen als auch Messen, als auch Friseure. Am Ende des Tages wird nichts so bleiben wie es ist. Die Welt wird anstrengender und wir müssen heraus aus der Komfortzone. Aber ich denke, wer die Chance sucht und nutzt, wird auch in fünf Jahren noch da sein. Klar ist auch: abonnierten Erfolg gibt es nicht, man muss schon etwas dafür tun! Ich glaube für den, der sich nicht neu erfinden will, wird die Zeit anstrengend werden!“
Franc Braun, Friseurunternehmer
„Eine sehr spannende Frage! Auch ich fische da im trüben Wasser! Aber ich bin überzeugt davon, dass unsere Branche eine unglaubliche Chance hat, sich aufgrund des Fachkräftemangels zu verbessern.
Es sollte möglich sein, die Wertigkeit des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Fachkraft so nach oben zu heben, dass wir auf der gleichen Stufe sind mit anderen Berufen, die überhaupt kein Problem haben im Monat 5000 € oder 7000 € zu verdienen. Das glaube ich wird passieren, ich arbeite jedenfalls daran.“
Heiko Schneider, Friseurunternehmer, Buchautor; Speaker
„Ich sehe eine große Gefahr, dass sich unser Markt weiter fragmentiert. Zum einen natürlich in Kleinstbetriebe mit Ein- oder Zweimannsalons. Zum andern in die größeren und dann professionell organisierten Salons, weil die Herausforderungen der Gesetzgebungen immer schwieriger werden und von den Salons kaum noch einzuhalten sind. Mit der Power der größeren Salons, mit mehr Personal, professioneller Führung, mit digitaler Unterstützung, mit Menschen die auch Marketing professionell beherrschen - daß werden die Unternehmen sein, die sich am Markt durchsetzen können. Ich denke, so wie es auch in der restlichen Wirtschaft ist, zukünftig wird die Marke überleben.
Weil der Verbraucher Marken kaufen möchte, dass vor allen Dingen in Krisenzeiten und schlechten Zeiten.
Darum empfehle ich auch allen Kollegen: entwickelt eure Marke! Auf der einen Seite natürlich als Arbeitgeber Marke. Empoyer Branding - damit genügend Mitarbeiter im Salon sind, um die Umsätze abzuarbeiten, auf der anderen Seite natürlich als Kundenmarke, damit wir genügend Kunden haben und genügend Umsatz machen können!“
Stefan Conzen, GLYNT
„Ich glaube es wird eine Renaissance der Qualität geben und jedes Friseurgeschäft, das sich auf die Qualität konzentriert und die Qualität der handwerklichen Dienstleistung in den Mittelpunkt stellt, wird eine gute Zukunft haben“
Markus Lohrscheidt, Phorest – Country Manager Deutschland
2027 sehe ich unsere Branche so, dass Digitalisierung gar nicht mehr diskutiert wird, sondern dass sie da ist. Ich glaube, daß die Art und Weise, wie man heute Salon Kunden sieht, völlig anders sein wird! Man muss sie anders abholen, anders begleiten.
Das ist eine riesige Herausforderung für unsere Salons. Da werden sich die Unternehmen zwangsläufig mit der Digitalisierung beschäftigen müssen. Nur so wird das auch möglich sein, nur so kann man dann auch seine Vorteile nutzen. In fünf Jahren wird schon sehr viel anders sein. Da reden wir dann nicht mehr über Kassensysteme, sondern über wirkliche Tools, die mir weiterhelfen mich im Internet zu bewegen, den sozial - Mediabereich zu überblicken und effizient zu sein“
Nikbin Rohany, CEO von Shore,
„Das Friseurhandwerk wird in fünf Jahren einen deutlich höheren Stellenwert haben wie heute! Ich glaube, wir haben in den letzten Jahren ein Tal durchlaufen, wo es hauptsächlich den Trend billig, billig, gab - jetzt geht es langsam wieder in Richtung Individualisierung, guten Service, aber dann auch in Verbindung mit höheren Preisen.
Ich hoffe, dass die Friseure künftig viel selbstbewusster an das Thema Preise herangehen. Was ich sehr oft erlebe, (auch bei meinem eigenen Friseur). Die fühlen sich richtig schlecht, wenn sie die Preise erhöhen müssen. Was sie sehr ehrt - weil sie gute Menschen sind, aber es zerreißt sie wirtschaftlich.
Auch ein Kunde hat nichts davon, wenn sein Friseur am Ende des Monats so gerade eben über die Runden kommt. Der Friseur, dem es besser geht und der einigermaßen glücklich ist, das wirkt sich ja auch auf die Stimmung und auf die Dienstleistung aus.
Ich hoffe für die nächsten fünf Jahre, dass dieses Handwerk sehr viel mehr an Attraktivität gewinnt. Die Personalfindung wird ein Riesenthema, Unternehmen ,denen es gelingt sich als Marke zu etablieren, werden es leichter haben und eher Mitarbeiter gewinnen. Leider erlebten wir in den letzten Jahren einen negativen Trend. Aber meiner Meinung nach, sieht man jetzt schon Ansätze, die in eine gute Richtung gehen!“
WELLA Jörg Thomas Zeiger, Brand Manager
„In fünf Jahren stehen wir an einem Punkt, wo wir sagen werden, wir haben die Chancen genutzt, die uns die Krise gebracht hat. Wir sehen, daß wir Aufgaben haben, diese gehen wir gemeinsam an.
Wir werden als Marktführer das tun, was dafür zu tun ist!
Wir werden weiterhin auf Weiterbildung setzen, wir werden die richtigen Produktinnovationen bringen, um die Endkonsumenten zu begeistern. Vor allen Dingen werden wir weiter an der Seite der Friseure stehen,als der stärkste Partner in der Branche.“
Rene Krombholz im Mai 2022