In vielen Unternehmen stehen die Verantwortlichen vor entscheidenden und existenziellen Fragen.
- Immer weniger Mitarbeiter sind bereit aktiv zu werden und sich einzusetzen
- Zu viele Mitarbeiter verrichten lediglich Dienst nach Vorschrift.
- Viele Unternehmen finden keine Mitarbeiter mehr
Die Frage nach dem „Warum?“ wird unterschiedlich beantwortet. Die häufigsten Begründungen lauten
a) kein Interesse!
b) der Einsatz wird eh nicht belohnt
c) Mitarbeiter fühlen sich unverstanden
d) Mitarbeiter fühlen sich überfordert, berichten von zu viel Druck
Natürlich mag es stressige Zeiten geben, meist sind diese aber absehbar und in der Regel gehen motivierte Mitarbeiter hier mit! Anders ist es in börsenorientierten Unternehmen oder auch im Discountbereich, hier steht die Gewinnmaximierung an oberster Stelle, oft ohne das die dafür Tätigen daran Anteil haben können. Oft wird sogar eine Leistung über das Normalmaß hinaus verlangt.
Im Friseurhandwerk denke ich dabei an Unternehmen, die von den Mitarbeitern einen Lohnfaktor von 4,0 bis 4,5 verlangen, allerdings bei Discountpreisen. Für 1.500,- € Bruttolohn müssen also mindestens 6.000,- € Umsatz erwirtschaftet werden. Bei Preisen von 15,- €uro pro DL sind das 400 Haarschnitte oder DL im Monat. Bei einer tariflichen Arbeitszeit (172 Std) sind das 25 Minuten die für jede DL zur Verfügung stehen….!
Mit Sicherheit ist dieses auch eine Entscheidung der Prioritäten: die Wertigkeit für bestimmte Dinge hat sich (im Auge des Betrachters) geändert und private Bedürfnisse, Freizeit sind in dieser Liste nach oben gerutscht. Auch hier stellt sich für viele Mitarbeiter die Frage: was will ich eigentlich? Diese Entscheidung wird umso dringender, je mehr die finanziellen und / oder zeitlichen Aspekte bei den Betroffenen an Bedeutung gewinnen.
Meiner Meinung nach, ist es hier aber von wesentlicher Bedeutung, wie sich die Mitglieder in diesem Unternehmen fühlen!
Dieses ist vor allen Dingen eine Frage vernünftiger sinnvoller Führung.
Es geht mir bei diesem Gedanken nicht darum Führung oder verschiedene Führungsstile zu kritisieren, vielmehr um das Bewusstmachen verschiedener Entwicklungen.
Bis Ende der 80er Jahre konnten viele Menschen noch in kleineren oder mittleren Betrieben „Führung“ und deren Struktur erfahren, daraus lernen und Brauchbares übernehmen. Heute, in der global vernetzten Welt, gibt es Führung meist nur als Weitergabe von Aufgaben und (leider) als Druck. Menschliches Miteinander, Kommunikation und Wertschätzung (wesentliche Punkte guter Führung) sind auf der Strecke geblieben.
Bedeutet nicht mehr und nicht weniger, dass viele Menschen die heute im Vereins-, wie aber auch im Arbeitsleben, mit Führung betraut sind, vor einem Wissensvakuum stehen.
Sehr viele Menschen der jüngeren Generation sind mit dem erlterlichen Gedanken ""Mein Kind soll es besser haben!" erzogen worden. Das gab es immer schon, in die Neuzeit hat dieser Gedanke durch vorhandenen Wohlstand dazu geführt das Begriffe wie Leistung und Disziplin von einer antiautoritären Erziehung abgelöst wurden. Die Arbeitswelt funktioniert allerdings anders...
Nicht umsonst gibt es hierzu unzählige Bücher, Seminare, Blogs die weiterhelfen sollen. So richtig lernen kann man Führung indes nicht, vieles ist Frage der eigenen Einstellung oder aber auch Lebenserfahrung.
Geld als Anreiz? Das genügt nicht! Es gibt genügend Unternehmen in welchen großes Geld verdient wird, die Mitarbeiter trotzdem weitgehend de-motiviert sind. Menschen im Friseurhandwerk oder auch sozialen Berufen, geht es um andere Dinge. Geld spielt hier für die Meisten eine untergeordnete Rolle.
Hier gilt es näher hinzuschauen:
was ist diesem Menschen wichtig? Welche Ziele verfolgt er/sie?
wie kann man diese Gesinnung, das Bestreben dahinter, in das Unternehmen einfügen?
kann man gemeinsame Ziele und Aufgaben finden und definieren?
wie kann man diese Personen sinnvoll in das Geschäft integrieren?
Mit welchen Aufgaben kann ich für diese Person Möglichkeiten schaffen?
Das ist der wesentliche Punkt gekonnter Führung: aus einer Gruppe verschiedenster Menschen eine motivierte Einheit zu schaffen. Zauberformel ist oft die „Sinngebung“ für bestimmte Ziele oder Tätigkeiten. Menschen wollen sich einbringen, sich entwickeln, etwas gemeinsam bewirken und zusammen auch Freude haben.
„Das funktioniert selbst bei uns im Konzern nicht..“ hörte ich kürzlich. Eben! Gerade in Konzernen und großen Firmen funktioniert das nicht mehr, hier haben Großteile der Belegschaft inzwischen die innere Kündigung vollzogen.
Reinhard Sprenger, Deutschlands Führungsguru Nr.1, sagte mir einmal: „Wenn ich in den Chefetagen großer DAXunternehmen über Führung rede, ernte ich oft nur Verständnislosigkeit!“
„Du musst die Menschen lieben, die Du führen willst!“ sagt ein altes Lehrbuch. Soll heißen: wertschätzen können!
Der persönliche Umgang in Form von wertschätzender Kommunikation und Feedback ist immens wichtig. Natürlich kann, soll und muss auch Kritik geübt werden, Ziele müssen definiert und die Umsetzung kontrolliert werden. Alles in Allen ist aber eine wertschätzende Kommunikation das Maß aller Dinge.
Eine große Gefahr gibt es an dieser Stelle:
viele der, heute Selbstständigen, sind meist einer hohen Belastung ausgesetzt, für welche sie zudem noch eher wenig Anerkennung ernten. Oft fällt es den Betroffenen schwer, aus ihrer Sicht heraus, auch kleines oder weniger erfolgreiches Engagement entsprechend wertschätzend zu kommunizieren.
Im Handwerk sind gute Arbeitskräfte schon lange Mangelware geworden.
Hier haben die Arbeitnehmer die Auswahl und können aus einer Fülle von Betrieben wählen.
Bedeutet: hier hat sich eine Situation umgekehrt, die Unternehmer müssen sich bei den Arbeitswilligen bewerben…!
Wer das noch nicht verstanden hat ist selber schuld… !
"Mit dem Herzen führen" ist übrigens das Motto der haert leaders - sie gehören zum Freundeskreis unserer Wertegemeinschaft "Der faire Salon!"
Rene Krombholz