Ja, ich gebe es zu, das ist kein neues Thema. Umso mehr bin auch ich immer wieder überrascht oder soll ich sagen entsetzt, wie aktuell dieses Thema immer wieder ist.
Erst am letzten Wochenende durften Stefan Dax und ich wieder für 20 Teilnehmer unser sogenanntes „Chefseminar“ geben. An dieser Stelle nur ganz kurz, das beste Seminar, dass es im unternehmerischen Bereich, in unserer Friseurbranche gibt. Das sage nicht nur ich, sondern viele unserer Teilnehmer, die wir in diesem Seminar über die Jahre hinweg begrüßen durften.
Auch in diesem Seminar haben wir wieder über den Umgang mit der Ware gesprochen und wie auch bei den Seminaren davor, wieder große Zustimmung erhalten, dass der Umgang mit der Ware katastrophal ist.
Dazu eine Geschichte, die genauso passiert ist. Bei einem Mandatstermin stellten wir fest, dass der Wareneinkauf in letzter Zeit gestiegen ist, just in der Zeit, nachdem 3 neue Auszubildende im Unternehmen begonnen hatten, die derzeit das Waschen bei den Kunden durchführen.
Unser Hinweis auf dieses Detail, wurde zunächst ungläubig als eine Begründung abgelehnt. Daraufhin haben wir den Auszubildenden einen Moment bei der Arbeit zugeschaut und siehe da, aus den so viel angepriesenen 5 ml pro Wäsche, wurden durch intensive Hubbewegungen oftmals 15 – 20 ml.
Natürlich haben wir die Auszubildenden darauf angesprochen und natürlich haben Sie die kommenden Tage darauf geachtet, bis die Kontrolle wieder nachließ und sie wieder zu den gewohnten Hubübungen übergingen.
Das hat sicher etwas mit der fehlenden Konsequenz zu tun, die in der Tat ein weiteres großes Thema ist. Lassen Sie mich jedoch in diesem Fall beim Warenverbrauch an sich bleiben.
Obwohl wir erwiesener Maßen nur ca. 5ml an Shampoo pro Haarwäsche benötigen, was wir ja den Endverbrauchern beim Kauf auch immer sagen, wenn es um den Preis geht, wird bei uns im Durchschnitt ca. 15 ml pro Haarwäsche verwendet.
Das heißt, wenn wir üblicherweise 2 Haarwäschen pro Kunde ausführen, verbrauchen wir pro Kunde alleine 20ml zu viel Shampoo. Abgesehen vom ökologischen Aspekt, auf den ja viele immer gerne verweisen, heißt das auch eine enorme Materialverschwendung.
Führen wir die Rechnung weiter, wenn wir am Tag ca. 8 Kunden bedienen, dann verbrauchen wir 160 ml Shampoo am Tag zu viel. Bei rund 210 Arbeitstagen, die ein Mitarbeiter hat (Urlaubstage, Seminartage, Krankheitstage, Sonderurlaube) macht das 33600 ml oder auch ca. 34 Liter. Wenn wir nun davon ausgehen, dass ein Liter Shampoo im Durchschnitt ca. 30 € kostet, dann wissen wir jetzt dass wir für 1.020,00 € im Jahr Shampoo verschwenden. Achtung, nur falls ich es noch nicht deutlich geschrieben haben: pro Mitarbeiter!
Also bei 5 Mitarbeitern sprechen wir von 5.100,00 €. Was man damit alles machen könnte ….., na gut, ich glaube da haben Sie selber genug Ideen. Ich verzichte jetzt an dieser Stelle mal darauf die gleichen Rechnungen für die Farbe oder die Intensivpflege durchzuführen.
Der durchschnittliche Materialverbrauch in Deutschland liegt zwischen 12% und 14% und damit aus unserer Sicht bis zu 4% zu hoch.
Natürlich ist es einfacher den Umsatz zu steigern und vor allen auch unbegrenzter. Es ist trotzdem auch wichtig auf die vermeidbaren Kosten zu achten. Zu hohen Materialverbrauch zähle ich eindeutig zu den vermeidbaren Kosten. Hier sollten sie dem Grundsatz „Kontrolle ist besser als Vertrauen“ folgen, obwohl ich in vielen Dingen eher auf das Vertrauen setze.
Zeigen Sie den Mitarbeitern auf, wieviel Material verschwendet wird. Sammeln Sie einmal eine Woche lang alle Farbreste die in den Colorationsschalen übrig bleiben. Wiegen Sie die Farbreste dann und sprechen mit den Mitarbeitern über das weggeworfene Geld. Prüfen sie wieviel Gramm Shampoo bei einem Hub aus ihrer Shampoo Flasche kommen und regeln Sie dann die Hubanzahl oder Hublänge. Machen Sie Tabellen, wieviel Gramm Farbe sie bei welcher Haarlänge im ersten Schritt anrühren dürfen. Machen sie ein Teammeeting und zeigen sie mal komplex das Kostengerüst Ihres Unternehmens auf, damit auch jedem Mitarbeiter klar wird, das von dem was in die Kasse kommt, nur ein Bruchteil auch als Gewinn für Sie als Unternehmer übrig bleibt.
Schaffen sie Klarheit, auch was den Materialverbrauch betrifft.
Lieben Gruß
Torsten Kowalsky