Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg:
Mehr Klasse statt Masse - Meisterqualifikation muss Standardnachweis für die Selbstständigkeit im Friseurhandwerk bleiben
„Was auf EU-Ebene jüngst diskutiert wurde ist ein Schritt in die falsche Richtung. Eine Angleichung nach unten nur um des Binnenmarktes willen zerstört auf lange Sicht das handwerkliche Niveau, die mittelständische Betriebskultur und nicht zuletzt unser weltweit bewundertes berufliches Bildungssystem. Das traditionsgeführte Friseurhandwerk in Baden-Württemberg kann einer Herabstufung des großen Befähigungsnachweises niemals zustimmen“, meint der Geschäftsführer des Fachverbandes Matthias Moser.
Brüssel hat zwar wieder zum Rückzug geblasen, doch die Vorstellung von einer unkontrollierten Dienstleistungsfreiheit ist in vielen Brüsseler Köpfen offenbar stark verankert. Das baden-württembergische Friseurhandwerk ist sich einig, dass eine Minderung des Standards vor allem ein Einfallstor für minderqualifizierte Friseurdienstleistungen bedeutet. „Gerade für die unter hohem Verdrängungswettbewerb leidende Friseurbranche in Baden-Württemberg, bedingt vor allem durch Kleinstgründungen aufgrund diverser Ausnahmegenehmigungen, könnte das eine weitere markante Verschlechterung der Umsatzrenditen bedeuten, so der Landesvorsitzende des Fachverbandes Herbert Gassert aus Mosbach.“ Durchschnittlich beschäftigen Saloninhaber in Baden-Württemberg drei Gesellen. Betriebe mit dieser Personaldecke bilden auch noch aus und kümmern sich maßgeblich in den 40 Friseur-Innungen in Baden-Württemberg um den Berufsstand, die Fortentwicklung der Handwerkskunst und Belange der Ausbildung. "Bewährte Qualitätsnachweise dürfen nicht den „Gleichmacherei-Ideologien“ der EU-Bürokratie zum Opfer fallen“, meint Moser.
Der Meisterbrief muss Grundvoraussetzung für das Führen eines Friseursalons bleiben. Dieses Qualitätssiegel sollte auf EU-Ebene als Vorbild für ein Nachahmen in den von Wirtschaftskrise und hoher Jugendarbeitslosigkeit geschüttelten Ländern betrachtet werden. Letztlich liegt der Meister auch als Fortsetzung in der Logik der Dualen Ausbildung. „Wir werden all unsere politischen Kanäle nutzen, um unseren Bedenken und Sorgen Gehör zu verschaffen. Ich rufe alle unsere Innungsobermeister dazu auf, sich in den politischen Gremien vor Ort einzubringen. Gerade die Europaabgeordneten müssen in die Pflicht genommen werden“, meint Gassert kämpferisch. Er forderte die Kandidatinnen und Kandidaten zur Europawahl am 23. Mai auf, sich zu dieser wirtschaftspolitischen Frage klar zu positionieren.