Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

2005 LGH Branchenvergleich

Aufschluss über den finanziellen Erfolg der Friseurbetriebe in NRW im Jahr 2005.


Mindestlöhne werden gefordert. Von der Politik, von Gewerkschaften aber auch von Mitarbeitern. Da stellt sich natürlich die Frage: wer soll das bezahlen?

Der Chef, der Unternehmer natürlich! Oder er muss die Mehrkosten an die Kunden weitergeben..!? In einem Markt mit Überangebot an Betrieben sind Preisanhebungen allerdings nicht so einfach möglich. Aber wie sieht der LGH Betriebsvergleich ansonsten die Marktsituation im Friseurhandwerk?

Die konjunkturelle Lage
im nordrhein-westfälischen Friseurhandwerk 2005/2006

Die Bilanz des Jahres 2005 ist für das nordrhein- westfälische Friseurhandwerk negativ ausgefallen.
Nach einem Umsatzrückgang von 4,4% im Jahre 2004 setzte sich der Abwärtstrend im Nachfolgejahr mit 4,5% in nahezu gleicher Größenordnung fort.
Auch im ersten Halbjahr 2006 zeichnete sich noch keine Besserung ab.

Entsprechend betrüblich ist auch die Entwicklung der Beschäftigung in diesem Handwerkszweig. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verringerte sich 2004 um 4% und in 2005 nochmals um 7,6%.

Die Entwicklung der Verbraucherpreise ist ein zuverlässiger Indikator für die Wettbewerbssituation einer Branche. Gelingt es, Preissteigerungen durchzusetzen, die über der allgemeinen durchschnittlichen Verteuerung liegen, dann kann man von einer starken Wettbewerbssituation sprechen. Gelingt dies nicht, dann wird man eher von einer schwachen Position ausgehen müssen.

Die Verbraucherpreise sind im August 2006 im Vergleich zum Vorjahreswert in NRW um 1,5% gestiegen. Die Preise für Friseurdienstleistungen konnten hingegen nur um 0,6% erhöht werden. In diesen Zahlen wird sichtbar, dass dem Preisgestaltungsspielraum im Friseurhandwerk sehr enge Grenzen gesetzt sind.

Das Betriebsergebnis ist im Gesamtdurchschnitt wie schon in den vergangenen Jahren deutlich negativ. Dies gilt auch für den Durchschnitt der Betriebe unter und über 100.000 € Jahresumsatz.
Die Betriebe der Größenklasse 1 erzielten mit minus 14.482 € im Jahr 2005 statt
minus 13.799 € im Jahr 2004 ein noch einmal schlechteres Ergebnis und bewegen sich damit weiter auf einem katastrophalen Niveau.

Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten hat sich der Einsatz von Eigenkapital und Arbeitskraft der Unternehmer 2005, wie schon in den
Vorjahren, nicht gelohnt.

Die Personalkosten sind der größte Kostenblock in einem Friseursalon. Es reicht bei einem Vergleich der Zahlen nicht aus, nur die steuerlich anerkannten Kosten zu vergleichen, vielmehr muss auch der Unternehmerlohn mit berücksichtigt werden.

Bei einer Überprüfung des Betriebes sollten Sie als Friseur insbesondere auf diesen Kostenfaktor achten. Mögliche Ursachen für Fehlentwicklungen können sein:
■ schlechte Auslastung je Mitarbeiter
(weniger als 20 Dienstleistungsarten je Mitarbeiter am Tag)
■ hoher Anteil unproduktiver Lohnkosten (zu viele Assistenz- oder Rezeptions-Mitarbeiter bei Betrieben unter 100.000 € Jahresumsatz)

Da im Friseurhandwerk i.d.R. Festlohn gezahlt wird, ist die personelle Auslastung primär ! ausschlaggebend für die Rentabilität eines Salons.

Kaufmännisch gibt es für die Problemstellung der Kapitalaufzehrung eine sehr einfache Lösung:
Weil normalerweise die Privatentnahmen schneller beeinflussbar sind als der Gewinn, müssen zunächst die Privatentnahmen so deutlich reduziert werden, dass diese nicht nur durch den Gewinn gedeckt werden, sondern dass auch noch genügend Gewinn im Betrieb verbleibt, um dann aus dem gewonnenen unternehmerischen Handlungsspielraum durch Neukundengewinnung und Mitarbeitermotivation Umsatz und Gewinn nachhaltig zu steigern.

Für die Zukunft wird diese Möglichkeit immer, schwieriger, wenn dabei selbst eine sparsame private Lebensführung nicht mehr möglich ist. Dies ist bei den kleineren Betrieben schon seit längerem erreicht.

In den Betrieben unter 100.000 € Jahresumsatz wurden 2005 Netto-Privatentnahmen (=Privatentnahmen minus Privateinlagen) von durchschnittlich 17.534 € vorgenommen. Das sind ca. 1.461 € im Monat.

Wo soll da noch gespart werden? Es stellt sich dabei sogar die Frage, wo hier der Reiz der Selbstständigkeit liegt?

Insgesamt besteht auch im Jahr 2005 weiter das Dilemma des Friseurhandwerks der 90er Jahre:
Nicht die Netto-Privatentnahmen sind zu hoch, sondern die Gewinne sind zu klein. Und weil die Privatentnahmen gar nicht weiter reduziert werden können, müssen die notwendigen Reduzierungen bei den betrieblichen Kosten erzielt werden. Also auch bei den Löhnen.... Ein Teufelskreis!











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