Feiertage in Deutschland sind auch Schlemmertage geworden. Verblüfft es Sie, wenn hier kein Trend zu „Geiz ist geil“ erkennbar wird? Ganz im Gegenteil: die Deutschen kaufen und kaufen und mancher Orts sieht es aus, als ob es die nächsten Wochen keine Lebensmittel mehr zu kaufen gäbe.
Selbst im TV werben große Anbieter für edle Waren, Delikatessen und kostbaren Food, Genuss ist angesagt. Hier hat sich ein unglaublicher Wandel vollzogen: Delikatessen waren bis vor gut einem Jahrzehnt eher für die „besser gestellten Herrschaften“ erschwinglich. Ein Normalbürger konnte sich so etwas in der Regel nicht leisten! Räucherlachs, Aal, Austern, edle Fisch, Fleisch und Wildsorten waren recht teuer. Im Laufe der letzten Jahre hat sich vieles davon drastisch geändert. Inzwischen sind wir so weit, dass dieser Luxus ein ernst zu nehmender Konkurrent für den Friseur geworden ist. Bekanntlich kann man jeden Euro nur einmal ausgeben. Leider entscheiden sich Verbraucher immer häufiger für diese vermeintlichen Wohltaten der Anbieter.
Vieles davon ist jedoch eine Mogelpackung: dort wo „Lachs“ draufsteht, ist meist Fisch aus der Aqua-farm enthalten, Fachleute warnen inzwischen vor dem Verzehr, weil massiv belastet. Shrimps und Garnelen kommen längst nicht mehr aus dem Meer, sondern aus Süd Ost Asien. Riesige Aufzuchtbecken, gefüllt mit Wasser, angereichert mit einer Vielzahl von Chemikalien sorgen für schnellstes Wachstum dieser Meerestiere, die heute täglich tonnenweise im Schnellverfahren hergestellt werden. Selbst Parma- oder Serranoschinken sind heute oft Plagiate. Wer also in den Genuss der wirklichen Köstlichkeiten kommen will, muss nach wie vor tiefer in die Tasche greifen.
Ähnlich sieht es auch im deutschen Friseurhandwerk aus. Dort , wo „Frisurentrend“ am Schaufenster prangt, ist nicht immer nur noch alte gute Handwerkskunst zu finden! Auch hier gibt es inzwischen die Massenabfertigung, dann zum geringeren Preis. Uns sind Friseurdiscounter bekannt, dort werden erfahrene und gestandene Friseurinnen zu Lehrgängen spezieller Art geschickt: Schnellschnitt-Technik. Bedeutet diese Friseurinnen werden in die Lage versetzt, pro Stunde bis zu 5 Haarschnitte zu fertigen. Einwand einer 50 jährigen Bewerberin: „..aber das ist doch minderwertig Qualität!“ Antwort des Geschäftsführers: „Diese Schnitte sollen auch nicht ewig halten, sondern die Kunden sollen nach drei Wochen wieder hier im Salon stehen!“
Auch der Mindestlohn wird solche Angebote nicht unterbinden.
Ändern wird sich die Situation eher für viele Beschäftige, weil gestandene Friseurinnen mit Discountpreisen nicht finanzierbar sind. Nicht wenige davon werden wir demnächst mobil tätig wiederfinden, während die Arbeitsplätze in Billigsalons mit un- oder angelernten Haarschneiderinnen besetzt werden.
Minderwertige, weil billigere Produkte, kein Service, unter Verkaufsdruck stehende Mitarbeiter statt ehrliche Beratung, 5.- € Gebühr für eine Terminvereinbarung, Toilettengebühr, es gibt auch im Friseurhandwerk genügend Mogelpackungen.
Gute Qualität in Arbeit und Beratung wird nur noch für einen entsprechenden Preis möglich sein. Verbraucher unterscheiden heute zu oft lediglich den Preis, hinterfragen kaum das Angebot. Verbraucher haben sich an mindere Qualitäten ebenso gewöhnt wie selbst ausgeführte Arbeiten zu Gunsten des Preises, egal ob das „selber föhnen“ oder das abräumen des Geschirrs im Restaurant.
Das fatale dabei ist: viele werden selbst zu Mogelpackungen. Der Preis zählt! Das allgegenwertige „must have“ führt zu einer verzerrten Wertorientierung. Menschliche Dienstleistung oder fachliche Beratung sinken im Wert. Was heute zählt sind Statussymbole und Lebensart.
Statt in typgerechte Frisur oder individuelle Kleidung wird in überteuerte (weil billigst gefertigte) Markenklamotten oder in den 08/15 glattherunter Langhaarschnitt investiert. Beides geht sehr oft zu Lasten der Individualität und der Authentizität. Menschen von Konsum und Werbung irritiert und manipuliert sollten darauf achten, nicht selbst Mogelpackung zu werden…..