Wenn Sie der Meinung sind, Ihre Kosten nicht genau erfassen und Preise nicht kalkulieren zu müssen, werden Sie sich mit dem zufrieden geben müssen, was dann nach dem Zufallsprinzip wirklich übrig bleibt. Und das ist meist recht wenig.
Friseure sind hier sehr optimistisch. Das zeigen auch Umfragen, die sich jährlich mit der Erwartung für das kommende Jahr befassen und von den Friseuren eben nicht geplant, sondern fast ausschließlich nur (deutlich zu) positiv eingeschätzt werden.
Am Ende des Jahres weiß man dann natürlich sehr schnell, warum alles anders gekommen ist. Das war dann das schlechte Wetter im Sommer, der Billigfriseur um die Ecke und die Weltwirtschaftslage spricht ja auch Bände……
Ihren Gewinn müssen Sie planen
Wenn man den Zahlen Glauben schenken will, sind die Einkommen der deutschen Friseur- unternehmer mehr als dürftig. Das sehen auch die Banken so und verweigern die Zusammenarbeit mit Friseuren.
Geldinstitute befinden sich derzeit selber in Engpässen und wollen nur eines: Ihr Geld und mit Ihrem Geld arbeiten. Mit solchen Einkommensverhältnissen sind Sie für Bänker kein interessanter Kunde, und viel schlimmer: Unglaubwürdig dazu! Bankmitarbeiter rechnen Ihnen gerne vor, was Sie pro Monat zur Verfügung haben müssten, um einen vernünftigen Lebensunterhalt plus Altersvorsorge zu finanzieren. Da fehlen 1000 €? Pech gehabt und Ihr Kredit ist abgelehnt. Immer häufiger kommt es vor, dass laufende Kredite einfach gekündigt und zur sofortigen Zahlung fällig werden. Das ist rechtlich legitim. Die Kreditunternehmen fürchten das Ausfallrisiko und bedienen sich, so lange noch Geld da ist.
Ähnlich sehen es aber auch die Finanzbehörden, die sich immer öfters fragen, wie Sie von Ihren Gewinnen Ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Genau aus diesem Grunde ist es dringend notwendig, den Unternehmerlohn zu planen und in die Preiskalkulation mit einzubeziehen. Das machen Sie wie folgt:
Ermitteln Sie die jährlichen privaten Kosten in Euro
Miete / Kosten für Wohnraum | |
Wasser, Energie, Heizung | |
Nebenkosten für Wohnraum | |
Haushaltskosten | |
Lebensmittel | |
Kleidung | |
Telekommunikation / Handy / Online | |
Freizeitaktivitäten Vereinsbeiträge | |
Kinderbetreuung | |
Sparverträge | |
Extras; Weihnachten, Urlaub, Geschenke | |
Lebens/ Rentenversicherung | |
Kranken / Unfallversicherung | |
Hausrat / Haftpflichtversicherung | |
Rechtschutz / sonstige Versicherungen | |
Unterhaltsverpflichtungen | |
Leasing / Ratenzahlungen | |
sonstige | |
benötigt: | Summe |
abzüglich sonstige Einnahmen | |
abzüglich Einkommen des Partners netto | |
erforderlicher Unternehmerlohn |
Jetzt haben Sie eine Summe, die Ihnen angibt, welchen Betrag Sie für Ihre private Lebensführung benötigen. Eventuell müssen Sie auch mal den Rotstift ansetzen: auf den großen Urlaub kann verzichtet werden, auf eine Alterssicherung eher nicht.
Wenn ein Lebenspartner eigenen Lohn in diese Haushaltskasse einbringt, oder Sie externe Leistungen erhalten, können Sie diese Kostenrechnung um den entsprechenden Betrag reduzieren.
Diese Endsumme gilt es dann als Unterlohn in die Kostenrechnung aus dem letzten Beitrag Kalkulation zu übernehmen > plus 19 % MwSt natürlich, denn die müssen Sie ja abführen!
FAKTEN
78,2 % der Betriebsinhaber verdienen angeblich weniger als brutto 1.700,- € pro Monat.
30% der Unternehmen melden einen Jahresumsatz unter 17.500,- €
Was bleibt da an Gewinn? Zum Leben zu wenig!
Unbestritten: das ist dringend veränderungswürdig, aber vielfach selbst verantwortet. Viel wurde und wird verschlafen. Von einem kommenden Grundlohn für das Friseurhandwerk haben viele Chefs noch nichts gehört, wie tägliche erstaunte Fragen beweisen. Statt gestrafftem und geordnetem Management zur Sicherung von Qualität, Service und Weiterbildung haben sich nicht wenige Unternehmer kreativen Lösungen verschrieben. Genau diese funktionieren jetzt immer weniger…
Dabei hat die Arbeit mit Menschen und am Menschen einen anderen Lohn verdient.
EU KODEX für das Friseurhandwerk in Europa:
Gewinne sind ein wichtiger Faktor für die Existenzsicherung und den Wohlstand eines„Salons“. Die Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen. Wenn ein SalonVerlust macht, muss er zwangsläufig schließen. Dabei verliert jeder: die Kunden, dieInhaber und insbesondere diejenigen, deren Arbeitsplätze verschwinden.
Eine gesunde Finanzlage sichert das Fortbestehen der Salons und ermöglicht bessereLöhne und Arbeitsbedingungen sowie zweckmäßige Investitionen, was zu einerqualitativen Verbesserung der Dienstleistungen und höheren beruflichen Standards führt,wodurch wiederum die Kundenzufriedenheit und -treue aufrechterhalten werden.
Dieses ist ein Beitrag, veröffentlicht in TOP HAIR International und gehört zum Konzept „der faire Salon“