Natürlich wissen wir, dass der Friseurberuf von Ausnahmen abgesehen, eher im unteren Teil der Einkommensskala rangiert. Was vielfach übersehen wird ist die Tatsache, dass dieses in der Regel auch die meisten Unternehmer betrifft.
Kein Chef hat Geldkisten in seinem Keller, um hiervon Löhne und andere Kosten zu bezahlen. Vielmehr muss dieses, gemeinsam von allen Tätigen im Unternehmen, vorher erwirtschaftet werden. Und natürlich sollten auch für den Unternehmer selber, nach Abzug aller Kosten, genügend finanzielle Mittel übrig bleiben, um einen gerechtfertigten Lebensstandard zu gewährleisten.
Bis hierhin mag die Thematik meist noch einleuchtend sein, danach wird es schon schwieriger. Mitarbeiter im Friseurhandwerk sind in der Regel weder betriebswirtschaftlich auf dem Laufenden und noch weniger über die Kostensituation eines Unternehmens aufgeklärt. Im Konzept aus „Der faire Salon!“ wird diese Transparenz zu den Mitarbeitern als sehr wichtig angesehen.
Mitarbeiter können nur nachvollziehen und verstehen, was sie auch in ihren Köpfen haben. Eine Friseurin denkt: „ich mache 5.000 € Umsatz, bekomme selber 1500 €, wobei mein Chef dann nach Abzug aller Kosten 3.000 € Gewinn macht! Mindestens! “ Dieser weit verbreitete Irrtum rührt daher, weil Mitarbeiter über die wirklichen Kostensituation nicht aufgeklärt sind.
Fakt ist: um für den Betrieb einigermaßen rentabel zu sein, bedarf es eines Umsatzes in Höhe von circa des drei-, bis vierfachen des jeweiligen Bruttolohnes der Mitarbeiterin.
Beispiel:
Lohn: 1.000 €uro bei Lohnfaktor 3,0 (meist einfache Salons) ergeben 3.000.- € Sollumsatz
Lohn: 1.000 €uro bei Lohnfaktor 4,5 (meist gehobene Salons) ergeben 4.500,- € Sollumsatz
Das ist der viel diskutierte Sollumsatz, der für jedes Unternehmen anhand der jeweiligen Kostensituation individuell zu errechnen und anzuwenden ist.
Diese, aus dem Lohnfaktor resultierende Summe, ist ein Controlling Instrument, nicht mehr und nicht weniger.
Ein rechtlich akzeptabler Kündigungsgrund ist eine Unterschreitung dieser Vorgabe keinesfalls – wobei: kein Chef kann einen Arbeitsplatz auf Dauer aus der eigenen Tasche subventionieren. Hier wird man sich dann aus anderen Gründen von solchen Mitarbeitern trennen müssen.
Ein Unternehmer muss bei Unterschreitung dieser Umsatz-Vorgaben durch den/die Mitarbeiter/in Maßnahmen treffen, das bedeutet das Gespräch mit dem/den jeweiligen Mitarbeiter/innen suchen, Hilfestellung geben gegebenenfalls in gegenseitiger Vereinbarung. auch arbeitsvertragliche Veränderungen anstreben.
Das kann unter Umständen auch eine Reduzierung der Arbeitszeit sein, verbunden mit einem dann niedrigeren Lohn, um hierdurch den erforderlichen Sollumsatz der tatsächlichen Leistung anzupassen.
Als Unternehmer sollte man sich hier aber seiner Verantwortung bewusst sein: solche eine Entscheidung ist für Mitarbeiter/innen oft auch de-motivierend, will also gut überlegt und noch besser kommuniziert sein, muss zudem schriftlich fixiert werden.
Nicht seriös ist es, ohne individuelle Berechnung, den Lohnfaktor pi mal Daumen anzusetzen, oder Vorgaben zu machen, die nicht erreichbar sind. Bei Discountpreisen und 10.-€uro Haarschnitten einen Lohnfaktor von über Vier von seinen Mitarbeitern zu verlangen, das sehe ich persönlich schon fast als sittenwidrig an.