Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 11.12.2024

Unsere Geldgeber – die Kunden

TOP HAIR 6 / 2012


Mitarbeiter möchten (mehr) Geld verdienen. Nicht nur – aber besonders im Friseurhandwerk – eine berechtigte Forderung. Diese findet meine ungeteilte Unterstützung, aber immer Verbunden mit der Frage: „Wie viel mehr? Und wie rentabel ist diese Mitarbeiterin überhaupt?“

Gute Mitarbeiter sind knapp, haben gutes Geld verdient, keine Frage. Besonders im Hinblick auf die nächsten Jahre wird sich das Friseurhandwerk ohnehin etwas einfallen müssen. Der Mitarbeitermangel greift in allen Berufen um sich und andere Branchen werden mit anderen, höheren Löhnen locken.

Fakt ist: Forderungen sind schnell aufgestellt, aber das muss erst einmal finanziert werden. Löhne müssen erst einmal erwirtschaftet werden. Im Friseurhandwerk ist der 3,5 bis 4 fache Bruttolohn als Umsatz notwendig um den Arbeitsplatz zu finanzieren.

Dazu braucht es neben Einsatz und Fachkompetent Aller erst mal eines: Kunden!

Die Marktsituation wollen wir an dieser Stelle nicht erläutern. Die Friseurbranche befindet sich in einem starken Verdrängungswettbewerb und (fast) jeder Salon sucht und braucht neue Kunden.

Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler

Sagt ein altes Sprichwort. Und bei der Frage nach Steigerung der Umsatzzahlen sollte genau diese Perspektive unter die Lupe genommen werden.

Gefallen wir unseren Kunden/innen überhaupt?

Erfüllen wir die Bedürfnisse, Wünsche und Anforderungen unserer Kunden?

Nein, Falsch! ... richtig muss es heißen: nicht der (unserer) Kunden, sondern auch jener, die wir erreichen wollen! Um Umsatz zu erwirtschaften brauchen wir erst einmal Kunden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist das ein Problem der meisten Friseursalons.

Bekannt ist auch: nicht immer sind die Kunden zufrieden mit dem, was Ihnen geboten wird. Abgesehen von bekannten Mängeln wie

  • 70 % der Kunden möchten mehr Beratung,
  • 69 % der Kunden empfinden den Friseur als zu teuer,
  • 59 % der Kunden sind mit den Leistungen nicht zufrieden

von denen wir später noch sprechen werden, stellt sich zuerst die Fragen:

Wer sind überhaupt unsere Kunden?

Welche Bedürfnisse und Anforderungen haben Sie an uns?

Aber auch:

warum gehen Menschen überhaupt zum Friseur?

Weil die Haare zu lang sind? Die könnten zu Hause mit einer Schere selber gekürzt werden.

Natürlich wollen Kunden vernünftig aussehen, wobei ganz klar: die Geschmäcker und Ansprüche sind ebenso verschieden wie das zur Verfügung stehende Budget unserer Kunden.

Bereits hier teilen die Ansprüche aber schon das Klientel unserer potentiellen Kunden und damit auch die Erfordernisse um diese zu erreichen.

Zweckmäßigkeit und Preis stehen für nicht wenige Menschen als Entscheidungskriterium im Vordergrund wenn es um die Wahl des Friseurs geht.

Es gibt Menschen, die legen nicht sehr viel Wert auf ein optimiertes Erscheinungsbild, einfach Haare ab, das passt und viel kosten darf es auch nicht. Dieses ist das optimale Potential an Kunden für den Billigfriseur.

Fastfriseur kann man sagen, genau wie es Menschen gibt die keine Feinschmecker sind und lieber Konserven, Tiefkühl und Fast Food bevorzugen, gibt es so etwas auch in der Friseurbranche und hat seine Berechtigung. Auch wenn es uns nicht angenehm ist: es gibt auch Discountfriseure die sehr wohl Tariflöhne zahlen, vernünftige Produkte verwenden und und korrekte Haarschnitte fertigen. Auch wenn viele Kollegen das nicht wahrhaben wollen…

Gutes Aussehen, schöne Haare und flotte Frisuren, auf dieses Versprechen wartet die zweite Kundengruppe. Hier braucht es ein höheres fachliches Know How, ständige Weiterbildung und neue Angebote. Die Erwartungshaltung dieser Zielgruppe ist nicht zu unterschätzen, Kunden die sich für diese Themengebiete interessieren sind heutzutage bestens informiert über Trends und Möglichkeiten. Diese Kunden sind bereit einen höheren Preis zu akzeptieren, sofern die (erwartete) Leistung stimmt. Leider ist das nicht immer der Fall, was so manchen Kunden bewogen hat, dann doch lieber einen Discountfriseur aufzusuchen.

Entspannung - Vertrauen – Emotionalität

Das ist die nächste potentielle Gruppe. Dazu zählen Kundinnen die sich nach einem stressigen Arbeitstag einfach entspannen, abschalten und verwöhnen lassen wollen. Vertrauen auf gute Leistung ist unabdingbar, weil sonst statt Entspannung Ängste und Spannung hervorgerufen werden. Eine besondere Herausforderung an die im Salon tätigen. Die Kunden hier sind oft Stammkunden aus Gründen der Qualität und des Vertrauens. Man weiß was man bekommt.

(Kunden im unteren Preissegment – Fast Friseur – wechseln dagegen häufig, das Konzept ist auch nicht auf Kundenbindung ausgelegt)

Noch eines darf nicht vergessen werden: das emotionale.

In unseren Städten leben teilweise bis zu 50% der Menschen in Singlehaushalten, also allein. Das sind nicht nur 20jährige sondern eben auch ein großer Anteil an Senioren.

Hier hat der Friseur auch die Funktion des sich „Austauschens“ und „unter Leute kommen“
Einsamkeit ist im Zeitalter der Kommunikation und Information leider kein Fremdwort. Hier kommt den Friseuren auch eine soziale Funktion zu die es zu nutzen gilt.

Einsame Menschen sind froh und dankbar über etwas Zuneigung, Herzlichkeit und Aufmerksamkeit.

Sie als Chef oder Mitarbeiter im fairen Salon, können das nutzen – die Fast Friseure haben dazu auf Grund ihres Konzeptes keine Chance. Wenn sie diesen Artikel aufmerksam lesen werden Sie merken: auch Ihr Salon hat Chancen am Markt. Ihre Zielgruppe ist eine andere als die der Billig und Discountsalons.

Stellen Sie sich die Fragen:

  • Welche Zielgruppe passt zu mir?
  • Warum sollen      die Kunden dann ausgerechnet zu mir kommen?  
  • Wo bin ich besser oder anders all Mitbewerber? Wissen      die Menschen das auch?

Sicher provokant, aber man muss wissen: Kunden kommen aus egoistischen Gründen zu uns:

Sie erwarten von uns, das wir ihre Bedürfnisse erkennen und Ihre Bedürfnisse befriedigen

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