Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9873 Letzte Aktualisierung: 23.11.2024

UNMÖGLICH

Über Unwissenheit, fehlendem Respekt, Versäumnisse


Um die geforderte Rückzahlung u.a. der NRW Corona Soforthilfe hat es seit jeher Diskussionen gegeben. Nicht zuletzt, weil Bundeskanzler Scholz klar angekündigt hatte: es handelt sich um Hilfen und nicht um Darlehen- diese Hilfen müssen nicht zurückgezahlt werden.

Schon früh bildete sich als Solidargemeinschaft die IG-NRW Soforthilfe um Betroffenen zu helfen. Mittels Crowdfunding wurde Kapital gesammelt um fähige Anwälte, die sich mit dem komplizierten Verwaltungsrecht auskennen, zu finanzieren. Sowie die anstehenden Musterprozesse in NRW.

Wer sich hier beteiligte bekam Hilfestellung und Rechtsrat auf dem Weg zur und in der Klage, die ohne eigenen Anwalt möglich gemacht wurde (!) gegen die Rückzahlungsforderungen und dieses war absolut erfolgreich: alle die hier den Klageweg beschritten haben, waren bisher durch diesen Rechts“beistand“ erfolgreich und haben die Klagen gewonnen. Sämtliche Gerichte, die sich bis heute mit dieser Thematik befassen, weisen die Länder und Landesbanken in die Schranken und zeigen, das das Vorgehen der Behörden unrechtmäßig ist. Eine hervorragende Arbeit dieser NRW Initiative um Reiner Hermann und Marc Schuirmann. 

Dieses Wirrwarr erreicht jetzt einen neuen, aber unrühmlichen Höhepunkt, als eine Friseurin dem Gründer dieser Initiative schlichtweg öffentlich Betrugsverdacht vorwirft.

Wie es zu solchen Äußerungen kommen kann, aus Bösartigkeit oder Unwissenheit, bleibt unerheblich. Letztlich wurden alle Einnahmen und Ausgaben der Kasse monatlich im Mitgliederbereich der Website veröffentlicht, inkl. Sämtlich der Belege aller Ausgaben.

Bekanntlich schützt Unwissenheit vor Strafe nicht - und letztlich ist es ein Unding, ohne handfeste Beweise- rein aus eigenem Denken heraus, Menschen derart diffamierend und beleidigend bloßzustellen, das sogar öffentlich mittels Facebookpost.

Ähnliches Ist mir vor Jahren ebenso passiert, aus diesem Grund bin ich hier auch sehr empathisch. 
Dabei ging es um die von mir gegründete Wertegemeinschaft „Der faire Salon“

Kurz vor der Aufnahme des 500  Mitglieds bekam ich Ärger mit den Finanzbehörden, die mir eine mangelnde Gewinnerzielungsabsicht vorwarfen. 
Grund war meine Leistung, die ich für die inzwischen fast 500 Friseurunternehmen kostenlos erbracht und deren Salons kostenlos in unserer Internetplattform vorgestellt hatte.
Gleichzeitig hatte ich die Kosten für Server, Webtechniker und dergleichen beim Finanzamt geltend gemacht. 

So musste ich einen kleinen Monatsbeitrag einführen und als ich letztlich das ganze System umstrukturierte und als Mindestbeitrag 3,50€ forderte, wurde mir mit Anzeigen gedroht, Schreiben von Rechtsanwälten flatterten ins Haus, Beleidigungen ohne Ende und rund 200 Kollegen:innen die das Ganze vorher noch bejubelten, verabschiedeten sich in teils beleidigender Weise.

Letztlich zeigt das solches Verhalten aber auch eine andere Eigenart unserer Branche. Eine - wie ich meine - zu große Unwissenheit bei vielen Dingen. 
Natürlich kann man über eine Meisterpflicht diskutieren, aber man muss auch fragen, wohin führt das?

Regelmäßige Fragen in den Friseurforen von Friseurunternehmern: innen 
- wie schreibe ich ein Zeugnis? 
- Muss ich Zeitaufwand für Weiterbildung entlohnen? 
- 60 € Umsatz am Tag, reicht das? 

Hier handelt es sich nicht um fachliche Fragen wie der Rezeptur einer Farbmischung, sondern um grundlegendes Wissen, welches zur Führung eines Betriebes notwendig ist. Zu oft fehlt dieses, das zeigt auch die Diskussion um den Hautpilz – bei fast allen auffällig gewordenen Salons zeigt sich, dass hier keinerlei Wissen um die Hygienevorschriften vorhanden ist. 

Oder Fragen, die in Foren gestellt und hilfsbereit beantwortet werden: 
„was muss ich meinen Mitarbeitern bezahlen?“- 
„Kann ich im Salon auch Syoss Haarfarbe verwenden?“ 
Bei allem Respekt zur Hilfsbereitschaft, das ist eher unterlassene Hilfeleistung, denn das hier was schief läuft ist erkennbar.

Nicht zuletzt brauchen wir einen dringenden Wandel 

  • bei der Neuzulassung von Betrieben,
  • in unserem Miteinander, dem notwendigen Respekt
  • bei der Selbstverantwortung,
  • der ständigen Forderung das Innungen, Verbände oder Vater Staat für alles verantwortlich sind,
  • aber auch dem Umgang der Politik und Behörden mit dem Friseurhandwerk.
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